Opel Astra Der mit dem Golf tanzt

Das Vorziehen der Astra-Präsentation hat den Golf-Bauern aus Wolfsburg garantiert nicht gefallen. Der neue Opel wird während der IAA im September offiziell vorgestellt.

Das Vorziehen der Astra-Präsentation hat den Golf-Bauern aus Wolfsburg garantiert nicht gefallen. Der neue Opel wird während der IAA im September offiziell vorgestellt. Zeitgleich mit dem neuen Golf. Die rotzfreche Aktion ist nur ein Zeichen des neuen Rüsselsheimer Selbstbewusstseins.

Der nächste Versuch

Schon einmal hat sich Opel auf eine zeitgleiche Präsentation eingelassen. Auf der IAA 1991 rollte der Astra parallel mit dem Golf aus der Garage und musste mächtig Prügel einstecken. Das Gegenstück zum Golf 3 konnte dem Wolfsburger nie das Wasser reichen und läutete eine Krise ein, mit der man sich in Rüsselsheim heute noch herumschlägt. Zwölf Jahre später starten die Autobauer mit dem Blitz im Logo den nächsten Versuch, den Leit(w)golf der Klasse zu zähmen.

Modelloffensive

Größenwahn? Sadismus? Könnte sein. Die ersten offiziellen Astra-Bilder lassen allerdings vermuten, dass man in Rüsselsheim aus Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Der neue Astra steht an der Spitze einer Modelloffensive, die Opel wieder ins Gespräch der automobilen Masse gebracht hat. Vectra, Meriva und Signum haben eine Bresche geschlagen, die der Kadett-Nachfolger füllen soll. Das könnte klappen.

Mutige Formen

Was da auf den ersten Bildern zu sehen ist, gefällt. Mutige Formen, interessante Details, so kannte man das von Opel vor der Astra-Ära. Verantwortlich für den neuen Schwung ist Designchef Martin Smith, der von Audi nach Rüsselsheim kam und von Opel-Chef Carl-Peter Forster alle Freiheiten bekam. Der Astra schlägt einen Bogen, der vom biederen Golf bis zum innovativen Peugeot 307 reicht und garniert das Ganze mit einer gewissen Sportlichkeit. So wird man sich in Zukunft an eine in der Mitte geknickte Motorhaube und einen trapezförmigen Kühlergrill gewöhnen müssen. Letzteres, je nach Sportlichkeit des Modells, unterschiedlich stark ausgeprägt.

Klappern gehört zum Geschäft

Noch steht der Astra auf 18-Zoll-Rädern, die in weit ausgestellten Radhäusern stecken und schmückt sich mit auffälligen (und teuren) Zusatzausstattungen wie großen Xenon-Scheinwerfern, einem verchromtem Auspuffrohr und etlichen Chrom-Zierleisten. Das übliche Säbelrasseln. Kein Autohersteller präsentiert einen neuen Wagen im biederen Look der Basisversion.

Zitat

"Mit der dritten Astra-Generation zeigen wir die betont dynamische und expressive Seite unserer neuen Formensprache. Diese dynamische Anmutung prägt ebenso die Innenraumgestaltung. Hier dominieren klare, gespannte Flächen, die mit dem Exterior harmonieren. Entsprechend hochwertig in optischer und haptischer Qualität wurden die Materialien und Oberflächen gestaltet."

Opel-Design-Direktor Martin Smith

Acht Motoren zum Start

Zum Start im Frühjahr 2004 bekommt der Fünftürer acht Motoren mit auf den Weg. Neben fünf Benzin-Triebwerken stehen auch drei Selbstzünder im Regal. Alle erfüllen die Euro4-Abgasnorm. Die Spitzenmotorisierungen werden mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe erhältlich sein.

16 Zentimeter Wachstum

Der Astra legt nicht nur optisch zu. Mit 4,27 Metern ist er ganze 16 Zentimeter länger als sein Vorgänger. Entsprechend komfortabel sollen es die Passagiere im Innenraum haben, der sich an der Designstudie GTC Genève orientieren wird. Will heißen: große, gespannte Flächen und eine Bügelfalte auf dem Armaturenbrett, die den Knick der Motorhaube optisch verlängert. Ganz zu schweigen von hochwertigen Materialien und einer peniblen Verarbeitungsqualität. Ein Manko, mit dem vor allem der letzte Astra viele Kunden vergraulte.

640.000 Astra will Opel pro Jahr verkaufen und dabei auch im Revier von Luxus-Herstellern wildern. Gegen ein paar Häkchen auf der Zubehörliste bekommt der Astra-Käufer ein automatisiertes Schaltgetriebe oder eine Automatik ins Auto gebaut. Neu ist auch das dynamisches Fahrsystem (IDS), das die Stoßdämpfer des Wagens elektronisch steuert. In der Praxis lässt sich der Astra damit per Knopfdruck sportlich abstimmen. Annehmlichkeiten, die es bislang nur in der Premium-Klasse zu bestaunen gab.

Sportliche Opel-Fans sollten allerdings noch etwas Geduld haben. Auf den Kombi folgt ein extrem sportlicher Dreitürer, der auch ehemalige Calibra-Fahrer zufrieden stellen dürfte.

Jochen Knecht