Eklat zwischen Russland und USA Kurz vor dem Krieg - Militärs aus Russland und USA bedrohen sich offen

Russland und USA heizen den Krieg in Syrien an. In der letzten Woche kam es zum Schlagabtausch von Spitzenmilitärs. Die USA drohen den Russen, die verspotten die Stealth Jets der Amerikaner.

Das geschundene Syrien ist eine Arena, in der sich die halbe Welt einen erbitterten Stellvertreterkrieg liefert. Hinter den unzähligen Akteueren wie Iran, Katar, Türkei, Saudi-Arabien - stehen am Ende immer die gleichen Strippenzieher: Obamas Amerika und Putins Russland. Sie legen das Land in Schutt und Asche. Ohne Ermunterung und Waffenlieferungen der USA hätte es kaum eine Erhebung gegeben, ohne die unablässigen Lieferungen aus Russland wäre die Herrschaft Assads schon 2012/2013 dem Ansturm die Rebellen und Islamisten erlegen.

Seitdem Russland vor einem Jahr offen an der Seite Assads intervenierte, verschlechtert sich das Verhältnis zwischen Russland und den USA zusehends. Erst recht, seitdem Damaskus merkliche Erfolge am Boden erzielen kann. Doch zu so einem offenen verbalen Schlagabtausch führender Militärs wie in dieser Woche ist es bisher noch nicht gekommen. Säbelrasseln trifft es kaum. Es wirkt, als würden sich zwei Gangs vor dem Straßenkampf gegenseitig beschimpfen.

Der endgültige Bruch

Aus russischer Sicht wurde das Tischtuch am 17. September endgültig zerschnitten, als die USA mitten im Waffenstillstand eine Stellung der Assad-Truppen im Kessel von Deir ez-Zor massiv bombardierten. Eine ganze Einheit wurde dabei ausgelöscht. Durch das Loch in der Front strömte Minuten später die Kämpfer des IS. Die USA erklärten, der Angriff sei ein "Versehen" - die folgende eher halbherzige Entschuldigung war nicht dazu angetan, Moskau zu beruhigen. Aus Sicht der USA wurde eine Grenze überschritten, als am 19. September ein Hilfskovonvoi der UN bei Aleppo vernichtet wurde. Die Amerikaner machen die russische oder syrische Luftwaffe dafür verantwortlich.

Die Woche der Eskalation in Syrien

Am Dienstag berichtete die Washington Post, die US Regierung berate über weitere, nun nicht mehr "versehentliche" Luftangriffe auf die Truppen Assads und seiner Verbündeten. Am gleichen Tag verlegte Moskau eine Luftabwehrbatterie des Typs S-300V4 Antey-2500 nach Syrien. Ein System, das speziell zur Abwehr eines Angriffs mit Marschflugkörpern konzipiert wurde. Ein derartiger Schlag würde zum bevorzugten Vorgehen der USA gehören.

Abstimmung

In einer Rede sprach US Army Chief of Staff, Mark Milley, die potenziellen Gegner der USA direkt an. "Ich möchte mich klar ausdrücken. Für all diejenigen auf der ganzen Welt, die unsere Art zu leben und die unsere Alliierten und Freunde zerstören wollen: Die Streitkräfte der USA werden euch aufhalten, wir werden euch härter schlagen, als ihr jemals geschlagen worden seid. Macht euch da keine Illusionen." Obwohl Syrien und Russland nicht explizit herausgestellt worden sind, wurde der verbale Ausfall von Moskau sofort zurückgegeben.

Hohn und Spott sollen die USA reizen

Generalmajor Igor Konashenkov, Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, nahm kein Blatt vor den Mund und adressierte seine Warnung direkt an Washington. "Ich empfehle unseren Kollegen in Washington, sorgsam die möglichen Konsequenzen solcher Aktionen zu durchdenken." Russland habe mit den S-300 und S-400 eine sehr fortgeschrittene Luftverteidigung in Syrien. Kein Objekt innerhalb ihrer Reichweite könne sie überraschen. Dabei sparte der Militär nicht mit Hohn und Spott für die Gegenseite, als er die Stealth-Jets erwähnte: "Die Illusionen von Dilettanten über die Fähigkeiten ihrer 'Stealth'-Jets könnten auf enttäuschende Erfahrungen in der Wirklichkeit stoßen." Russische Truppen und Hilfskräfte seien im ganzen Assad-Gebiet verteilt, so Konashenkov weiter. Russland werde jeden Angriff auf diese Zone als einen Angriff auf die eigenen Truppen werten. Zu dem angeblich irrtümlichen Angriff der USA vom 17. September äußerte sich Konashenkov ebenfalls direkt. Russland werde einen "ähnlichen Irrtum" gegenüber russischen Truppen verhindern.

Moskaus rote Linie

Das ist weit mehr als Säbelrasseln. Die USA kündigen direkte Angriffe auf die Assad-treuen Truppen an, beziehungsweise erwägen eine solche Eskalation. Igor Konashenkov zog - ohne Frage auf Geheiß Putins - eine rote Linie, die die USA nicht überschreiten dürfen. Auch die Konsequenzen wurden in alle Deutlichkeit genannt: Kommt es zu solchen Angriffen, sei es mit Jets oder mit Cruise Missiles, werde Russland diese Angriffe militärisch zu stoppen.

Formal wäre das vielleicht nicht der Kriegszustand, aber in so einer offenen Auseinandersetzung haben Russland und USA sich nicht einmal im Kalten Krieg befunden. Das ist eine ganz andere Liga der Konfrontation als die ewigen Rangeleien im Luftraum vor den Grenzen.

Die Einsätze werden erhöht

Tatsächlich hat Putin sich damit festgelegt - auf einen Sieg Assads und gegen die USA. Generalmajor Igor Konashenkov ist kein Militär im Ruhestand, dessen Wort niemand bindet. Er ist das Sprachrohr der Regierung. Sollte Obama die Assad-Unterstützer tatsächlich direkt angreifen, wäre der Putin im Wort. Und nach allem, was man bisher über Putins breitschultrige Art lernen konnte, ist es unwahrscheinlich, dass der Kreml-Chef klein beigibt.

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