Airbus-Krise Streiff dankt ab

Jetzt ist es offiziell: Nach nur hundert Tagen im Amt ist der Chef des krisengeschüttelten Flugzeugbauers Airbus, Christian Streiff, zurückgetreten. Sein Nachfolger wird Louis Gallois, Co-Chef des Mutterkonzerns EADS.

Seine Amtszeit dauerte gerade einmal drei Monate. Christian Streiff hatte im Juli den Deutschen Gustav Humbert abgelöst, der nach nur einem Jahr im Amt in Folge der Produktionsprobleme beim A380 gehen musste. Die privaten EADS-Aktionäre DaimlerChrysler und Lagardère befürworteten den Rücktritt des französischen Airbus-Chefs, hieß es am Montag in Paris.

Künftig wird Louis Gallois, der Co-Chef des Mutterkonzerns EADS, auch an der Spitze von Airbus stehen, bestätigte EADS am Montagabend. Der zweite, deutsche EADS-Chef Tom Enders werde sich um alle anderen Sparten kümmern. "Die neue Management-Struktur wird einerseits eine schlankere und effizientere Unternehmensführung andererseits Kosteneinsparungen innerhalb der EADS-Gruppe ermöglichen", teilte EADS mit.

Mangelndes Vertrauen Grund des Rücktritts

Der Superjumbo wurde auch Streiff zum Verhängnis. EADS hatte in der vergangenen Woche die Auslieferung des Airbus A380 um ein weiteres Jahr verschieben müssen und will ein milliardenschweres Sparprogramm umsetzen. Bei dessen Umsetzung fehlte Streiff offenbar das diplomatische Gespür, hieß es aus Kreisen des Konzerns. Zudem wird mangelndes Vertrauen zwischen dem Franzosen Streiff und dem Verwaltungsrat von EADS als einer der Gründe für den Rücktritt angenommen. Streiff soll vor allem eine stärkere Entscheidungsbefugnis und Autonomie bei der Umsetzung seines Sanierungs- und Kostensenkungsplans für den krisengeschüttelten Flugzeugbauer verlangt haben.

Streiffs Nachfolger Louis Gallois war früher Chef des Luftfahrtkonzerns Aerospatiale und ist mit der Branche gut vertraut. Nach Angaben von Branchenkennern will die Familie Peugeot den scheidenden Airbus-Chef als Nachfolger für PSA-Chef Jean- Martin Folz anwerben, der Anfang 2007 in den Ruhestand tritt. Streiff soll sich bereits mit der Familie getroffen haben.

Offenbar Vertrag mit Hamburg abgeschlossen

Auch der neue Chef wird sich mit den außergewöhnlichen finanziellen Belastungen des A380-Projektes beschäftigen müssen. Rund 100 Millionen Euro müsse Airbus an Hamburg zahlen, wenn der A380 nicht in der Hansestadt gebaut werde, berichtet der "Focus". Die Regresszahlung sei in einem Vertrag geregelt, den Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) und Airbus-Deutschland-Chef Gerhard Puttfarcken unterzeichnet haben. In dem Vertrag verpflichtete sich der Konzern, bei Vertragsbruch der Stadt ihre Investitionen in die Airbus-Werkserweiterung zu ersetzen. Schon bei einer Verlagerung des Auslieferungszentrums für den A380 könnte Hamburg demnach rund 100 Millionen Euro einfordern.

DPA
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