Mit der Technologiestudie Vision EQXX auf der CES 2022 in Las Vegas wollte Daimler das Autojahr mit einem Donnerschlag einläuten. Der EQXX sollte das erste Elektroauto sein, das 1000 Kilometer Reichweite schafft. Aber Pech für Daimler, den prestigeträchtigen Rekord sammelte der GAC Aion LX plus kurz vorher ein. Die Chinesen haben das 4,84 Meter lange Serienauto einfach mit einem Mega-Akku getuned. Mit 144,4 kWh an Bord sollte die Strecke von Berlin nach München möglich sein, ohne aufzuladen. Das Gleiche will der EQXX mit nur 100 kWh erreichen, zusammen mit intelligentem Leichtbau, modernen Technikmodulen und einer sensationellen Aerodynamik – der cw-Wert misst gerade einmal 0,17. Das hört sich gewiss zukunftsweisender an. Andererseits ist der EQXX nichts als eine fahrfähige Studie. Den China-SUV wird es dagegen im Laufe des Jahres mit dem Monster-Akku zu kaufen zu geben.
IAA Studie stand Pate
Vom Aussehen her ist der futuristische EQXX keine Überraschung, er folgt der IAA-Studie von 2019. Auch bei der Studie sah man bereits das ausfahrbare Heck, das den niedrigen cw-Wert erzeugt. So viel Windschlüpfrigkeit hat leider ihren Preis. Mit seiner flachen Front, der niedrigen Dachlinie und dem langen Heck wirkt die Studie wie ein Rennwagen. Das sieht auf einer Messe gut aus, aber in einer Zeit, in der üppige SUVs mit großzügigem Innenraum die Märkte dominieren, ist so eine Rennflunder von vorneherein ein exotisches Nischenfahrzeug. Auch beim Gewicht muss man staunen, der EQXX bringt mit Akku "nur" 1700 Kilogramm auf die Waage. Aluminium-, CFK- und GFK-Modulen sparen Gewicht, dürften den Preis aber nach oben treiben.
Extrem effizient
Auch bei der Wahl des Motors wurde auf Effizienz geachtet. Angesichts des sportlichen Äußeren ist der 204 PS starke Elektromotor an der Hinterachse eher sparsam dimensioniert. Im Effizienzbetrieb fährt der Vision EQXX immerhin bis 140 km/h. Die Magnesium-Schmiederäder protzen von der Seite mit ihrem 20-Zoll-Umfang, sind aber so schmal wie nur möglich. Der Realverbrauch des Zukunftsmodells soll mit unter zehn Kilowattstunden pro 100 Kilometer sparsamer als bei jedem anderen Fahrzeug sein. So kommt dann die 1000 Kilometer Reichweite zusammen. "Der Mercedes-Benz Vision EQXX zeigt, wie wir uns die Zukunft des Elektroautos vorstellen. In nur eineinhalb Jahren haben wir den effizientesten Mercedes aller Zeiten entwickelt - mit einem Energieverbrauch von weniger als 10 kWh pro 100 Kilometer", so Daimler-CEO Ola Källenius, "der Vision EQXX hat eine Reichweite von mehr als 1000 Kilometern mit einer einzigen Ladung - angetrieben von einer Batterie, die in einen Kleinwagen passen würde."
Technisch setzt der EQXX eine Menge Bestmarken. Spezielle Anoden erhöhen die Energiedichte der Akkus. Der Motor setzt sagenhafte 95 Prozent der Akkuenergie in Antriebsenergie der Räder um. Das Batteriepaket des Visions packt die 100 kWh Energie in 50 Prozent weniger Volumen und 30 Prozent weniger Gewicht als beim aktuellen Hightechpaket im Mercedes EQS. Die Dachpaneele mit ihren Solarzellen sind inzwischen fast Standard, schließlich kann man so etwas inzwischen bei jedem Camper nachrüsten. In der Praxis sollen sie für 25 Kilometer Reichweite gut sein.
Spannende Technik
Im Innern präsentiert sich der EQXX beinahe wie ein Serienfahrzeug. So gibt es vier Einzelsitze, ein 47,5-Zoll-Display mit 8K-Auflösung, welches sich quer über die gesamte Armaturentafel zieht, und eine Mittelkonsole mit Becherhaltern, die den puristischen Gesamtcharakter noch unterstreicht. Leder sucht man übigens vergebens, der EQXX wird vegan ausgestattet.
Auch wenn der Vision EQXX Erfahrungen im Erprobungsbetrieb sammelt, wird es bei einem Einzelstück oder einer Mini-Serie bleiben. Die Revolution im E-Autobau wird sicher nicht von einem Showcar ausgehen, in dem die Ingenieure alles probiert haben, was technisch möglich ist und dafür Kosten und Alltagsnutzen außer Acht gelassen haben.
Der Aktien-Kurs von Tesla reagierte auf seine Art auf die Daimler Präsentation - er ging nach oben. Allzu gefährlich erschien der Vision EQXX dann wohl nicht.