Der angesichts des dramatischen Kursverfalls der Telekom-Aktie unter Druck geratene Vorstandsvorsitzende Ron Sommer lehnt einen Rücktritt ab. Er sei der festen Überzeugung, er habe sich nichts vorzuwerden, hieß es gegenüber der dpa am Dienstagabend in Sommers Umfeld. Nach ARD-Informationen ist eine möglichst rasche Ablösung Sommers in der Bundesregierung jedoch bereits ausgemacht. Bundeskanzler Gerhard Schröder und Finanzminister Hans Eichel hätten sich vergangene Woche darauf verständigt, meldete die »Tagesschau«. Nach einem Bericht der »Berliner Zeitung« (Mittwochausgabe) ist die Suche nach einem geeigneten Nachfolger in vollem Gang.
Aufsichtsrats-Präsidium verärgert über Regierung
Das Präsidium des Aufsichtsrats zeigte sich bei einer zehnstündigen Sondersitzung in Bonn verärgert über eine politische Einflussnahme seitens der Bundesregierung. Der Eindruck, die Telekom sei ein politisch geführtes Unternehmen und ein Spielball im Wahlkampf, sei für sie als börsennotiertes Unternehmen extrem schädlich, hieß es nach der Sitzung in Unternehmenskreisen. Dies gefährde die weitere Entwicklung und sei bereits von ausländischen Investoren heftig kritisiert worden. Das Gremium will eine entsprechende interne Stellungnahme für die Bundesregierung erarbeiten. Der Bund ist mit rund 43 Prozent größter Anteilseigner der nach bisherigen Angaben mit 67,2 Milliarden Euro verschuldeten Telekom.
Aufsichtsratssitzung erwartet
Die »Berliner Zeitung« (Mittwochausgabe) berichtete unter Berufung auf informierte Kreise, spätestens zum Ende dieser Woche werde eine außerordentlichen Aufsichtsratssitzung der Telekom einberufen. Wenn bis dahin ein geeigneter Nachfolger für Sommer gefunden sei, könne er dann bereits berufen werden. Andernfalls könne der Termin noch verschoben werden.
Die T-Aktie legte angesichts der Spekulationen zu und lag am Dienstag zum Handelsschluss bei 11,32 Euro - ein Plus von 6,79 Prozent.
Piech als Nachfolger dementiert
Zuvor hatte die »Wirtschaftswoche« gemeldet, Sommer werde am kommenden Montag als Vorstandsvorsitzender zurücktreten. Dem Düsseldorfer Blatt zufolge sollte auf Wunsch von Bundeskanzler Gerhard Schröder der frühere Volkswagen-Chef Ferdinand Piëch die Nachfolge Sommers antreten. Sprecher der Bundesregierung und des Volkswagen-Konzerns in Berlin und Wolfsburg wiesen dies zurück. Schröder selbst verließ bei einer Pressekonferenz wortlos den Raum, als er darauf angesprochen wurde.
Wirtschaftsminister gibt keinen Kommentar ab
Auch Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) lehnte es ab, sich an der Personaldebatte zu beteiligen. Für solche Fragen sei nicht die Bundesregierung, sondern der Aufsichtsrat zuständig. Spekulationen, wonach er selbst als Nachfolger Sommers im Gespräch sei, bezeichnete er am Abend als »völligen Quatsch«.
Drei weitere Namen kursieren
Die »Berliner Zeitung« nannte als mögliche Nachfolgekandidaten für Sommer den Chef von DaimlerChrysler Services, Klaus Mangold, den ThyssenKrupp-Aufsichtsrat Gerhard Cromme, sowie Jürgen Dormann, der die Hoechst AG sanierte und die Pharmasparte in die deutsch- französischen Nachfolgegesellschaft Aventis SA führte, schreibt die Zeitung.