In der Riege der deutschen Hersteller liegt Opel in Genf weit vorn, anders als die Platzhirsche Mercedes, Audi, BMW und sogar VW haben sich die Opelianer die Mühe gemacht, ein echtes neues Fahrzeug mitzubringen. Okay, auch die Basis des Opel GT ist nicht ganz taufrisch, immerhin rollt bereits der Pontiac Soliste vom gleichen Band. Aber was soll es, der neue Opel GT ist das, was er schon immer war: die Corvette für den Normalverdiener, inklusive Haifisch-Kiemen. Es gibt nur wenige Sport-Roadster für unter 30.000 Euro, und unter ihnen ist der GT ganz klar die heißeste Kiste. Ein Wagen mit Kultpotential. Und wer weiß, wann es die hammerharte OPC-Variante gibt. Beim GT wird die Abstimmung auf der Nordschleife auf jeden Fall mehr Sinn und Spaß machen, als beim Versuch, den Meriva zur Sport-Schachtel aufzurüsten.
Muskel-Träume
So etwas wie den GT hat Volkswagen zurzeit nicht am Start , sondern zeigt - mal wieder - den EOS. Das Schmacht-Traum-Cabrio wurde in Frankfurt schon besungen, aber so viel lang gestreckte Eleganz gab es bei Volkswagen noch nie. Vielleicht bleibt es auch ein einsamer Höhepunkt. Das "Concept A" ist zwar von Serienambitionen so weit entfernt wie der Brocken vom Montblanc, aber mit dem Coupé SUV testet Volkwagen in zwei Richtungen vor. Wie viel Spaß verträgt die Marke, von der Ewig-Gestrige immer noch behaupten, sie solle das Notwendige in guter Qualität produzieren? Und in der Form versucht man sich von der Dominanz der dynamischen Linien zu befreien. Beim "Concept A" schwingt und schwelgt so manches. Unerhört für VW, aber sollte sich diese Linie durchsetzen, gehört das Cabrio bereits jetzt zum Old-School-Look. Verschärft ist das "Concept A" auf jeden Fall, also in Serie bauen und nicht nur Einzelstücke basteln. Verfügbar ist das Designexperiment ohnehin nicht, dafür soll der Polo BlueMotion die neue Öko-Linie des Hauses bestimmen. Ihm bleibt zu wünschen, mehr Freunde als der Drei-Liter-Lupo zu gewinnen. Anstatt technischer Großtaten, die sich an der Zapfsäule niemals rechnen können, wird Feinschliff serviert. Polo GTI und Cross Polo erfreuen eher die nachwachsende Gasfuß-Fraktion. Besonders der Cross Polo wirkt gut gelungen.
Happy-Family
Während man in Wolfsburg die muskulöse Zukunft beschwört, kann Ford immerhin zwei echte Autos vorweisen. Den S-Max und den ersten Galaxy, der tatsächlich von Ford stammt. Der neue Galaxy wirkt wie ein elegant gestylter Transporter, aber der S-Max kann Begehrlichkeiten wecken. Mit 4,82 Metern Länge gehört der Galaxy zu den Großen in der Garage, seine Pluspunkte sind ein Riesenglasdach und große Variabilität im Innenraum. Einen verschärfteren Familientransporter als den S-Max hat kaum jemand im Programm. Wenn es die Ford-Ingenieure schaffen, ihre Sport-Fahrwerks- Kompetenz einzubringen, ist er ein Wagen, der Papi glücklich machen wird.
Wucht und Wirkung
Beim Audi-Stand schlägt nicht gerade der Blitz der Begierde ein. Extrem wichtig bleibt der Q7, die Wucht-Wumme aus Ingolstadt. Bei aller Sympathie und Überlegungen wie "Den hätte meine Frau gern unterm Weihnachtsbaum" bleibt ein schaler Geschmack. Warum hat gerade der Quattro-Pionier die SUV-Welle solange verschlafen? Die Audi-Mannen sind berühmt für ihren ingeniösen Genius. Doch wieso mussten sie ausgerechnet die alte Touareg- und Cayenneplattform aufbrezeln? Zur Erinnerung bei Porsche bekommt die Basis mit der "Turbo-S-Version" bereits die letzte Ölung vor dem Facelift. Ansonsten holt Audi den Hammer raus. Der S6 röhrt mit dem V-10 Direkteinspritzer, den Lecker-Happen RS4 gibt es nun als Cabrio und als Avant und der A6 startet als Allroad Variante - nun ohne die ollen, aber praktischen grauen Gummischützer.
Dies und das und ein wenig Kosmetik
BMW fordert Erfindungsgeist, um das Neue in den Neuheiten zu erkennen. Der Z4 bekommt ein Facelift, das nur Kenner erkennen können. Und das wunderschöne, aber schon gezeigte Z4 Coupé gibt es nun als "M". Da geht was beim Fahren, zum Zugucken ist es wenig. Aber wer möchte, sollte die zwei M-Knicklinien auf der Haube anvisieren, das ist doch auch etwas.
Porsche gilt als unbestrittener König der Varianten-Jongleure. In diesem Sinne gibt es den neuen GT3 und den 911er Turbo.
Sind die dick, Mann
Mercedes prunkt mit Mega-Motoren, AMG-Boliden, frisch gelüfteter SL-Klasse und der GL-Klasse. Hier sieht man den Gang der Dinge. Die G-Klasse rummste als der Mercedes in der Military-Liga heran, ein Edel-Rustikus ganz eigener Art. Die GL-Klasse ist eben "oberhalb der ML-Klasse" angesiedelt, will sagen, sie ist größer, schwerer und luxuriöser. Also eine Art Escalade von Daimler. Nicht ganz neu, aber spannend bleibt die R-Klasse. Niemand weiß, nach wie viel Amerika-Feeling es dem Europäer gelüstet. Aus der Ernährungsforschung ist bekannt, dass Europa in Sachen Fastfood und Fettleibigkeit mächtig aufholt. Das spricht für die R-Klasse in Langversion. Mit dem Alu-Beam-Lack - auch nicht ganz neu, aber für die Serie noch zu widerspenstig - hat man immerhin ein Super-Oberflächen-Finish. Mit diesem tollen Lack sehen auch die dicksten Autos wieder rank und schlank aus.