In diesem Sommer wollte China Automobile mit Sitz in München seine Generaloffensive auf dem deutschen Automobilmarkt starten. Mit CEO, UFO und GX6 sind die ersten Modelle bei den Händlern. Der Joker kommt im Herbst: Auf dem Pariser Salon Anfang Oktober soll ein neuer Kleinwagen Premiere feiern, der dem Billigdoppel Dacia Sandero und Logan Konkurrenz macht. Rund vier Meter lang soll er mit Platz für vier Personen gerade einmal 6.990 Euro kosten. Besonders wichtig für einen gelungenen Markeneinstieg von China Automobile Deutschland ist der kleine Geländewagen vom Typ Jonway UFO. Der optisch an den alten Toyota RAV4 erinnernde Viersitzer greift mit einer Länge von 3,85 Metern und einem Basispreis von 15.990 Euro Billigallradler von Kia, Toyota oder Hyundai an. "Wir werden zeitnah ebenfalls einen Fünftürer und ein Cabriolet auf den Markt bringen", so CAD-Geschäftsführer Karl Schlössl, "zum gleichen Preis. Ähnlich wie früher die Koreaner und ganz früher die Japaner bieten wir damit ein neues Auto zum Preis eines Gebrauchten an."
Niederlage für Shuanghuan
Doch die Strategie, mit günstigen Neuwagen insbesondere die wenig autoaffinen Kunden abzugreifen, gerät bereits vor dem Durchstarten ins Stocken. Überraschend deutlich verbot das Landgericht in seinem Urteil vom 26. Juni den Vertrieb des Vorzeigemodells Shuanghuan CEO wegen allzu großer Ähnlichkeit mit dem Vorgängermodell des aktuellen BMW X5. Das Gericht monierte insbesondere die Verwechselbarkeit zwischen Rückleuchten, Türgriffen und Lenkrad. Wer den alten BMW X5 und den neuen CEO zum ersten Mal von innen und außen betrachtet, wird an der Argumentation des Gerichts kaum Zweifel haben. So wenig sich der vor zwei Jahren abgelöste BMW X5 der ersten Generation und sein chinesisches Gegenüber bei Motorisierung, Positionierung und Frontansicht ähneln, so groß sind die Übereinstimmungen beim Grundkonzept, Proportionen und dem Heck. Schnell fallen einem Rückleuchten, Trittbretter, Türgriffe und das Lenkrad auf. Wer ernsthaft meint, dass der eine hier nicht beim anderen abgekupfert habe, dem ist kaum mehr zu helfen. Das bekräftigte in seinem Urteil auch das Landgericht München I, das als Folge der Abkupferei das Anbieten und Vertreiben des China-X5 verbot. In seinem Urteil verdonnert das Gericht China Automobile sogar dazu, alle deutschen Modelle des mindestens 25.990 Euro teuren CEO verschrotten zu lassen. Auch eine Schadensersatzforderung ist denkbar.
In anderen Ländern stärker im Markt
Doch damit ist das ganze beileibe nicht ausgestanden. Wenig überraschend kündigte Geschäftsführer Karl Schlössl rechtliche Schritte gegen das Urteil an. "Wir werden natürlich, wenn wir das Urteil vorliegen haben, in die nächste höhere Instanz gehen", so Tatjana Podkatilow, Pressesprecherin von China Automobile, "notfalls bis zum Europäischen Gerichtshof. Es ist ganz eindeutig, dass verhindert werden soll, weiter chinesische Fahrzeuge auf dem Deutschen Markt anzubieten."
Bis zur Rechtskraft dürften so noch etliche Monate vergehen. Insbesondere auch deshalb, weil wohl auch bei einem Urteil der nächst höheren Gerichte kaum Schluss sein dürfte. Fakt ist, dass erste Modelle des CEO bereits auf den deutschen Straßen unterwegs sind. Noch größer könnte das Problem in den Nachbarländern Italien oder Frankreich werden. Hier sind bereits mehr als hundert Fahrzeuge verkauft worden und in Kundenhand unterwegs. Unangenehm dürfte für China Automobile zudem die Auskunftsverpflichtung sein, wonach Liefermengen, Lieferzeiten und Lieferpreise sowie Art und Umfang der betriebenen Werbung, gegliedert nach Werbeträger, Auflagenzahl, Erscheinungszeit und Verbreitungsgebiet offen gelegt werden sollen.
Negativimage verunsichert Händler
Mit dem Verbot des CEO könnte China-Automobile sich gerade auf dem deutschen Markt sicher gut arrangieren. Im Fokus der Verkaufs- und Marketingbemühungen stehen für die nächsten Jahre Billigfahrzeuge kleinerer Klassen. Als problematisch dürfte sich jedoch der Imageverlust für die noch frische Marke darstellen. Seitdem mit Landwind und Brilliance die ersten China-Modelle auf dem deutschen Markt auftauchten, gab es nicht viel Gutes zu berichten. Verheerende Crashtests und schlechte Verarbeitungen sorgten dafür, dass die Fahrzeuge vor Marktstart gar nicht erst auf die Beine kamen. China Automobile wollte Plagiatsvorwürfe und Verarbeitungsmängel mit den neuen Modellen vergessen machen und auf kleinere Produkte wie den 7.000-Euro-Kleinwagen und ein ebenfalls neues Mittelklassemodell setzen, das als Limousine und Kombi ebenfalls noch 2008 kommen soll. Besonders der 4,75 Meter lange Kombi macht auf ersten Bildern keinen schlechten Eindruck und erinnert an dynamische Tourer. Mit einer Komplettausstattung sollen beide Modelle unter 17.000 Euro kosten. Auch die Gewerbetreibenden sollen mit einem Transporter der Ducato-Klasse für 20.000 Euro ins Visier genommen werden. Bleibt die Frage, ob es China-Automobile nach den jüngsten Entwicklungen gelingen kann, die bis Ende des Jahres angepeilten 150 Händler an sich zu binden.