Ihr Umfaller-Image wurde die A-Klasse über die Jahre einfach nicht los. Viele sahen sie als unwürdig für Mercedes, über das Design stritten sich die Geister und das Konzept wirkte wenig dynamisch. Die Erwartungen an die neue A-Klasse sind daher groß.
Flacher, bulliger und sportlicher will Daimler einen völlig neuen Weg gehen und dabei insbesondere dem Audi A3 und dem 1er BMW hinterherhecheln - beide fuhren bisher einen deutlich erfolgreicheren Kompaktklasseweg als Mercedes. Das wenig ansehnliche A-Klasse-Hochdachkonstrukt mit doppeltem Boden und geneigter Antriebslage ist vergessen. Nach mehr als vier Jahren Entwicklung, 1000 virtuellen Crashtests und 2.992.000 Testkilometern in 380 Prototypen bringt Mercedes ein Objekt in die Kompaktklasse, das sich sehen und fahren lassen kann.
Gut gedämmter Diesel
Das Außendesign des 4,29 Meter langen Fünftürers ist ein Quantensprung zum Vorgänger. Innen wurde kaum weniger Detailliebe an den Tag gelegt. "Die A-Klasse ist innen besser und wertiger als unsere aktuelle C-Klasse", sagt Chefdesigner Gorden Wagener. Der gebürtige Ruhrgebietler und sein Designteam haben viel Herzblut in die neue Kompaktklasse gelegt. Das spürt man. Nach den ersten Kilometern im 136 PS starken A 200 CDI wird der Unterschied zu den mäßigen Vorgängern noch deutlicher. McPherson-Vorderachse, Vierlenker-Hinterachse, Doppelkupplungsgetriebe und ein stimmiger Innenraum - da passt alles zusammen.
Auf Wunsch mit unzähligen Ausstattungslinien und -paketen zu individualisieren, präsentiert sich der Daimler-Einsteiger dabei vielfältiger denn je. Der 1,8 Liter große Commonrail-Diesel dreht munter hoch, störende Antriebskräfte an der Vorderachse sind überschaubar und das Sportfahrwerk dürfte einigen Kunden zumindest in Verbindung mit den 18-Zöllern bereits zu stramm sein. Angenehm leicht liegt der Vierzylinder auf der Vorderachse. Das Einlenkverhalten ist vorbildlich und der Diesel gut gedämmt.
Made in Ungarn
Satte 100 kW/136 PS stehen dem Fahrer zur Verfügung, um mit Hilfe von 300 Nm ab 1.600 U/min den 1,5 Tonnen schweren Fronttriebler zu bewegen. Von null auf Tempo 100 schafft es der Mercedes-Einsteiger ohne Anstrengung in 9,3 Sekunden; die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 210 km/h. Je nachdem, ob Sechsgang-Handschaltung oder siebenstufiges Doppelkupplungsgetrieb,e liegt der Normverbrauch bei 4,3 Litern. Während sich der Selbstzünder ebenso wie der 211 PS starke Top-Vierzylinder des A 250 betont leise und vibrationsarm bewegt, sind Windgeräusche deutlich vernehmbar. Wer sparsamer unterwegs sein will, muss zum A 180 CDI greifen, dessen 1,5 Liter großer Renault-Motor 80 kW / 109 PS leistet und unter vier Liter verbraucht.
Entgegen dem allgemeinen Trend muss sich der Kunde bereits bei der Bestellung entscheiden, mit welchem Fahrwerk er zukünftig unterwegs sein möchte. Eine variable Dämpfereinstellung - wie auch bei anderen Mercedes-Modellen oder der Konkurrenz verfügbar - ist nicht im Programm und auch die betont leichtgängige Lenkung arbeitet nur in einem Modus. Optisch wirkt die A-Klasse allein mit breiten 18-Zöllern sportlich. Serienmäßig lässt Mercedes seinen Neuling in den Basisversionen mit schmalen 15-Zoll-Stahlfelgen vom Band. Dem sportlichen Anspruch wird das dann nicht mehr gerecht. Entwicklungsleiter Hans-Georg Engel hofft trotzdem, mit dem Fahrzeug neue, junge Kunden zu gewinnen. Produziert wird die A-Klasse in Rastatt und Kecskemet in Ungarn.
Der Laderaum schluckt 350 Liter
Die Sportsitze mit integrierter Kopfstützen passen perfekt - vorausgesetzt man hat Normgröße. Wer kleiner als 1,75 und größer als 1,85 Metern ist, vermisst eine verstellbare Oberschenkelauflage und die rechte Höhe der Kopfstütze. Besser sind das griffige Steuer, das auch im edlen Mercedes SL arbeitet oder das sehenswerte Armaturenbrett, auf dem der aufgesetzte Navigationsbildschirm jedoch wie ein Fremdkörper aus der Nachrüstabteilung von ATU wirkt. Auch im Fond lässt es sich zu zweit aushalten und der Laderaum schluckt 350 Liter.
Die A-Klasse ist für Mercedes ein dringend benötigter großer Schritt nach vorn. Preislich liegt er zumeist jedoch deutlich über den Hauptkonkurrenten, die bei rund 22.000 Euro beginnen. So geht es beim 122 PS starken Basismodell A 180 erst bei teuren 23.978 Euro los. Der gute Mercedes A 200 CDI mit 136 PS kostet mindestens 27.786 Euro. Die Serienausstattung ist dabei jeweils karg. Serienmäßig gibt es kaum mehr als Radio, ESP, zahlreiche Airbags, Kollisionswarnung und eine manuelle Klimaanlage. Spätestens ein Blick in die endlose Aufpreisliste verrät, dass die neue A-Klasse ein echter Mercedes geworden ist, die kaum einen Wunsch offen lässt - wenn der Rubel rollt. Später sollen noch weitere Triebwerke, Allradversionen und ein über 300 PS starkes AMG-Modell folgen.