Die dänische Reederei "A.P. Moller Maersk", das größte Frachtschiffunternehmen weltweit, schreibt im September Schifffahrtsgeschichte. Erstmalig schickt das Unternehmen ein Containerschiff durch die Nordostpassage des Arktischen Ozeans. Die Route verbindet Asien mit Europa, entlang der russischen Nordküste. Für die Firma aus Kopenhagen handelt es sich hierbei um eine Testfahrt, denn die Hürden für die Nutzung der Nordostpassage sind groß.
Mit dem Klimawandel ist das Eis rund um den Nordpol zurückgegangen
Die "Venta Maersk", ein Frachtschiff geladen mit Fisch aus Russland und Elektronik aus Südkorea, ist im russischen Wladiwostok gestartet. Ziel der Reise: St.Peterburg. Bis vor kurzem war diese Route durch das Beringmeer, vorbei am Nordpol und durch die Barentssee, nur mithilfe von Eisbrechern befahrbar. Doch bereits seit einigen Jahren nimmt der Verkehr in der Arktis zu. Denn wie "abcnews" berichtet, erwärmten sich die nördlichen Gewässer in den letzten Jahrzehnten mit einer fast doppelt so hohen Geschwindigkeit wie im Rest der Welt. Mit dem Schmelzen des polaren Eises werden immer häufiger Routen freigegeben, die bisher für die Schifffahrt unzugänglich waren. Sie könnten eine Alternative zum Suezkanal darstellen, den Schiffe auf ihrem Weg von Asien nach Europa bisher passieren mussten. Das könnte die Reisezeit zwischen den Kontinenten um 40 Prozent verringern. Die Reedereien würden nicht nur Treibstoff, sondern auch Zeit sparen.
Die Arktisroute könnte den Welthandel verändern
In der Praxis ist dieser Weg aber nicht zu unterschätzen. Selbst in den wärmeren Monaten können hier nur Schiffe mit einem verstärkten Rumpf fahren. Zudem müssen sie oft von einem Eisbrecher begleitet werden. So sind auch auf der "Venta Maersk" russische Experten an Bord, die der Crew bei der Navigation zur Seite stehen. Zudem sind die Klimaveränderungen unvorhersehbar und haben große Frachtunternhemen bisher vom Norden ferngehalten. Doch das könnte sich bald ändern.
Mit der erfolgreichen Reise des Containerschiffs ist der hohe Norden für die Reedereien und Weltmächte interessant geworden. Mächtige Staaten wie China und Russland haben strategisches Interesse an einer stärkeren Nutzung der Route. Moskau möchte den Verkehr auf der Nordostpassage ausbauen, neue Eisbrecher bauen und Häfen renovieren. Und auch China hat einen sehr ambitionierten Plan der "Polar Silk Road" angekündigt, dem Bau von Frachtpassagen, die durch die globale Erwärmung entstehen.
Noch ist die Fahrt kein Startschuss für eine kommerzielle Route
Auch der dänische Konzern plant nun den Bau weiterer Frachter. Mit fast 200 Metern Länge, 35 Metern Breite und einer Lademöglichkeit von 3600 Containern können diese Schiffe bis zu einem Meter dickes Eis durchbrechen. Dennoch erklärt das Unternehmen auch, dass diese Fahrt noch kein Startschuss für eine neue kommerzielle Route ist.