Spurensuche Jürgen Mossack Wer ist "der Deutsche", der mit seiner Kanzlei Milliarden versteckt?

Die Enthüllung der Panama Papers haben gezeigt, wie die Kanzlei Mossack Fonseca ein beispielloses Netz an Briefkastenfirmen aufbaute. Gründer Jürgen Mossack stammt aus Deutschland und hat eine bewegte Familiengeschichte - sein Vater war Rottenführer im SS-Totenkopf-Regiment.

Jürgen Mossack ist im Finanzbezirk von Panama-Stadt eine echte Größe, doch unter seinem echten Namen spricht ihn dort kaum einer an: Man nennt ihn nur "el alemán" - den "Deutschen", das berichtet zumindest die "Süddeutsche Zeitung" (SZ). Mossack wird nachgesagt, aufbrausend und durchsetzungsstark zu sein, kein Freund vieler Wort - aber schneller Entscheidungen.

Mossacks Kanzlei Mossack Fonseca steht im Zentrum eines Finanzskandals von globalen Ausmaßen: Nach dem Datenleck, bei dem ein Unbekannter der SZ die immense Menge von 2,6 Terrabyte Daten über ein globales Netz an Briefkastenfirmen zugespielt hat, dürfte es für den Kanzlei-Gründer Jürgen Mossack, seinen Partner - und tausende seiner Kunden - nun äußerst ungemütlich werden. Gründer und Namensgeber der Kanzlei ist neben Mossack ein zweiter Anwalt: Ramón Fonseca.

Schon früh auf Briefkastenfirmen spezialisiert

Mossack wurde 1948 in Deutschland geboren, er stammt ursprünglich aus Fürth. Anfang der sechziger Jahre wanderte er mit seiner Familie nach Panama aus - seine Mutter sei Verkäuferin und sein Vater von Beruf Maschinenbauer gewesen. Er ging in Panama zur Schule, studierte danach Jura. Nach seinem Examen arbeitete er bei verschiedenen Kanzleien, bis er sich 1977 mit seiner eigenen Kanzlei, der Jürgen Mossack Lawfirm, selbständig machte. Schon früh soll sich Mossack auf Briefkastenfirmen spezialisiert haben.

1986 stieg dann der panamaische Anwalt und Schriftsteller Ramon Fonseca Moro in die Kanzlei mit ein: Mossacks Kanzleipartner Fonseca ist in Panama durchaus eine öffentliche Figur. Er trat in den vergangenen Jahren unter anderem als Berater des panamaischen Präsidenten Juan Carlos Varela in Erscheinung. Fonseca wurde 1952 geboren und studierte in Panama und an der renommierten London School of Economics. In einem Interview erzählte Fonseca einmal, dass er ursprünglich Priester werden wollte.

Laut "SZ" gab es auch noch einen dritten Partner, der mehr als 15 Jahre lang bei Mossack Fonseca tätig war: Der Schweizer Christoph Zollinger, der sich jedoch schon vor einiger Zeit fast vollständig aus der Kanzlei zurückgezogen haben soll. Er habe sich "nicht mehr mit den Offshore-Geschäft als solchem identifizieren können".

Mossacks Vater war Mitglied der Waffen-SS

Während sich Jürgen Mossack in Panama in aller Diskretion einen Namen als kreativer Anbieter von Steuersparmodellen machte, kehrte seine Familie nach Deutschland zurück. Seine Eltern zogen nach München, sein Bruder soll laut "SZ" bei Wiesbaden leben und dort Honorarkonsul der Republik Panama sein.

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Die wichtigsten Fakten zu den Panama Papers

Warum die Mossacks Anfang der sechziger Jahre nach Panama zogen, dürfte auch mit der Vergangenheit von Erhart Mossack, Jürgen Mossacks Vater zu tun haben: Dieser war nach Informationen des Recherchenetzwerks ICIJ, das die Affäre um die "Panama Papers" mit aufdeckte, Nationalsozialist und Angehöriger der Waffen-SS. Er soll als Rottenführer in einem Totenkopf-Regiment gedient haben. Lateinamerika war nach 1945 ein beliebter Zufluchtsort für Alt-Nazis. Mossack Senior soll sich später dem US-Auslandsgeheimdienst CIA als Spion angeboten haben, berichtete das ICIJ unter Berufung auf alte Unterlagen der US-Nachrichtendienste.

Die Familiengeschichte ist durchaus bewegt, wie Jürgen Mossacks Halbbruder Horst Mossack der britischen Nachrichtenseite "Dailymail" schildert: Er habe seinen Halbbruder das letzte Mal vor 60 Jahren gesehen, als die Familie aus Fürth nach Panama zog. Horst Mossack blieb bei seiner Mutter in Deutschland zurück, heute lebt er im Schwarzwald. Über die Enthüllungen durch die Panama Papers zeigte sich Horst Mossack schockiert, er habe jedoch keinerlei Beziehung zu seinem Halbbruder, der in Panama lebt. "Er war damals nur ein Kind, wie kann ich sagen, dass ich mich an ihn erinnere? Alles, was ich über ihn gehört habe, ist, dass er vor langer Zeit nach London gegangen war."

AFP
amt