Eishockey-WM Schalke-Arena wird zum Eis-Tempel

Rasen raus, Eis rein: In nur sechs Tagen verwandelt sich die Fußball-Arena von Schalke 04 in das größte Eisstadion der Welt. Das Eröffnungsspiel der Eishockey-WM am Freitag zwischen Deutschland und "Team USA" wird dann mit einer Weltrekordkulisse über die Bühne gehen.

Schalke friert seine Arena für den Weltrekord ein, der Bundestrainer hat sein WM-Team fast gefunden: Die Gastgeber machen sich unter Hochdruck bereit für den Start der 74. Eishockey-Weltmeisterschaft. Schon einen Tag vor der Generalprobe gegen Kanada strich Deutschland-Coach Uwe Krupp den erkrankten Chris Schmidt und Yannic Seidenberg aus seinem vorläufigen Kader. Am Dienstagabend will der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) sein endgültiges 23-Mann-Team für die Heim-WM benennen. "Wir sitzen bis tief in die Nacht zusammen und beraten", sagte Krupp am Montag in Hamburg.

Drei Tage nach dem finalen Härtetest gegen den Olympiasieger soll die Rekord-Kulisse von 76 152 Zuschauern das deutsche Team im zum Eis-Tempel umgebauten Gelsenkirchener Fußball-Stadion zur Auftakt- Sensation gegen die US-Boys treiben. In der Schalker Arena wächst schon jetzt trotz milder Temperaturen Millimeter für Millimeter eine Eisschicht. "Selbst wenn wir 25 oder 30 Grad haben, wird hier am Freitag Eishockey gespielt. Dem Rekord steht nichts im Weg", sagte Ulrich Dargel, Technischer Leiter der Arena.

Rund um die Uhr bauen etwa 100 Arbeiter die zusätzlichen Tribünen auf und erstellen die Eisfläche. Acht Kälte-Aggregate kühlen die Flüssigkeit auf minus 14 Grad herab, 120 Kilometer Schläuche haben die Techniker verlegt. Rund 1,2 Millionen Euro investieren die Organisatoren in das Mammut-Projekt - alles für das "Boah-Erlebnis", wie Arena-Geschäftsführer Rüdiger Mengede die Auftakt-Sause nennt.

Vier Streichkandidaten

Nach der Eröffnung durch Bundespräsident Horst Köhler kommt es jedoch vor allem auf die DEB-Auswahl an, um den Schwung mit ins Turnier zu nehmen. Eine letzte Standortbestimmung erhofft sich Coach Krupp am Dienstag in Hamburg gegen den 24-maligen Weltmeister Kanada, der mit 22 Profis aus der nordamerikanischen NHL antritt. "Das Spiel sollte uns die Richtung zeigen. Kanada spielt ähnlich wie die USA", sagte der Bundestrainer.

27 Spieler standen am Montag noch in Krupps Kader, vier zu viel. Zwei Verteidiger und zwei Stürmer muss der 44-Jährige noch streichen. Allerdings werden sich zwei Spieler auf Abruf weiter bereithalten und können nach der Vorrunde nachrücken. "Es ist noch die ein oder andere harte Entscheidung zu treffen", sagte Krupp.

Bei Kanada nur ein Gold-Gewinner von Vancouver dabei

Keine Wahl blieb ihm bei Abwehr-Routinier Schmidt. Der 34-Jährige muss wegen einer Virus-Erkrankung passen. "Das ist sicher eine Enttäuschung für ihn. Aber wenn er nicht bei 100 Prozent ist, macht es keinen Sinn", meinte Krupp. Bei Olympia in Vancouver war Schmidt noch dabei. Bei Yannic Seidenberg, dessen Bruder Dennis vom NHL-Club Boston Bruins wegen einer Verletzung ebenfalls fehlen wird, entschieden hingegen allein sportliche Gründe. "Das war einer der Cuts, die wir machen mussten", erklärte Krupp.

Gegen Kanada geht es nun für die verbliebenen Wackelkandidaten um die restlichen WM-Tickets. "Die Spieler werden um die letzten Plätze kämpfen. Deshalb erwarte ich einen nervösen Auftritt der deutschen Mannschaft", sagte DEB-Generalsekretär Franz Reindl.

Kanadas Teammanager Mark Messier sieht den Vergleich in der O2 World als echten Gradmesser. "Das ist ein guter Test für unsere junge Mannschaft", meinte der sechsmalige Stanley-Cup-Sieger. Im WM-Kader der "Ahornblätter" steht in Corey Perry von den Anaheim Ducks nur noch ein Spieler aus dem Gold-Team von Vancouver. Dafür sind NHL- Torschützenkönig Steve Stamkos von den Tampa Bay Lightning und Top- Youngster John Tavares (New York Islanders) dabei.

Von Christian Hollmann und Florian Lütticke/DPA

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