Seit seinem letzten Abenteuer fährt der Lieblings-Geheimagent der englischen Königin wieder einen Aston Martin. Lange Jahre mussten die Insel-Europäer tatenlos zusehen, wie James Bond italienische Sportwagen kaperte oder sich in deutschen Luxuskarossen räkelte. What a pitty!
Die Wende brachten der Aston Martin Vanquish und ein umtriebiger Schwabe. Dr. Ulrich Bez sitzt seit drei Jahren am Steuer des winzigen Sportwagenbauers. Der gebürtige Stuttgarter kennt dabei nur ein Ziel: die Überholspur. Aufhalten lässt sich Bez dabei weder von den knausrigen Controllern der Konzernmutter Ford noch von der übermächtigen Konkurrenz.
"Äscht'n" nimmt Porsche aufs Korn
Ab 2005 tritt "Äscht'n", wie Bez seine Sportwagenschmiede nennt, gegen Porsche an. Mit dem DB8 Vantage. V8 Motor, 360 PS, 110.000 Euro. Ein Schnäppchen. Deutlich mehr muss man für den Edel-Hobel ausgeben, den Aston Martin auf der IAA in Frankfurt präsentierte. Der DB9 ersetzt den in die Jahre gekommenen DB7 und ist nach dem Vanquish der zweite Aston, der auf eigenen Beinen steht. Sein Vorgänger war im Grunde nicht mehr als ein aufgebrezelter Jaguar XJ8.
Aluminium-Plattform
Beim DB9 konnten die englischen Autobauer und ihr schwäbischer Chef aus dem Vollen schöpfen. Die dafür nötigen Mittel hatte sich der schlaue Dr. Bez direkt bei den Ford-Oberen in Amerika gesichert. Wer in der Liga von Porsche und Ferrari antreten will, braucht Kohle. Basta! Dabei herausgekommen ist eine Aluminium-Plattform, die gut 25 Prozent leichter ist als ein vergleichbares Stahl-Skelett. Ab 2004 rollt der DB9 zu den gut 100 Händlern weltweit, gebaut in der nagelneuen gläsernen Fabrik Gaydon nahe Birmingham.
Design von gestern
Mindestens 150.000 Euro wird ein Aston-Martin-Käufer für einen DB9 anlegen müssen. Der zweisitzige Luxus-Sportler ist ähnlich schnell wie ein vergleichbarer Porsche oder Ferrari - nur viel exklusiver. Das Design erinnert an eine Zeit, als James Bond noch von Sean Connery gespielt wurde und der Dienstwagen des unsterblichen Spions DB5 hieß. Ein riesiger Kühlergrill mit quer verlaufenden Lamellen, die stark konturierte Motorhaube und eine stämmige Schulterlinie verhelfen dem DB9 zu einem imposanten Auftritt.
Technische Daten
Motor | V12-Motor |
Hubraum | Sechs Liter |
Leistung | 450 PS |
Länge/Breite/Höhe | 4.697/ 1.875/ 1.318 Millimeter |
Leergewicht | 1.710 Kilogramm |
0-100 km/h | 4,9 Sekunden |
Höchstgeschw. | 300 km/h |
Grundpreis | ca. 150.000 Euro |
450 PS aus zwölf Zylindern
Unter der Aluminium-Haut sucht man vergeblich nach Zitaten aus vergangenen Auto-Tagen. Der V12-Motor steht für die handfesten Werte der Gegenwart und fördert aus sechs Litern Hubraum 450 PS. Dank Alu-Leichtbau müssen sich die munteren Zwölf nicht mit einem pummeligen Autobahn-Gleiter herumschlagen, sondern schieben lediglich sportliche 1.710 Kilo gegen den Wind. Das Verhältnis aus Gewicht und Leistung erlaubt einen Sprint von null auf 100 in 4,9 Sekunden. Bei 300 Sachen ist Schluss mit Beschleunigung.
Schwanen-Türen
Anders als bei den meisten Konkurrenten muss ein DB9-Kunde nicht auf den artgerechten Komfort verzichten. Das beginnt schon beim Einsteigen. Die Türen des Zweisitzer schwingen in einem Winkel von 12 Grad nach oben. Diese so genannten Schwanen-Türen sehen nicht nur spektakulär aus, sondern geben auch eine größere Einstiegsluke frei. Für den Innenraum musste garantiert eine ganze Herde Rinder ihr Leben lassen. Kaum ein Detail, das nicht mit fein gegerbten und eingefärbten Tierhäuten bezogen ist. Wo Leder nicht widerstandsfähig genug wäre, kommen Aluminium, Verbundwerkstoffe oder Magnesium zum Einsatz.
Aston Martin ist auf einem guten Weg. Die Emanzipation vom Gleichheits-Zwang des Ford-Konzerns hat der Traditionsmarke gut getan. Allerdings wäre Bez kein Schwabe, wenn er nicht doch das eine oder andere Einsparpotential ausgemacht hätte. So steckt in jedem "Äscht'n" auch ein Japaner. Der Kompressor der Klimaanlage stammt von Mazda...