Jan Ullrichs Berg-und-Tal-Fahrt Als Doping-Sünder verurteilt

Jan Ullrich hat im Radsport alles erlebt, er war gefeierter Popstar und auch schwarzes Schaf. Ein Dopingfall in Spanien sorgte für den Abgang des bis dato einzigen deutschen Tour-de-France-Siegers. Gegen die Affäre wirkten andere Vorfälle wie Dummejungenstreiche.

Ganz oben und ganz unten: Jan Ullrich kennt die beiden Extreme und alle Stationen dazwischen. Erst war er unbekümmerter Volksheld, dann gehätscheltes Sorgenkind, später im Visier der Dopingfahnder. Der einstige Sport-Held Jan Ullrich, der 1997 als erster und bislang einziger Deutscher die Tour de France gewonnen hatte, trat im Februar 2007 als gebranntmarkter Radprofi zurück. Seitdem schwieg er - waren die Doping-Indizien gegen ihn auch noch so schwerwiegend. Viel mehr als die Stereotype "Ich habe nie jemanden betrogen" kam nicht aus ihm heraus. Sein ramponiertes Image in der ihm einst so geneigten Öffentlichkeit war schwerbeschädigt.

Fünf Jahre nach seinem Rücktritt ist seine Akte als Profiradsportler nun mit einer Doping-Verurteilung geschlossen worden. Der Internationale Sportgerichtshof CAS sperrte den einzigen deutschen Tour-de-France-Gewinner am Donnerstag rückwirkend vom 22. August 2011 an für zwei Jahre für alle Aktivitäten im Profiradsport. Zudem annullierte das Gericht alle Ergebnisse Ullrichs seit dem 1. Mai 2005 - darunter Rang drei bei der Tour de France 2005 und den Gesamtsieg bei der Tour de Suisse 2006.

Am 30. Juni 2006 zerbrach die so heil scheinende Ullrich-Welt. Einen Tag vor seiner neunten Tour-Teilnahme wurde der Rad-Profi von seinem T-Mobile-Team suspendiert. Grund: Mögliche Verwicklungen in den spanischen Doping-Skandal um den Gynäkologen und mutmaßlichen Dopingarzt Eufemiano Fuentes.

Im Dauerduell mit Lance Armstrong

Dagegen wirkte seine Irrfahrt im Porsche am 1. Mai 2002, als er vor dem Freiburger Bahnhof einen Fahrradständer rammte und danach Fahrerflucht beging, wie ein Dummerjungenstreich. Auch einen positiven Doping-Test auf Amphetamine, der mit einer auf sechs Monate reduzierten Sperre endete, umschifften er und seine Berater im Anschluss noch halbwegs elegant.

Dabei hatte seine sportliche Karriere so vielversprechend begonnen - obwohl sein Start ins Leben nicht leicht war. Ullrich wuchs ohne Vater auf. 1993 in Oslo feierte der gebürtige Rostocker als jüngster Amateur-Weltmeister seinen ersten großen Erfolg - den Profi-Titel holte sich sein Dauerrivale Lance Armstrong (USA). 1995 bekam Ullrich selbst einen Profi-Vertrag beim Bonner Rennstall Telekom. In Sydney wurde er 2000 Olympiasieger auf der Straße, 1999 und 2001 Zeitfahr-Weltmeister, 1999 gewann er die Spanien-Rundfahrt, 2004 die Tour de Suisse. Fünfmal bot er Tour-Dauersieger Armstrong in Frankreich in teilweise packenden Duellen die Stirn.

Ullrich genoss zeitweise Popstar-Qualitäten. Seine Liebesgeschichten wurden in der Boulevard-Presse ausgebreitet. 2005 kam es nach der Geburt seiner Tochter Sarah Maria zur Trennung von seiner langjährigen Freundin, der Winzertochter Gaby. Wenige Wochen später präsentierte er Sara Steinhauser, die Schwester seines Team-Kollegen Tobias Steinhauser, als neue Frau an seiner Seite. Sie heirateten, und der Wahlschweizer Ullrich wurde wieder Vater. Beim "Ball des Sports" vergangene Woche in Wiesbaden wagte er sich mit seiner Frau zum ersten Mal wieder aufs ganz große Parkett.

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Andreas Zellmer und Manuel Schwarz, DPA

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