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Porsche-Chef Schwarzer Freitag für Wiedeking

Eine Hiobsbotschaft folgt der nächsten: Erst muss Porsche-Chef Wendelin Wiedeking einen herben Gewinneinbruch verkünden und dann erteilt ihm die staatliche Förderbank KfW offenbar auch noch einen Korb in Sachen Milliardenkredit. Für seinen Widersacher Ferdinand Piëch neue Munition im Machtkampf der Autobauer.

Die staatliche Förderbank KfW lehnt nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" einen Milliardenkredit für den Sportwagenhersteller Porsche ab. Die "bankenmäßige Prüfung" des Porsche-Antrags habe ergeben, dass die Voraussetzungen für die Vergabe eines Darlehens nicht erfüllt seien, zitierte das Blatt am Freitag aus KfW-Kreisen. Daher bekomme Porsche kein Geld vom Staat. Der Autobauer könne das Gesuch allerdings nachbessern, zumal darin eine mögliche Kapitalbeteiligung des Emirats Katar noch nicht berücksichtigt sei.

Endgültig entscheiden über den Antrag muss der Lenkungsausschuss der Bundesregierung. Er wird voraussichtlich Ende des Monats darüber befinden und kann sich theoretisch über das Votum der KfW hinwegsetzen. Dies gilt aber als höchst unwahrscheinlich. Die wegen der VW-Übernahme hoch verschuldete Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG hat bei der KfW einen Kredit über 1,75 Milliarden Euro beantragt. Ein Sprecher von Porsche sagte: "Wir sind nach wie vor in Verhandlungen mit der KfW und der Politik und es ist noch nichts entschieden."

SPD-Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier hatte zuvor bereits betont, dass der Kredit nur bewilligt werden dürfe, wenn die KfW zu dem Ergebnis käme, dass das Darlehen zu üblichen Geschäftsbedingungen und mit der Aussicht auf Gewinn vergeben werden könne. "Mit Steuergeld muss hier nicht geholfen werden", sagte Steinmeier der "Stuttgarter Zeitung".

Gewinneinbruch liefert Piëch neue Munition im Machtkampf

Der Flop bei der KfW wäre nicht der einzige Rückschlag für Porsche-Chef Wendelin Wiedeking im Machtkampf mit VW an diesem Tag. Mit einem Gewinneinbruch im Fahrzeuggeschäft lieferte er seinem kritischen Großaktionär Ferdinand Piëch neue Munition. Der von Piëch argwöhnisch beäugte Vorstandsvorsitzende musste bei der Vorlage der Zahlen für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2008/09 (31. Juli) einräumen, dass die lange Jahre zweistellige Umsatzrendite auf unter zehn Prozent abschmolz und die hohe Verschuldung dem Unternehmen schwer zusetzt.

Wegen der monatelangen Talfahrt im Autogeschäft wird es für Wiedeking nun immer schwerer, die steigende Zinslast für den Schuldenberg von neun Milliarden Euro zu schultern, der im Zuge der Übernahme von 51 Prozent der VW-Stimmrechte angehäuft wurde. Um die spritdurstigen Sport- und Geländewagen von Porsche machten die Autokäufer rund um den Globus einen Bogen: Der Absatz gab um fast 28 Prozent auf 53.635 Fahrzeuge nach. Teure Modelle dämpften den Erlösrückgang mit minus 15 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro.

Der Gewinn- und Renditeschwund im Autogeschäft ist Wasser auf den Mühlen von VW-Aufsichtsrat und Porsche-Großaktionär Piëch, der Wiedeking im Mai mit kritischen Äußerungen zur Verschuldung und Kreditwürdigkeit des Unternehmens angezählt hatte. Wiedeking warnte seinen Aufseher im Gegenzug in einem Brief vor solchen "geschäftsschädigenden Aussagen", was Piëch postwendend zurückwies. Porsche-Aufsichtsratschef und Piech-Cousin Wolfgang Porsche schaltete sich bislang in den Streit nicht ein. Er gilt als Wiedekings Unterstützer, der mit seinem Plan zum Kauf von mehr als 75 Prozent an VW wegen klammer Finanzen scheiterte.

In der kommenden Woche wollen die Porsches und Piëchs nach Angaben aus Kreisen der Familien erneut zusammenkommen, um über eine Kapitalerhöhung und die mögliche Beteiligung des Emirats Katar an Porsche beziehungsweise VW zu beraten. Mit diesen Maßnahmen zur Schuldensenkung sollen auch die auf Eis liegenden Verhandlungen über die Zusammenführung von VW und Porsche unter einem Dach wieder in Gang gebracht werden. Piëch steht einem Einstieg der Scheichs skeptisch gegenüber und will eine Fusion von VW und Porsche verhindern. Stattdessen solle VW Porsche kaufen, was Piëchs Einfluss in Wolfsburg stärken würde. Vor zwei Jahren hatten die Banken Porsche noch 35 Milliarden Euro geliehen, im Zuge der Finanzkrise waren die Stuttgarter im März dieses Jahres gerade noch für zehn Milliarden Euro gut.

joe/DPA/AP/Reuters AP DPA Reuters

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