Fahrbericht: VW Amarok 2.0 TDI Der Volks-Pick-Up

VW Amarok 2.0 TDI
VW Amarok 2.0 TDI
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Der neue VW Amarok fällt ganz schön teuer aus und dabei hat er weder Hybrid- noch Elektrotechnik an Bord. Dafür punktet er an anderer Stelle.

Volkswagen und sein Pickup. Wörtlich genommen scheint das ein Widerspruch. Denn in Deutschland liegt das jährliche Gesamtvolumen an Pickups bei etwa 20.000 bis 25.000 Fahrzeugen. Fast 10.000 Einheiten davon liefert allein Platzhirsch Ford mit seinem Ranger. Doch ein Viertel des Kuchens – 5.000 bis 6.000 Fahrzeuge – wollen sich fortan die Wolfsburger mit ihrem Amarok abscheiden. Auch wenn das ein durchaus realistischer Wert ist: Bezogen auf den gesamten Automobilmarkt ist das ein Krümel. Von Volksnähe kann also nicht die Rede sein. Selbst wenn man global rechnet und mit Australien, Südafrika und der arabische Halbinsel die Top-Märkte des Amarok mit einbezieht, ist VWs Pritschenwagen nicht gerade das, was man einen Bestseller nennt.

Klar, ein Pickup ist erster Linie ein Nutzfahrzeug. Beim Amarok gilt das mehr denn je, schließlich ist er als solches homologiert und wird auch nicht vom smarten VW-Händler, sondern über die Nutzfahrzeugzentren verkauft. Doch eigentlich ist das paradox, denn die Wolfsburger sehen ihren Amarok als Lifestyle-Alternative im Segment. Und irgendwie scheint die Rechnung auch aufzugehen, denn die 240 PS starke V6-Top-Version ist besonders gefragt. Nun werden zwar viele Automobile gerne mit leistungsstarken Motoren gekauft, doch im Nutzfahrzeugsegment gelten üblicherweise die Gesamtkosten als entscheidendes Kaufkriterium. Und hier hat der 205 PS starke Vierzylinderdiesel die Nase ganz klar vorn – auch weil er bei der Performance dem V6 kaum nachsteht und deutlich agiler ist.

Sich für die 205-PS-Variante zu entscheiden, ist auf jeden Fall eine gute Wahl. Aber auch keine ganz billige. Allein schon 47.121 Euro ruft VW für die zugegebenermaßen lahme 170-PS-Option auf, 52.798 für das 205-PS-Modell. Allerdings ist es satte 20.000 Euro weniger, als für den V6 zu berappen ist. Natürlich fallen die V6-Versionen innen wie außen opulenter aus, aber die Fahrer des 205-PS-Modells erhalten auch schon die gehobene Ausstattungslinie Life. Ein paar einzelne Extras mehr, etwa Automatikgetriebe und Klimaautomatik anstatt manueller Regelung, und man darf glücklich sein. Zum Vergleich: Der technisch baugleiche Ford Ranger kostet gleich motorisiert und ebenfalls mit Doppelkabine bestückt 53.776 Euro. Allerdings sind dann die Zehngangautomatik und ein paar weitere Extras serienmäßig. Die einzige weitere Alternative, der Toyota Hilux mit Doppelkabine und 204 PS, rangiert bei 48.669 Euro.

Hier spielt der Amarok seine Premium-Trumpfkarte aus. Alleine schon mit seiner Anmutung im Innenraum rangiert er eine Klasse höher. Zwar besteht das gesamte Interieur aus Kunststoff, der aber sehr aufwändig gemacht ist und präzise verarbeitet ist. Nicht zuletzt mit dem iPad-artigen Zentraldisplay wirkt der Amarok so, als säße man in einem top-aktuellen Familien-SUV. Das bei Pickups sonst übliche Nutzfahrzeugambiente fehlt hier völlig. Und so, wie sich der Volkswagen anfühlt, fährt er sich auch: Manierlich statt raubeinig, komfortabel statt hoppelnd und zügig statt lahm. Der Vierzylinder schiebt kräftig an und rennt auf der Autobahn wild drauf los. Die vom Werk angegebene Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h erreicht er nicht nur locker und vor allem schnell. Sich für den günstigeren Handschalter zu entscheiden, ist im Stadtverkehr bisweilen nervig, zumal die Zehngangautomatik die Kraft der Zweilitermaschine optimal nutzt – ein Phänomen, das beim Automatik-V6 nicht erlebt. Assistenzsysteme, teilweise serienmäßig, teilweise aufpreispflichtig erleichtern das Rangieren im urbanen Raum ungemein. Hier lohnt es sich, in Erinnerung zu rufen, dass der Amarok 5,35 Meter lang ist und einen Radstand von 3,27 Metern besitzt. Wendig und handlich ist ein Pickup eben nie.

Natürlich ist die wahre Berufung des Amarok dort, wo der Asphalt aufhört und wo nicht mehr von Gepäck, sondern von Ladung gesprochen wird. Eine Tonne Zuladung verträgt er – eine Größenordnung, die nicht einmal alle Pickups bieten können. Dass die Ladefläche dabei offen ist, mag im Baustellen- oder Forstbetrieb optimal sein. Privatleute werden indes das Geld für eine elektrische Laderaumabdeckung oder das inzwischen verfügbare Hardtop investieren. Ist Schotter und Schlamm der Straße gewichen oder diese unter Schnee begraben, ist der Amarok in seinem Element. Hier profitiert das 205-PS-Modell damit, dass er das automatische Allradsystem an Bord hat. Das heißt: Zwischen der Option, nur die Hinterräder anzutreiben und der Möglichkeit, die Kraft starr auf alle vier Räder zu übertragen, liegt die im Alltag gern genutzte variable Kraftverteilung. Das spart Kraftstoff, steigert die Agilität und schont vor allem die Mechanik im Vergleich zum starren Kraftschluss.

Damit ist der 205-PS-Amarok so etwas, wie die eierlegende Wollmilchsau: Er kommt richtig gut im Gelände zurecht, hat Biss auf dem Asphalt, kann ordentlich zuladen und fährt sich in Summe wie ein Pkw. Gerade letzteres ist ein Punkt, mit der er sind von den übrigen Pickup-Kollegen klar unterscheidet.

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