Nach den jüngsten Doping-Enthüllungen bei der Tour de France drohen mehrere Sponsoren offen mit dem Rückzug aus dem Radsport, unter ihnen Skoda, Audi, Gerolsteiner oder Milram. Machen die Sponsoren ernst, droht den Teams ein finanzieller Schaden in Millionenhöhe.
Am deutlichsten äußerte sich am Freitag der Sportartikelkonzern Adidas. "Adidas bezieht eindeutig Position gegen Doping im Sport. Dementsprechend befassen wir uns derzeit sehr ernsthaft mit dem Gedanken an einen Ausstieg aus unseren Sponsoring-Aktivitäten", teilte das Unternehmen am Freitag in Herzogenaurach mit. "Wir stehen nicht erst nach dem jüngsten Dopingverdacht um Patrik Sinkewitz in direktem Kontakt mit unserem langjährigen Partner Telekom, um zu erörtern, ob nach den jüngsten Vorfällen ein Neuanfang im Radsport wirklich realistisch erscheint", sagte Unternehmenssprecherin Anne Putz. Man werde vor einer Entscheidung aber noch die B-Probe von Sinkewitz abwarten. Laut "Süddeutscher Zeitung" ist der Ausstieg von Adidas bei T-Mobile aber bereits beschlossene Sache. Die Zeitung "Die Welt" zitierte einen Firmenvertreter mit den Worten: "Es stehen noch Gespräche aus, aber jetzt stehen die Zeichen eher auf Ausstieg."
Sponsoren fürchten Markenschädigung
Gerolsteiner sieht ebenfalls keinen Sinn mehr in dem Radsport-Sponsoring. Ein Sprecher sagte "Spiegel online": "Wir wollen Mineralwasserkonsumenten erreichen. Wenn die Brücke zum Konsumenten nicht mehr funktioniert, dann steht unser Engagement ernsthaft in Frage." Kritik kommt auch von Nordmilch, dem Geldgeber des Teams Milram. "Wenn wir eine Schädigung unserer Markenwerte feststellen würden, reagieren wir", sagte Marketing-Vorstand Martin Mischel.
Moderatere Töne schlug dagegen die tschechische VW-Tochter Skoda an. Sie will eine Entscheidung nicht überstürzen. "Bei uns wird natürlich darüber nachgedacht, aber erst nach dem Ende der Tour. Wir wollen bedacht und überlegt vorgehen", sagte Nikolaus Reichert, Sprecher von Skoda Deutschland. Der Konzern mit Sitz in Prag ist offizieller Partner der Tour, die Deutschland-Tochter unterstützt das Team Gerolsteiner. Beide Ebenen wollten nach dem Ende des Rennens beraten, ob das Engagement fortgesetzt werde, sagte Reichert. Der Sprecher von Skoda in Tschechien, Jaroslav Cerny, bestätigte die Überlegungen. "Die Aussagen von Herrn Reichert beziehen sich auf Gerolsteiner, denn Skoda Deutschland ist als Fahrzeugausrüster Partner des Teams", sagte Cerny der Deutschen Presse-Agentur dpa in Prag. "Was die Tour de France angeht, hat Skoda eine Partnerschaft für den Zeitraum 2004 bis einschließlich 2007 geschlossen", betonte er.
Auch bei Audi macht man sich ernsthafte Gedanken um das Radsport-Engagement. Der Autohersteller stellt bei der Tour de France etwa zwei Dutzend kostenlose Begleitfahrzeuge für das T-Mobile-Team. Dieses Engagement werde man im Herbst angesichts der jüngsten Vorfälle kritisch überprüfen, wurde eine Audi-Sprecherin zitiert.
Schäuble droht mit Absage der Straßen-WM
Harsche Kritik wurde jetzt auch seitens der Bundesregierung bekannt. Innenminister Wolfgang Schäuble macht die Austragung der Radsport-Weltmeisterschaft in Stuttgart von den Fortschritten im Kampf gegen Doping abhängig. "Wenn es hart auf hart kommen sollte, dürfen wir vor den finanziellen Folgen einer Absage der Straßen-WM in Stuttgart nicht zurückschrecken", sagte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) der "Frankfurter Rundschau". Darauf habe er sich bei einem Treffen mit Vertretern des Landes Baden-Württemberg, der Stadt Stuttgart und der Radfahrverbände verständigt.