Verkehrsüberwachung Smartphone am Steuer? Hightech-Kameras jagen jetzt Handy-Sünder

Filmen am Steuer? Das ist verboten, aber kaum jemand hält sich dran.
Filmen am Steuer? Das ist verboten, aber kaum jemand hält sich dran.
© Marlon Lara / Unsplash
Handy am Steuer? Das macht fast jeder. Die Gefahr, erwischt zu werden, ist gering, die Unfallgefahr aber riesengroß. In Australien werden Superkameras darum in Zukunft in die Autos spähen.

Handynutzung am Steuer ist eines der wichtigsten Unfallursachen, und während schwere Unfälle insgesamt eher abnehmen, nehmen Unfälle mit dem Handy in der Hand zu. In Australien soll es allen, die am Steuer telefonieren, simsen oder whatsappen, an den Kragen gehen. Ein neues Gesetz macht es in Zukunft möglich die Aufnahmen von Überwachungskameras gezielt nach Handy-Nutzer zu durchforsten.

Problem für den Datenschutz

Das ist eine gute Entscheidung, wenn man auf potenzielle Unfallopfer schaut, aus Sicht des Datenschutzes ist das Gesetz problematisch. Die Daten der Kamera müssten elektronisch ausgewertet werden. Außerdem müssen die Kameras sehr leistungsfähig sein. Sie müssten durch die abgedunkelten Scheiben hindurch in das Auto blicken und von dort ein Bild liefern auf dem sowohl das Handy wie auch das Gesicht des Fahrers zu erkennen ist. Und das Ganze wird von einem sich schnell bewegenden Objekt aufgezeichnet. 

Das Ministerium in Canberra ist überzeugt, dass die bestehenden Kameras dafür ausreichend sind. Alex McCredie, Manager One Task, sagte der Zeitung "The Daily Telegraph" dagegen, dass man für diese Aufgabe besonders leistungsfähige Kameras benötige, die sein Unternehmen gern bereitstellen würde.

Kein Risiko, erwischt zu werden

"Im Moment nimmt dieses Problems solche Ausmaße an, weil niemand wirklich Angst hat, erwischt zu werden. Wenn es eine Verhaltensänderung geben soll, muss es auch die Befürchtung geben, mit dem Handy in der Hand erwischt zu werden", sagt er. Sein Unternehmen verfüge über die notwendige Technik, um in ein schnell fahrendes Auto hineinzusehen.

Das ist weit mehr, als die Polizei kann. Sobald das Telefon im Schoß liegt und nicht direkt ans Ohr gehalten wird, kann ein vorbeifahrender Polizist es nicht mehr sehen. Sitzt der Fahrer in einem Lkw oder auch nur in einem großen SUV kann ein Polizist aus seiner flachen Limousinen ohnehin nicht mehr durchs Seitenfenster schauen. 

Die Kameras können da mehr leisten. Das automatisierte System analysiert sogar die Aufnahme. "Wenn der Fahrer die Hände am Lenkrad hat und nichts in seinem Schoß liegt, werden die Aufnahmen von allein aussortiert." Die Daten werden vorgesichtet, doch bevor ein Bußgeld verschickt wird, soll das Material von einem Menschen geprüft werden.

Andere Ablenkungen

Bei den bisherigen Aufnahmen kam Erschreckendes zutage. Bei einem Testlauf auf einer Brücke in Sydney hat das System in nur sechs Stunden 750 Fahrer erwischt. Die Kameras erfassen die Fahrzeuge über eine Strecke von 50 Metern. Zahlreiche Fahrer blicken die ganze Zeit nur auf das Smartphone und sind entsprechend lang im Blindflug unterwegs.

McCredie wies in der Zeitung darauf hin, dass das System auch andere Ablenkungen am Steuer erfassen können. Es würde auch erkennen wenn der Fahrer mehr mit seinem Hamburger als mit dem Verkehr beschäftigt ist.

Tod durch SMS

Wie schnell die Benutzung des Telefons zu fürchterlichen Unfällen führt, hat der Dokumentarfilmer Werner Herzog vor einigen Jahren mit seinem Film "From One Second To The Next" gezeigt. Vier Opfer und ihre Angehörigen beschreiben vor der Kamera, wie der Unfall geschah und wie er ihre Welt in Trümmern legte. Herzog erreicht dabei eine Intensität, die kaum zu ertragen ist.

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