Audi TT RS Nummer 5 röhrt

  • von Michael Specht
Ein Turbo, vier Ringe und fünf Zylinder. Bei Motorsportfans leuchten die Augen. Rallye, Röhrl und alle Räder in der Luft. Audis Quattrogeräte fuhren in den 80ern die Konkurrenz in Grund und Boden. Mit dem 340 PS starken TT RS soll sich die Geschichte jetzt wiederholen.

Schon der Sound sorgt für Gänsehaut. Besonders, wenn die serienmäßige Sporttaste auf der Mittelkonsole gedrückt und dadurch die Klappe im linken Auspuffrohr geöffnet wird. So ein Fünfzylinder klingt einfach geil. Rau, dumpf, kernig, kehlig oder auch alles zusammen. Ein Motor wie dieser gehört zu Audi wie der GTI zu VW. Dabei war seine Geburt vor fast 30 Jahren mehr eine Verlegenheitslösung, weil sechs Zylinder nicht unter die Haube passten. Der 2,2-Liter befeuerte schon 1980 den Audi Quattro mit 200 PS, hatte in der kurzen Variante „Sport quattro“ sogar 306 PS. Der Rest ist bekannt. Röhrl preschte 1987 mit einer Rallye-Version (über 600 PS) den Pikes Peak in Colorado in einer nie wieder erreichten Zeit hinauf.

Angriff auf Porsche und Co

Rekordverdächtig ist auch das, was Audis Tuning-Tochter quattro GmbH jetzt entwickelt hat: 2,5 Liter Hubraum, Turboaufladung, Benzindirekteinspritzung, 340 PS, 450 Newtonmeter und – wie sollte es anders sein – fünf Zylinder. Das potente TFSI-Triebwerk befeuert ab Sommer den TT, der dann die Zusatzbezeichnung RS trägt. Dies lässt erahnen, mit wem sich Audi da anlegen, beziehungsweise von wem man Kunden ködern will: Porsche Cayman S, Porsche Carrera, BMW Z4 sDrive35i und Mercedes SLK 55 AMG.

Der TT RS ist ein Männerspielzeug reinsten Wassers. Eine puristische Fahrmaschine. Nichts für den Alltag, eher was zum Austoben auf einer abgesperrten Rennstrecke. Empfehlung: Jahreskarte Nordschleife Nürburgring. Denn wer das nur 1450 Kilo leichte Coupé so richtig ran nimmt, ist nach 4,6 Sekunden auf 100 und nach zwölf auf Tempo 200. Bei 250 km/h regelt sozial korrekt die Elektronik ab. Gegen etwas Aufgeld lässt Audi auch 280 km/h zu und macht damit den TT RS nach eigenen Angaben zum schnellsten Seriensportwagen der Kompakt-Klasse.

Ein Doppelkupplungsgetriebe fehlt – noch

Viel beeindruckender aber ist, mit welcher Leichtigkeit der Allrad-Audi seine Insassen beim Spiel mit Gaspedal in die Ledersitze drückt, egal welcher der sechs Gänge gerade eingelegt ist. Das volle Drehmoment steht bereits ab 1600/min zur Verfügung. So etwas schafft nicht mal ein Diesel. Optimal passen und den Spaßfaktor erhöhen würde natürlich das Doppelkupplungsgetriebe DSG. Doch da muss Audi verneinen. Derzeit ist keines verfügbar, dass die Kraft klaglos wegsteckt. Aber Entwicklungschef Michael Dick versichert: "Wir arbeiten mit Hochdruck an einer stärkeren Version."

Teuerste TT aller Zeiten

Mit 55.800 Euro fährt der TT RS auch preislich in nie gekannte Regionen. Fürs Cabrio sind sogar 58 650 Euro fällig. Dafür gibt es 18-Zoll-Räder mit 245er Reifen, größere Bremsen, eine zehn Millimeter tiefere Karosserie, verbreiterte Seitenschweller und hinten eine Art Diffusor mit integrierten Auspuffrohren. Am meisten fällt jedoch der fest stehende Tablett-Spoiler auf dem Kofferdeckel auf. Aber keine Angst, wer nicht ganz so extrovertiert veranlagt ist, kann das Anabolika-Teil auch abbestellen und stattdessen den Serienspoiler nehmen. Dieser fährt dezent automatisch ein und aus und lässt den TT RS eine ganze Spur seriöser aussehen.

Leser Micha Ansorge erklärt das Mysterium der Fünf-Zylinder:

Der Grund für die Entwicklung des Fünfzylinders in den 70er war, dass Audi seinerzeit mit Mercedes kooperierte und von diesen als Auflage erhielt, keine eigenen Sechszylinder zu bauen. Damit sollte der gebürtige Respekt zu Mercedes gewahrt werdenb. Einen Tag nach Ablauf dieser für 30 Jahre festgeschriebenen Vereinbarung, kam der erste Sechszylinder von Audi. So gehört bei einer Audi-Werksführung in Ingolstadt.

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