2. Bundesliga FC St. Pauli verzichtet zukünftig auf Sportwetten-Werbung

Tribüne des FC St. Pauli. Der Verein wird zukünftig auf Sportwetten-Werbung verzichten
Werbung für Sportwetten wird es künftig am Hamburger Millerntor nicht mehr geben
© Claus Bergmann / Imago Images
Seit Jahren kritisieren viele Fußball-Fans ihre Vereine für Kooperationen mit Sportwetten-Anbietern. Beim FC St. Pauli läuft zum Ende dieser Saison der Vertrag mit dem aktuellen Wettanbieter aus. Der Club wird diese Partnerschaft nicht nachbesetzen. Das bestätigte er auf Nachfrage.

Der FC St. Pauli wird künftig nicht mehr für Sportwetten werben. Das erklärte der Verein auf Anfrage des stern und in einer Pressemitteilung. Seit Jahren kritisieren viele Fans Vereine und Verbände für die Kooperation mit Wettanbietern und die teils überbordende Werbung vor, nach und während Fußballübertragungen. 

FC St. Pauli verzichtet zukünftig auf Partnerschaft mit Sportwetten-Anbietern

Bereits im vergangenen Monat hatte der stern über die Verstrickungen von Wettanbietern im deutschen Profi-Fußball berichtet. Die meisten Anfragen, warum die Vereine mit den teils zwielichtigen Unternehmen kooperieren, blieben unbeantwortet. Als Verein ging allein der FC St. Pauli offen mit seiner Partnerschaft um und erklärte in einem Statement, der Verein könne in dieser schwierigen Zeit nach der Corona-Pandemie und während der hohen Inflation nicht auf die Einnahmen des Sportwetten-Partners verzichten. 

Nun hat sich der Club entschlossen, einen anderen Weg einzuschlagen und keine Kooperation mit Sportwettenanbietern zur neuen Saison einzugehen. Vereinspräsident Oke Göttlich erklärte in einer Pressemitteilung: "Wir treffen mutige Entscheidungen, weil wir überzeugt sind, dass sich dieser konsequente Weg mittel- und langfristig auszahlen wird." Einen neuen Wettanbieter als Ersatz werde es nicht geben, betonte Göttlich.

Damit könnte der Platz für andere langfristige Partner frei werden, "weil die Glaubwürdigkeit unseres Vereins, unserer Marke auch für eine größere Strahlkraft für unsere Partner sorgt", so Göttlich. Ähnlich äußerte sich auf Nachfrage auch Bernd von Geldern, Geschäftsleiter Wirtschaft des Vereins: "Unsere Strategie ist es, möglichst mit Partnern zu kooperieren, die optimal zum FC St. Pauli passen, um auf unseren Plattformen gemeinsame Geschichten erzählen zu können. Wir sind überzeugt, mit dieser Strategie erfolgreich zu sein." 

34 von 36 Clubs der 1. und 2. Bundesliga kooperieren derzeit mit Glücksspielunternehmen

Derzeit kooperieren von den 36 Profi-Clubs der 1. und 2. Bundesliga 34 mit Glücksspielunternehmen. Die "Kiezkicker" gehen somit einen unpopulären Weg. "Finanziell tut es weh, keinen Partner mehr aus dem Segment Sportwetten zu haben, so ehrlich muss man sein." Dennoch werde man in dieser wirtschaftlich ohnehin schwierigen Zeit Wege suchen, die fehlenden Einnahmen zu kompensieren, erklärt von Geldern gegenüber dem stern

"Wir werden in allen Segmenten überlegen müssen, ob Merchandising, Vermarktung, Catering und Events oder Ticketing: Wie stellen wir uns zukunftsfähig auf?", erklärt auch Göttlich in der Pressemitteilung. "Wenn wir das Gefühl haben, wir müssen etwas verändern, dann werden wir tätig werden." 

Das hat der Verein nun im Bereich der Sportwettenwerbung getan. Von Geldern betont allerdings: "Unser Partner hat uns in einer sehr schwierigen Zeit sehr geholfen." Nun aber laufe die Partnerschaft aus. Man habe das Thema intern und auch mit der Mitgliedschaft immer wieder diskutiert. "Jetzt gibt es die Grundsatzentscheidung, keine Partnerschaft mehr im Segment Sportwetten einzugehen."

Ob der Weg des FC St. Pauli, als einer von sehr wenigen Profi-Clubs in Deutschland, auf eine Kooperation mit Sportwettenanbietern zu verzichten, auch für andere Vereine eine Blaupause darstellt, wird sich zeigen. Unter Umständen könnte sich die Frage aber in naher Zukunft auch gar nicht mehr stellen. Der Bundesbeauftragte für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert, hatte in den vergangenen Monaten immer wieder betont, er wolle sich für eine Einschränkung von Sportwettenwerbung einsetzen. Vielleicht sind die Clips und Banner dann zukünftig wie in Spanien oder England gar verboten. Der FC St. Pauli ist dieser Diskussion allerdings zuvorgekommen. 

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