Frankreichs Schnellzug TGV Seit 25 Jahren schneller als der ICE

Genau ein Vierteljahrhundert ist der französische Schnellzug TGV alt - und hängt den moderneren deutschen ICE immer noch ab. Der Vergleich ist allerdings nicht ganz fair, denn die Franzosen gönnen ihrer Vorzeigebahn Sonderbehandlungen.

Nationales Symbol, technologisches Vorzeigeobjekt und Vehikel der Wirtschaft: Von Anfang an war der TGV für Frankreich mehr als nur irgendein neuer Zug. Nicht weniger als die "ausgezeichnete Technologie, die Qualität der Industrie und das Können der Unternehmen" Frankreichs sollte er beweisen. So formulierte es wenigstens Präsident Valery Giscard d’Estaing 1981, als die erste TGV-Strecke von Paris nach Lyon eingeweiht wurde.

Auf eigenen Schienen

Bis zum 25. Jahrestag am 22. September hat Frankreich insgesamt 30 Milliarden Euro in den Hochgeschwindigkeitszug investiert. Das Geld war es dem technikverliebten Land wert. Es wurde ganz anders investiert als beim ICE, dem deutschen Pendant: Im Gegensatz zum ICE fährt der TGV bis auf wenige Ausnahmen auf eigens für ihn gebauten Strecken. Das macht ihn schneller. Seine Normalgeschwindigkeit von 300 Km/h erreichen die deutschen Schnellzüge so gut wie nie. Denn die müssen sich das Netz noch zu oft mit langsamen Regionalzügen teilen.

Warum ist der TGV für Frankreich so wichtig? Zunächst war das Autobahnnetz in Frankreich damals noch sehr schlecht entwickelt, und das Land wollte mobile Bürger, die schnell und bequem das Land bereisen konnten. Für die erste Strecke von Paris nach Lyon, 426 Kilometer lang, brauchte der TGV schon zu seiner Einführung gerade mal eine Stunde und 40 Minuten. In dieser Zeit ist man mit dem Auto manchmal erst aus dem Verkehrsgewühl des Pariser Ballungsraums heraus. Außerdem wollte das Land, das auch das Überschallflugzeug Concorde entwickeln ließ, seine eigenen Verkehrstechnikkonzerne fördern. Inzwischen hat der TGV-Hersteller Alstom die Technik bis nach Spanien, USA und Korea exportiert.

25 Jahre, nachdem die erste Strecke von Paris aus durch das Burgund nach Lyon eingeweiht wurde, ist die Hauptstadt Frankreichs immer noch der eindeutige Dreh- und Angelpunkt des Netzes - kein Wunder, wohnt doch jeder fünfte Franzose in Paris oder im Großraum der Metropole. Von da aus geht es auf 1540 Kilometern eigenem TGV-Netz in alle Richtungen: In den Südosten bis zum Mittelmeer, in den Südwesten nach Bordeaux, in den Westen nach Rennes und mit Geschwisterzügen nach London, Brüssel und Köln. In den letzten Jahren wurde allerdings auch eine Paris-Umgehung für eine noch schnellere Nord-Süd-Achse gebaut.

Länderübergreifende Strecken

Nächstes Jahr soll die TGV-Strecke von Paris nach Straßburg fertig werden. Über diese Station geht es dann spätestens übernächstes Jahr bis nach Frankfurt, München und Zürich. Mit der Eröffnung dieser Strecken wollen die französische Bahngesellschaft SNCF und die Deutsche Bahn ihre Angebote miteinander verbinden, so dass die Bahncard dann im TGV von Deutschland aus bis nach Paris gilt. Das Auto, aber auch das Flugzeug bekommen dann noch stärkere Konkurrenz. Air France will alle Flüge von Paris nach Lothringen einstellen, sobald der "TGV-Ost" fertig ist. Denn seit dem TGV gilt: Wer schnell sein will, nimmt in Frankreich den Zug.

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Florian Bamber/DPA

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