Tennis Kerber scheidet im Halbfinale aus - Petzschner gewinnt Doppeltitel

"Ich habe das die letzten Tage genossen" – so fasste Angelique Kerber trotz ihres Halbfinal-Aus die US Open für sich zusammen. Sie unterlag der Australierin Samantha Stosur mit 3:6, 6:2, 2:6. Stosur trifft nun im Endspiel auf Serena Williams, Kerber klettert dagegen fast 60 Plätze in der Weltrangliste.

Es waren ihre Wochen in den USA und trotz des abrupten Endes im Halbfinale der US Open zeigte sich Angelique Kerber mit einer Mischung aus Verwunderung und Stolz über das Erreichte.

"Ich bin eigentlich superfroh. Wenn mir jemand vor zwei Wochen gesagt hätte, dass ich im Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers stehe, hätte ich gesagt: schöner Witz. Es wirkt alles noch nicht real für mich", sagte die 23-Jährige nach dem 3:6, 6:2, 2:6 gegen die Australierin Samantha Stosur.

Die French-Open-Finalistin trifft im Endspiel auf Serena Williams. Die dreimalige US-Open-Siegerin, nach Verletzungen nur an Nummer 28 gesetzt, zeigte der Weltranglisten-Ersten Caroline Wozniacki beim 6:2, 6:4, was die Top-Position wirklich wert ist. Die Dänin wartet damit weiter auf ihren ersten Grand-Slam-Titel.

Steffi guckte zu

Kerber ist nun der Sprung von Platz 92 der Weltrangliste auf Rang 34 sicher. "Sie ist auf dem Weg in die Top 20 - da bin ich mir sicher", erklärte Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner - und berichtete, dass sogar Steffi Graf am Fernseher die Daumen gedrückt hatte. "Steffi hat mich angerufen, hat sich gefreut und wieder geguckt", berichtete die einstige Teamgefährtin der deutschen Tennis-Ikone.

Die Gewinnerin von insgesamt 22 Grand-Slam-Titeln bleibt zwölf Jahre nach ihrem letzten Wimbledon-Endspiel vorerst die letzte deutsche Teilnehmerin in einem Finale der vier wichtigsten Turniere. Sabine Lisicki war vor zwei Monaten in London ebenfalls im Halbfinale ausgeschieden, Andrea Petkovic hatte es 2011 in drei Viertelfinals geschafft - eine tolle Bilanz für die erstarkten deutschen Damen.

Kerber stand zuerst neben sich

Für Kerber war sogar mehr drin. 15 Jahre nach dem bislang letzten Final-Einzug von Steffi Graf in New York kam der Kielerin zunächst die Anfangsnervosität in die Quere, obwohl das Match wegen des langen Samstags-Programms auf den nur 6000 Zuschauer fassenden und mit zunehmender Dauer immer besser besuchten Grandstand abgeschoben worden war. "Die vielen Leute, das Flutlicht - die ersten Spiele war ich überall, aber nicht auf dem Platz", berichtete Kerber.

Stosur nutzte das sofort und machte später einen cleveren Schachzug. Als Kerber nach dem schnellen 0:3 ins Spiel fand und mit ihrer druckvollen Linkshänder-Vorhand den zweiten Satz dominierte, verließ die French-Open-Finalistin von 2010 den Platz, zog sich um und stellte sich neu ein. "Ich war die ganze Zeit unter Druck. Ich wollte ein paar Sachen ändern und gut in den dritten Satz starten. Das bin ich dann zum Glück", sagte Stosur.

"Ich habe das die letzten Tage genossen"

Kerber leistete sich ein paar leichte Fehler und lag plötzlich 0:5 hinten, ehe sie sich fing. Vier Chancen zum möglichen 3:5 ließ sie aus, nach 1:46 Stunden waren die größten beiden Tennis-Wochen in Kerbers Karriere beendet.

Es sollen nicht die letzten dieser Art gewesen sein. "Es war etwas ganz Neues für mich. Ich habe das die letzten Tage genossen, und mich freut das auch", sagte Kerber. Künftig will sie für die zweite Woche eines Grand Slams planen und weiter an ihrer Fitness arbeiten. Die positive Grundeinstellung vermittelte in New York ein Mentalcoach.

"Das Wichtigste war für mich: Ich habe die Angie lächeln sehen", sagte Rittner. "Sie war immer eine gute Tennisspielerin, aber sie hat sich manchmal selbst im Weg gestanden. Heute konnte sie es genießen und hat Spaß gehabt."

Nach dem denkwürdigen Amerika-Trip mit den Halbfinals in Dallas und Flushing Meadows will Kerber nun erst einmal daheim für ein paar Tage alles verarbeiten. Statt einer fünfwöchigen, stressigen Asien-Reise folgen nur noch drei Turniere - dann endlich der Urlaub und die Vorbereitung auf 2012. "Es war hier nicht der letzte Grand Slam", sagte Kerber. "Ich denke, das war für mich ein neuer Start."

Petzschner und Melzer gewinnen Doppel-Titel

Ab Mitternacht war Philipp Petzschner hellwach: Mit dem US-Open-Sieg im Herren-Doppel feierte der Bayreuther Tennisprofi zu später Stunde den zweiten Grand-Slam-Titel seiner Karriere. Nun darf er sich mit seinem österreichischen Partner Jürgen Melzer auf eine ungewöhnliche Prämie freuen.

"Falls wir uns für das Masters qualifizieren, lädt uns Jürgens Manager in der Woche vor London zum Golfspielen nach Marbella ein", hatte Petzschner vor dem Endspiel berichtet. Gesagt, getan: Das 6:2, 6:2 über die Polen Mariusz Fyrstenberg und Marcin Matkowski am frühen New Yorker Sonntagmorgen war nicht nur eine Bestätigung für den Wimbledontitel von 2010.

Neben 420.000 Dollar Preisgeld ist laut Melzer auch die erneute Qualifikation für die ATP-World-Tour-Finals der besten acht Doppel Ende November in London gesichert.

sportal
sportal.de

PRODUKTE & TIPPS