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Spieler der Würzburg Panthers Er darf nicht auswärts spielen, weil er Asylbewerber ist

In Würzburg darf ein Footballspieler nicht mit seinem Team zu Auswärtsspielen reisen, weil er Asylbewerber ist. Sein Team will das ändern - und führt nun einen Kampf gegen die deutsche Bürokratie.
Von Felix Haas

Madiama Diop lebt noch nicht lange in Deutschland, aber das Wort "Residenzpflicht" kennt er bereits. Er hat von ihm gehört, weil er wegen dieser "Pflicht" jede zweite Woche vor dem PC-Bildschirm kauert und übers Internet verfolgen muss, wie die Würzburg Panthers spielen. Viel lieber würde Diop selber auf dem Platz stehen, er ist ein wichtiger Defensiv-Spieler der Mannschaft. Aber Diop kann nicht. Zu Auswärtsspielen darf er nicht mitreisen. Das verbietet ihm die Regierung in Mittelfranken.

Madiama Diop, 29, stammt aus dem Senegal und ist Asylbewerber. Seit knapp eineinhalb Jahren lebt er in Deutschland, seit April spielt er American Football bei den Panthers. Jeder Asylbewerber unterliegt der Residenzpflicht, die sicherstellen soll, dass der Bewerber erreichbar ist. Für Diop bedeutet das: Er darf mit den Panthers trainieren und im heimischen Stadion spielen, er darf zu Mannschaftsabenden gehen, er darf mit den Kollegen in der heimischen Kabine feiern - kurzum: Er darf eigentlich alles machen, was der Sport an Integrationsmöglichkeiten hergibt. Doch gleichzeitig endet Diops Integration an den Grenzen des Regierungsbezirks.

"Wir Panthers sind eine Familie"

Die Mannschaftskollegen haben Diop ins Herz geschlossen. Sie sehen nicht ein, dass einer ihrer Kollegen nicht voller Bestandteil der Mannschaft werden darf. "Wir Panthers sind eine Familie, und Madiama ist ein vollwertiges Mitglied", sagt der Spieler Martin Riethmüller, "dazu gehört, dass er uns zu allen Spielen begleitet." Also fuhren sie mit ein paar Mann zur Zentralen Rückführungsstelle, der zuständigen Behörde, und versuchten, für Diop eine Ausnahmegenehmigung zu beantragen. Kein Problem, dachten sie, es ist ja schließlich ein sinnvoller Beitrag zur Integration. Doch weit gefehlt.

Die Zentrale Rückführungsstelle lehnte den Antrag ab. Ausnahmen könnten lediglich ein dringendes öffentliches Interesse, zwingende Gründe wie Facharztbesuche oder "unbillige Härte", also beispielsweise der Besuch einer Beisetzung von Familienmitgliedern, sein, teilte man den Spielern mit. Auch auf Nachfrage des stern betont Michael Münchow, stellvertretender Pressesprecher der Regierung von Mittelfranken: "Für die Erteilung einer Verlassenserlaubnis müssen (…) Gründe von Erheblichkeit vorliegen. Ein Anspruch auf eine Besuchserlaubnis war im vorliegenden Fall daher nicht gegeben."

Facebook-Unterstützung und Petition

Als Martin Riethmüller die schlechten Nachrichten vom Amt vernimmt, ist er aufgebracht. Er setzt sich an seinen Computer und veröffentlicht seine Erlebnisse auf Facebook. Riethmüller schreibt: "Also, als Hinweis für alle, die mit Asylbewerbern arbeiten: Ihr arbeitet nicht mit Menschen. Sondern mit Untermenschen." Warum sie sich überhaupt mit Diop beschäftigten, hätten "die Bürokraten" ihn gefragt. Es sei doch noch gar nicht sicher, ob er in Deutschland bleiben könne, hätten sie gesagt. "Ich kenne Madiama und ich war extrem wütend, dass man so engstirnig sein kann", sagt Riethmüller. Er beschließt, dass ein einzelnes Facebook-Posting nicht genug ist.

Die Panthers bitten via Facebook die gesamte Football-Community um Hilfe. Die Idee: Diop trägt die Nummer 45, wer sich mit ihm solidarisieren wolle, solle einfach die Nummer auf einen Zettel schreiben und ein Foto an den Verein schicken. Von Rosenheim bis Kleve (siehe unten) beteiligen sich Clubs und Fans quer durch die Republik an der Aktion. Unterdessen startet ein Fan eine Online-Petition. Die Resonanz ist überwältigend. Mehr als 19.000 Menschen haben sie bereits unterschrieben.

Bürokratie bremst Integration durch Sport aus

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