preiskampf auf weltgrößtem automarkt "Störenfried Tesla" und chinesische E-Autos: Warum sie in Deutschland 40 Prozent teurer sind

Kunden schauen sich ein ausgestelltes Auto von Tesla an
Ein Tesla-Fahrzeug in einem Verkaufsgeschäft in der chinesischen Stadt Suzhou
© CFOTO / Picture Alliance
Elektroautos sind in Deutschland oft deutlich teurer als in China – um bis zu 41 Prozent. Verantwortlich dafür ist vor allem "Störenfried Tesla", wie aus einer Studie des Center Automotive Research hervorgeht. Doch wie erklären sich genau die Gründe für die immensen Preisunterschiede?

Der Automarkt in China ist inzwischen der wichtigste weltweit. Nirgendwo auf der Welt werden mehr Pkws zugelassen wie in der Volksrepublik. Von besonderer Bedeutung dabei: sogenannte NEV (New Energy Vehicles), also Elektro- und Plug-In-Hybridautos. Während batteriebetriebene Fahrzeuge in Deutschland (noch) vergleichsweise teuer sind, liegen die Verkaufspreise in China deutlich darunter.

Ein Listenpreisvergleich des Center Automotive Research (CAR) in Duisburg hat ergeben, dass E-Autos chinesischer Hersteller in China "zum Teil erheblich preisgünstiger" als in Deutschland sind. Der US-Hersteller Tesla wie auch die chinesischen Hersteller liegen also vorne. Ersterer ist der Studie zufolge der "Störenfried" auf dem Automobilmarkt. Denn das Tesla Model 3 und Tesla Model Y aus chinesischer Produktion werden in China erheblich günstiger angeboten als in Deutschland.

So ist das Model 3 für umgerechnet 30.653 Euro zu haben. Zum Vergleich: in Deutschland kostet es 47.560 Euro. Das Model Y sei im vergangenen Monat das meistverkaufte Elektroauto in China. Der Listenpreis dafür betrage umgerechnet knapp 35.000 Euro, während es in Deutschland zum Einstiegspreis von 47.560 Euro verkauft werde. "Tesla hat klare Wettbewerbsvorteile bei seinem Produktionssystem gegenüber allen westlichen Autobauern", so die Studie. 

"Tesla hat den Preiskrieg in China begonnen"

Prof. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor von CAR, sagt auf Nachfrage des stern: "Tesla hat den Preiskrieg in China begonnen." Mit dem Preiskampf mache Tesla-Chef Elon Musk zwar weniger Gewinn pro Auto, "aber er verkauft deutlich mehr Autos und je mehr er verkauft, umso besser wird seine Kostenposition." Denn wer in China gewinne, der gewinne den Automarkt von morgen, erklärt Dudenhöffer die Denke von Musk. "Und was für Model Y für Tesla gilt, kann man fast auf alle Elektroautos, die in China und Deutschland verkauft werden, übertragen." 

Etwa der BYD Tang mit 90,3-kWH-Batterie und 600 Kilometern Reichweite kostet in China umgerechnet rund 37.700 Euro. In Deutschland liegt der Preis für die Allradvariante mit 86,4-kWH-Batterie hingegen bei stolzen 71.400 Euro.

Der NIO ET7 mit einer 75-kWH-Batterie und 653 PS ist in China für umgerechnet rund 61.000 Euro erhältlich, in Deutschland werden beim Kauf knapp 82.000 Euro fällig. Im Durchschnitt sind E-Autos in China um 41 Prozent preisgünstiger als in Deutschland, heißt es in der Studie. Auch BYD, mittlerweile Marktführer bei den E-Autos in China, setzt die deutschen Autohersteller zunehmend unter Druck. "Die Chinesen und Tesla schüren auf der Preisseite den Europäern die Luft zum Atmen ab", konstatiert die CAR-Studie. 

Deutsche Autohersteller haben in China fast 15 Prozent günstigere Preise

Andere große Hersteller, wie Toyota, Honda oder Ford, verkaufen ihre E-Autos ebenfalls für durchschnittlich fast 43 Prozent teurer in Deutschland als in China. In der Folge versuchen offenbar auch die deutschen Autohersteller dem starken Preiskampf standzuhalten und verkaufen ihre Fahrzeuge in China günstiger als auf dem Heimatmarkt.

BMW verkauft den iX M60 in der Volksrepublik für umgerechnet 132.560 Euro und in Deutschland für 143.100 Euro (mit unterschiedlichen Leistungsdaten) – trotz Import. Der VW ID.3 mit 170 PS und 430 Kilometer Reichweite kostet in China umgerechnet 21.718 Euro, in Deutschland verkauft VW das Modell mit gleicher Reichweite und 204 PS für stolze 39.995 Euro. Im Durchschnitt liegen die Preise hier um fast 15 Prozent unter den deutschen Preisen. Wie kann das sein? 

Konkurrenzkampf um niedrigere Preise

Zwar sind die Ausstattungen von Einstiegsmodellen in der Volksrepublik teils ärmer. So würden in Deutschland eher besser ausgestattete Modelle mit größeren Batterien angeboten. Doch lassen sich die großen Preisunterschiede noch anders begründen. Demnach hätten es die Chinesen in Deutschland mit deutlich höheren Import- und Werbekosten zu tun. Dies sei im Zukunftsmarkt der NEV in China ein zusätzliches Risiko.

In China wiederum "ist der Kampf um gute Ausgangspositionen im Geschäft mit Elektroautos – und damit der Einstiegspreis von Modellen – deutlich stärker ausgeprägt als in Europa". Das hat einen Konkurrenzkampf um niedrigere Preise zur Folge. "Wer in China produziert, hat mehr Möglichkeiten, attraktive Preise zu setzen und damit im Wettbewerbsumfeld Marktanteile nicht zu verlieren", schreibt die Studie. Deshalb wird beispielsweise die China-Version des VW ID.3 in der Volksrepublik um gut 18.000 Euro günstiger angeboten als in Deutschland. 

Westliche Autobauer müssen Produktionskosten für Elektroautos neu kalibrieren

Dudenhöffer rechnet damit, dass wegen der großen Preisunterschiede zwischen China und Deutschland nicht nur Tesla in Europa im Preiskampf bleibe, "sondern die chinesischen Autobauer noch schneller mit noch besseren Konditionen nach Europa kommen werden". Die westlichen Autobauer müssten ihre Produktionsprozesse und damit derzeitigen hohen Produktionskosten für Elektroautos neu kalibrieren. Andernfalls droht ein Kundenverlust.

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