Klar, die Premiere des Renault Twingo im Oktober 1992 auf dem Pariser Salon war eine echte Schau, denn so einen Kleinwagen wie den Twingo hatte es lange nicht mehr gegeben. Sein One-Box-Design aus der Hand von Patrick le Quement war einzigartig und die Konstruktion des Innenraums war spektakulär und einfach zugleich. Ein legitimer Nachfolger des Renault 4, doch in seiner Zeit ungewöhnlich modern, wenn nicht futuristisch. Dazu dieser unwiderstehliche Blick, denn aus seinen Scheinwerferaugen strahlte so viel Sympathie für die Umwelt, wie es sie seit dem VW Käfer nicht mehr gegeben hatte. Sein Name Twingo sollte dem Design nach für eine Mischung aus Kleinstwagen und Van stehen. Das Konzept ging auf, denn bis zum Jahre 2007 wurde der Renault-Einsteiger ohne nennenswerte Änderungen im Werk Flins-sur-Seine gefertigt.
Der ewige Student

Dabei war das Konzept des Twingo so einfach, wie man es von den Massenmodellen von Renault kannte, trotzdem pfiffig und einfallsreich. Der Twingo bot auf kleinsten Raum maximale Platzverhältnisse und folgte so den Vorgaben des Briten Sir Alec Issigonis, der den Mini zu einer mobilen Legende werden ließ. Geringe Abmessungen außen, viel Platz innen, maximaler Radstand (2,34 Meter) und einen Center-Speedo – alles Dreingaben, die man von einem klassischen Mini kannte, wenn gleich die Renault- Verantwortlichen auf den sprichwörtlichen Mini-Fahrspaß keinen Wert legten. Der Renault Twingo war ein komfortabler Kleinwagen – mit dem dynamischen Fahrverhalten war und ist es daher nicht weit her. Im Vordergrund stand nicht die Fahrdynamik, sondern Charme, viel Platz auf wenig Raum und ein maximales Maß an Flexibilität. Auf 3,43 Metern Länge bot der Kleinwagen Platz in Hülle und Fülle. Besonderer Clou war die um 17 Zentimeter in Längsrichtung verschiebbare Rücksitzbank. Je nach Einsatzzweck standen damit üppiger Fußraum im Fond oder bis zu 261 Liter Ladevolumen zur Verfügung.
Der Twingo war trotz seines niedlichen Aussehens ein Revolutionär, der die europäische Kleinwagenklasse neu definierte. Wie schon beim Mini ein paar Jahrzehnte vorher eroberte der kleine Renault die Herzen der Damenwelt im Sturm, während sich die Herrenwelt wegen des betont knuffigen Designs, der kunterbunten Farben und mäßiger Fahrleistungen eher schwertat. Allein in Deutschland fanden mehr als 500.000 Exemplare ihre Kundinnen, während insgesamt rund 2,4 Millionen Einheiten vom Band liefen.
Als der rund 830 Kilogramm leichte Renault Twingo Ende 1992 auf die europäischen Märkte rollte, hatten die geneigten Kunden nicht viele Möglichkeiten zur Individualisierung. Für den Antrieb sorgte eine 1,2 Liter großer Vierzylinder-Saugmotor mit 40 kW / 55 PS. Die Liste der Sonderausstattungen umfasste abgesehen von der variablen Außenlackierung gerade einmal zwei Posten: Klimaanlage und Faltdach. Erst später konnten die Twingo-Fans neben dem überarbeiteten und zunächst auf 43 kW / 58 PS und dann auf 43 kW / 60 PS erstarkten Basismotor auch den deutlich kräftigeren 1.2-16-Ventiler mit 55 kW / 75 PS ordern, der deutlich mehr Dynamik in den kleinen Franzosen brachte. Mit dem neuen Triebwerk stieg die Höchstgeschwindigkeit von überschaubaren 150 auf knapp 170 km/h. In Sonderserien gab es den Twingo sogar mit sechs und acht Zylindern sowie mächtig ausgestellten Backen. Die Topvariante des Twingo Initiale enthielt über die Jahre unter anderem Ausstattungsdetails wie Klimaanlage, Navigationsradio und Lederausstattung. Wer die Kopfstützen entfernt und die Sitze umklappt hat eine mehr oder weniger ebene Liegefläche für ein bis zwei Personen.
Auch sonst wertete Renault den Twingo über seinen 15 Jahre dauernden Lebenszyklus ständig auf, zum Beispiel mit einem automatisierten Schaltgetriebe, einer elektrischen Servolenkung oder bis zu vier Airbags aus. Das automatisierte Schaltgetriebe Quickshift 5 ersetzte die alles andere als überzeugende Dreigang-Automatik, mit der der Renault Twingo bis dato ausgestattet werden konnte. Die Preise für einen Renault Twingo der ersten Generation, in gutem Zustand und einer Laufleistung von unter 70.000 Kilometern beginnen bei rund 2.000 Euro. Ein gut ausgestatteter Twingo Initiale kostet unfallfrei und mit einer geringen Laufleistung nicht einmal 4.000 Euro und wer ein frühes Modell mit Kunterbunterlack und dem kleinen 54-PS-Benziner will, steigt für unter 2.000 Euro ein, kann jedoch ab dem Frühjahr mit einem H-Kennzeichen unterwegs sein – wenn er will. Da die Unterhaltskosten des Renault Twingo schon immer eines der großen Verkaufsargumente waren, ist man auch ohne H- Kennzeichen günstig unterwegs.