Dank Fernsehwerbung wissen wir, dass es sie gibt: große, attraktive Typen mit verwegenem Blick und einer gehörigen Portion Muskeln unter körperbetonten Designerhemden. Unterschwellig schwingt da die Frage mit: Warum sitzt du vor dem Fernseher statt draußen das Leben zu genießen? Gäbe es weibliche Autos, so wäre der neue Mercedes SLK die perfekte Werbefigur, um auch unter der kühlsten Motorhaube ein Herz zum Schlagen zu bringen.
"Ich bin wirklich ein Sportwagen"
Ihrem Mini-Roadster haben die schwäbischen Autobauer nämlich alles mit auf den Weg gegeben, was ihm und seinen Spielgefährten das Leben verschönern kann: Zuallererst natürlich jede Menge Power. Zur Auswahl stehen drei Motoren: der Vierzylinder-Kompressor-Motor mit 163 PS, ein Sechszylinder mit 272 PS und ein Achtzylinder-Kraftprotz, der es auf stolze 360 PS bringt. Und da ihm der neugierige Passant schlecht unter die Haube gucken kann, stellt der SLK seine sportlichen Qualitäten im Äußeren auch ganz demonstrativ unter Beweis. Die Schnauze länger, das Heck kürzer, hier und da ein bisschen Spoiler, die Doppelauspuffanlage chromblitzend - schließlich soll jeder auf den ersten Blick erkennen, dass hier ein Roadster unterwegs ist.
Und für diejenigen, die dann immer noch nicht begriffen haben, dass bei diesem Auto Fahrspaß im Vordergrund steht, hat Mercedes einen zusätzlichen Hinweis parat: Ein um drei Zentimeter vergrößerter Radstand wurde mit Rädern bis zu 18 Zoll gespickt, denn so "konzentriert sich der Blick auf zwei ganz wesentliche Elemente eines Sportwagens: die Räder" - das enthüllt der Mercedes-Pressetext. Außerdem hat sich die Sportskanone in Sachen Frontpartie am Kleiderschrank des großen Formel-1-Bruders Mercedes-Silberpfeil bedient. Gute Gene eben.
Die Tüftler waren am Werk
Schnell ist der Stuttgarter nicht nur auf der Straße, sondern auch im Umkleideraum: Das faltbare Hardtop öffnet und schließt sich innerhalb von 22 Sekunden und gewinnt damit drei Sekunden aufs Vorgängermodell. Zusätzlich gibt‘s 63 Liter mehr Ladevolumen im Kofferraum bei offenem Dach dank Erfindungsreichtum der Konstrukteure.
Damit der schöne Jüngling nicht die Hälfte des Jahres auf Frischluft verzichten muss, sondern auch zaghafte Kumpane bei Wind und Wetter auf die Piste lockt, haben sich die Tüftler bei Mercedes zudem eine besondere Streicheleinheit ausgedacht - den "Airscarf". Das spezielle Heizsystem hat seinen Platz in den Sitzlehnen und pustet durch Belüftungsöffnungen in den Kopfstützen wohltemperierte Luft auf Nacken, Hals und Kopf der Passagiere. Der Wollschal von Mutti kann also getrost zu Hause bleiben. Genau das wird der konservative Hardcore-Cabriote wahrscheinlich ebenfalls lieber tun, als sich so vom Luxus umgarnen zu lassen.
Wer den SLK an dieser Stelle schon in die Kategorie "Playmobil" eingeordnet hat, lässt sich auch nicht mehr von Mercedes' designo-Programm mit speziellen Metallic-Lacken und der Option auf einen Dach-Himmel aus Alcantara ködern. Oder von einem Surround-Soundsystem mit elf Lautsprechern. Oder einem Siebengang-Automatikgetriebe. Warum sollten es die muskulösen Schönlinge unter den Autos auch leichter haben als die unter den Menschen?