Zehn Jahre lang seien die Preise stabil geblieben. Doch die Kosten für Personal, Software und Geräte seien in dieser langen Zeit deutlich gestiegen, steht in dem Infobrief an die Kunden. Daher bleibe der Sparkasse nichts anders übrig: Die Gebühren für das Girokonto werden erhöht.
Die Sparkasse Rotenburg-Bremervörde zählt zu den kleinen Banken im Verbund. Von den 416 einzelnen Sparkassen rangiert das Geldhaus auf Rang 192. Eine Dorfsparkasse mit 19 Filialen, die nun kräftig an der Gebührenschraube drehen muss. Für das günstigste Konto werden künftig 3,90 Euro fällig - früher waren es rund zwei Euro. Zusätzlich kostet jede Überweisung: Auf Papier ausgefüllt, werden 1,50 Euro für den Service fällig. Am SB-Terminal immer noch 50 Cent - und sogar Online-Überweisungen kosten 15 Cent. Die Norddeutsche Sparkasse ist aber nicht die einzige, die die Preise erhöht hat: Die Sparkassen Gladbeck, Bottrop, Döbeln, Hilden-Ratingen-Velbert, Düsseldorf, Langenfeld, Solingen... Eine nahezu endlos lange Liste.
Die Misere mit den Minizinsen
Denn die Niedrigzinszeiten sind nicht nur für Sparer eine Katastrophe. Auch den Volksbanken und Sparkassen machen sie zu schaffen. Die Geldhäuser haben zwar nur selten gebührenfreie Girokonten angeboten und zählten auch nicht zu den Geldhäusern, die vor einigen Jahren mit aggressiven Gratis-Girokonten geworben haben. Doch die Mini-Gebühren reichen inzwischen nicht mehr, denn mit den Guthaben und Spareinlagen der Kunden können die Banken kaum noch Geschäfte machen. Um das dichte Filialnetz zu finanzieren, muss Geld in der Kasse landen. Logische Konsequenz: Dienstleistungen werden teurer, Kontoführungsgebühren nach oben geschraubt, unrentable Filialen geschlossen. Experten raten in diesem Fall zum Bankwechsel.
Vor-Ort-Service oder Online-Support?
Der Aufschrei der Branche war Anfang Februar laut. Die Postbank verlangt ab April von Kunden, die Papierüberweisungen nutzen, eine Gebühr von 99 Cent pro Überweisung. "Wir konnten das über Jahre kostenlos anbieten, weil wir mit dem Geld auf den Konten arbeiten konnten. Wegen der niedrigen Zinsen geht das jetzt aber nicht mehr", erklärt ein Firmensprecher.
Was nicht gesagt wurde: Das machen viele andere Geldhäuser schon längst. Zwischen einem Euro und sogar 2,56 (bei der Frankfurter Volksbank) werden für diese Oldschool-Überweisung fällig.
Warum also die Aufregung? In Deutschland fahren Banken unterschiedliche Geschäftsmodelle: Die Sparkassen und Volksbanken setzen auf ein engmaschiges Filialnetz und Kundensupport vor Ort. Direktbanken haben gar keine Filialen, sondern bieten Kundenservice via Internet und Telefon an. Und andere Geldhäuser (wie beispielsweise die Postbank) bieten einen Mix aus einem Vor-Ort-Service in wenigen Filialen und durch Online-Support.
"Strukturen optimieren"
Das Geschäftsmodell der Sparkassen ist teuer. 416 Sparkassen, über 25.000 Geldautomaten - das kostet viel Geld. "Auch die Sparkassen leiden unter den Niedrigzinsen", sagt ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Daher würden sie auch derzeit ihre Strukturen optimieren. Übersetzt heißt das: Rentieren sich Filialen oder Standorte von Geldautomaten nicht, werden sie geschlossen. Und Dienstleistungen werden teurer. "Wir haben Deutschlands dichtestes Filialnetz. Und für Dienstleistungen darf man Geld verlangen", so der Sprecher.
Unterstützung bekommen die Geldhäuser von der höchsten Finanzaufsicht: Elke König, Noch-Chefin der Finanzaufsicht Bafin, sagte: "Über Girokonten, Depots oder Kreditkarten zum Nulltarif mögen sich die Kunden freuen, wirtschaftlicher Logik entsprechen sie nicht."
Zeit zum Wechsel
Die Verbraucherzentralen raten Kunden, denen eine Erhöhung ins Haus flattert, genau zu prüfen, ob sich nicht ein Wechsel zu einer anderen Bank lohne. Denn wer hauptsächlich Online-Banking nutzt, braucht kein dichtes Filialnetz. Und Direktbanken locken mit Angeboten, beispielsweise die Commerzbank mit einem 50 Euro-Startguthaben. Die DKB und die PSD Bank bieten kostenlose Girokonten. Die Verbraucherschützer bringen die aktuelle Gebührenschraube der Sparkassen und Volksbanken auf eine einfache Formel: "Nicht ärgern, sondern wechseln", sagt Josephine Holzhäuser von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz zum "Handelsblatt".