Ab Montag geht es in der "Höhle der Löwen" wieder um große Gründerträume. In der nun schon 12. Staffel der erfolgreichen TV-Show kämpfen junge Start-ups einmal mehr um die Gunst der prominenten Investoren. Denn ein Deal und die damit verbundene Aufmerksamkeit hat schon einige Businessideen auf die Überholspur gebracht – und einzelne Gründer gar zu Millionären.
Doch eine Erfolgsgarantie bringt ein Löwen-Investment noch lange nicht. Die Bonitätsauskunft Creditsafe kommt in einer aktuellen Auswertung vergangener Deals sogar zu einem äußerst kritischen Fazit. Demnach ist mehr als jedes fünfte Start-up, das in den ersten elf Staffeln einen Deal abgeräumt hat, schon wieder insolvent oder vom Markt verschwunden. Und auch vielen noch aktiven DHDL-Unternehmen bescheinigt Creditsafe eine "schwache Bonität" und ein "hohes Risiko" für eine Pleite.
Creditsafe ist eine internationale Wirtschaftsauskunftei, die ähnlich wie die Schufa Bonitätsbewertungen erstellt und Kreditauskünfte gibt. Für die Auswertung, die dem stern vorliegt und über die das "Handelsblatt" zuerst berichtet hatte, hat sich Creditsafe alle 592 Geschäftsideen angeschaut, die bisher in der "Höhle der Löwen" zu sehen waren. Laut Auswertung gab es für 53 Prozent von ihnen, also etwas mehr als jedem zweiten Fall, einen Deal in der Sendung. Zieht man die Deals ab, die nach Aufzeichnung der Sendung doch nicht zustande kamen, liegt man noch bei 42 Prozent Dealquote.
"Höhle der Löwen"-Startups haben hohes Insolvenzrisiko
Von diesen 248 Start-ups mit Löwendeal sind laut Creditsafe 21 Prozent insolvent gegangen oder haben sich aufgelöst. Zu den aufsehenerregendsten Pleiten zählte sicher der Herrenausstatter Von Floerke aus Staffel 2, dessen Gründer David Schirrmacher eine öffentliche Schlammschlacht gegen seinen Löwen-Investor Frank Thelen anzettelte und dann mit Anlauf in die Insolvenz krachte. Auch an den Tampon-Handschuh Pinky Gloves aus Staffel 9 werden sich Fans der Sendung noch lebhaft erinnern: Das Produkt erfuhr bereits unmittelbar nach Ausstrahlung der Sendung einen derart verheerenden Shitstorm, dass die Gründer und ihr Investor Ralf Dümmel es umgehend vom Markt nahmen. Zuletzt musste das Back-Start-up Kuchentratsch, in das vor einigen Jahren Carsten Maschmeyer und Dagmar Wöhrl investiert hatten, Insolvenz anmelden.
Aber auch viele der noch aktiven Firmen stehen finanziell auf dünnem Eis, wie ein Bonitätscheck von Creditsafe ergab. So haben 136 DHDL-Start-ups, und damit jedes dritte bewertete, ein Ausfallrisiko von mehr als drei Prozent. Als Ausfallrisiko bezeichnet Creditsafe die Wahrscheinlichkeit für eine Firma, in den nächsten zwölf Monaten insolvent zu gehen. Für alle in Deutschland registrierten Unternehmen beziffert die Auskunftei diese auf durchschnittlich 1,25 Prozent. Bei den untersuchten DHDL-Firmen liegt das Insolvenzrisiko doppelt so hoch bei im Schnitt 2,5 Prozent.
Allerdings ist es auch ein stückweit normal, dass junge Start-ups ein höheres Pleiterisiko haben als etablierte Unternehmen mit erprobten Geschäftsmodellen. Das preisen Risikokapitalgeber durchaus mit ein. Sie hoffen, neben all den Rohrkrepierern auch ein paar Perlen im Portfolio zu haben, die richtig durch die Decke gehen. Und auch diese Erfolgsgeschichten liefert "Die Höhle der Löwen". Prominentestes Beispiel ist der Hamburger Gewürzhersteller Ankerkraut, der sich nach dem Löwen-Deal zum Multimillionen-Business entwickelte und kürzlich für viel Geld an Nestlé verkauft wurde.