Formel-1-Star Jenson Button Ein Softie im Monsterauto

Von Elmar Brümmer
Seit sich der einstige Lebemann Jenson Button gegen sein Playboy-Image wehrt, ist er nicht mehr zu stoppen: Beim Großen Preis der Türkei fährt der Brite seinen sechsten Sieg im siebten Formel-1-Rennen der Saison ein. Dem WM-Spitzenreiter dürfte der Titel wohl nicht mehr zu nehmen sein.

Eine außergewöhnliche Leistung, die ihn auf das Niveau der Champions Michael Schumacher und Jim Clark hebt. Mit einem Auto namens Brawn-Mercedes, dass Button schlicht als "außerirdisch" empfindet. Vor Rührung versagte ihm nach der Zieldurchfahrt fast die Stimme, als er über Bordfunk seinen Mechanikern ein Riesenkompliment machte: "Jungs, Ihr habt mir ein Monster-Auto gebaut."

Die Einschätzung, dass der Geniestreich von Konstrukteur Ross Brawn an diesem Wochenende noch besser als bei den vorausgegangenen fünf Triumphen war, ist kein Überschwang der Gefühle: Brawn war im Istanbul Park in der Tat nur chancenreicher Außenseiter. Red Bull und mit Abstrichen sogar Ferrari galten als Siegkandidaten.

Am ersten Trainingstag schien sich das zu bestätigen, aber die Last-Minute-Taktik gehört beim größten Comeback der jüngeren Formel-1-Geschichte zum Erfolgsrezept. Cool, weit cooler als das Bart genannte Gestrüpp im Gesicht des 29-Jährigen Abonnements-Siegers, ist dessen Vorgehensweise. Jeder Erfolg gibt ihm noch ein Stückchen mehr Sicherheit. Es ist daher hauptsächlich Koketterie des Erfolgreichen, wenn er in Istanbul befindet: "Ich werde auch mal ein schlechtes Rennen haben in diesem Jahr." Angesichts seines Vorsprungs muss er eigentlich nur konstant ins Vorderfeld fahren, und sein Fahrstil ist derzeit so überlegt wie überlegen.

"Zuviel gewollt"

Ein Softie im Monster-Wagen, der seine abschreckende Wirkung auch nicht auf den einzigen Konkurrenten verfehlte, der das Titelrennen noch richtig offen hätte halten können – den Heppenheimer Sebastian Vettel. Doch der deutsche Jungstar verschenkte die dritte Pole-Position seiner Karriere nach zwei Drittel der ersten Runde, als er sich vom Rückenwind auf den Seitenstreifen treiben ließ. Kaltschnäuzig, wie Button sich den Frust aus all den Jahren des Hinterbänklertums gerade von der Seele fährt, setzte sich das weiße Auto an die Spitze, um sie auch nicht mehr herzugeben. Vettels Teamchef Christian Horner befand: "Zuviel gewollt"“ Und Fernsehgrantler Niki Lauda bescheinigte dem neuen deutschen Quotenbringer: "Ich bin enttäuscht". Dritter fataler Fehler im siebten Rennen.

Vettel rutschte sogar noch hinter seinen Teamkollegen Mark Webber auf Platz drei zurück, zum dritten Mal in Serie. Und beklagte sich über die vermeintlich falsche Taktik des Red Bull-Teams, wegen der er einen Stopp mehr machen musste als die Konkurrenten. Bei allem Frust erkannte er neidlos an: "Gegen Jenson wären wir heute sowieso nicht schnell genug gewesen." Webber entschuldigte sich sogar beim spärlich erschienen Publikum: "Man sollte den Leuten die Eintrittsgelder zurück geben, denn ihnen war eine bessere Show versprochen."

Bloß nicht entspannen

Das könnte so weitergehen. Button reist in zwei Wochen als Spitzenreiter zu seinem Heimat-Grand-Prix in Silverstone, für ihn stehen jetzt 61 Punkte zu Buche, dann folgen sein Teamkollege Rubens Barrichello (35), Vettel (29) und Webber (27,5). "Sobald man zu entspannen beginnt, geht alles den Bach runter", pflegt Jenson Button denen zu antworten, die ihn bereits als Champion feiern. Wem das Mut machen soll? Natürlich nur ihm selbst.

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