Der Mazda MX-5 ist ein perfektes Frauenauto - auch für Männer. Denn wer ihn einmal fährt, ist begeistert. Der seit 1989 von außen mit seinen hochklappenden Scheinwerfern mehr Muttergefühle denn Adrenalinstöße hervorrufende MX-5, war und ist ein echtes Spaßmobil. Einer der Hauptgründe dafür ist die Kombination von einem echten Roadstergefühl mit einem stets auf Leichtgewicht bedachtem Design und dem freudebringenden Heckantrieb. Ob mit der zunehmenden Leistungssteigerung von der ersten Generation bis hin zur aktuellen Generation inklusive zahlreicher Sondermodelle auch die Anzahl schwarzer Reifenkreise auf Parkplätzen gestiegen ist, ist zwar Spekulation, aber vielleicht kein Zufall. Wie es zu der knapp vier Meter langen Erfolgsgeschichte auf vier Rädern gekommen ist schon eher.
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Als im März 1979 der amerikanische Motorjournalist Robert Hall am Ende eines Interviews mit dem damaligen Mazda-Entwicklungschef Kenichi Yamamoto gefragt wird, was seiner Meinung nach im Mazda-Programm noch fehlen würde, meint dieser: "Ein leichter, kleiner, preiswerter Roadster. So wie die früheren MG. Allerdings sollte er im Regen anspringen." Dann steht er auf und skizziert den von ihm beschriebenen Wagen an einer Tafel - die Idee zum MX-5 ist geboren. Einige Marktforschungs-Studien später verhärtet sich der Glaube, dass eine ausreichende Nachfrage durchaus vorhanden ist. Doch alle Forschungen und Studien sind in ihrer Summe nicht so überzeugend, wie eine einzige Dienstfahrt des Mazda-Technikchefs in einem Triumph Spitfire. Ein paar Stunden auf den kurvenreichen Straßen nahe des japanischen Hakone-Sees später und der MX-5 ist keine bloße Idee mehr. Er ist ein Projekt. Genauer gesagt das Projekt P729, dessen Leitung Masakatsu Kato übernimmt. Nach einem intern ausgeschriebenen Wettbewerb zwischen dem japanischen und dem 1981 gegründeten amerikanischen Designstudio, in dem bereits im Gründungsjahr Robert Hall als Mitarbeiter eingestellt wurde, übernehmen die Amerikaner die Federführung über das Projekt. Das Resultat: Der erste Prototyp mit dem Namen V 705 wird am 17. September 1985 in seiner Fertigungsstätte im englischen Worthing dem Projektleiter präsentiert.
Nachdem Masakatsu Kato auf Grund eines Mazda internen Postenwechsels von Toshihiko Hirai ersetzt wird, wird das zu dem Zeitpunkt bereits dritte 1:1-Modell zur Endabnahme ins Hauptquartier nach Hiroshima überführt. Die Angst des amerikanischen Teams um ihr ursprüngliches Design ist groß - und berechtigt. Denn für den Feinschliff ist nun mit Projekt-Chefdesigner Shunji Tanaka jemand verantwortlich, der keine Angst vor großen Änderungen hat. Nach knapp 100 Tagen ist die Angst verflogen, denn das Endergebnis kommt. Nun steht noch die Namensfindung im Raum. Und auch hier hat Gerüchten zufolge ein Amerikaner die zündende Idee. So kommt es, dass in Hong Kong und Nordamerika der MX-5 unter dem Namen Miata, was so viel wie Belohnung heißt, auf den Markt kommt. In Japan kennt ihn bis heute jeder als Eunos Roadster, was zugleich der Name der Mazda-Vertriebsorganisation ist, die extra für den MX-5 gegründet wurde. Das MX-5 resultiert hingegen aus der Prototypen-Reihe, die zu dem Zeitpunkt einen MX-02, MX-04 und MX-06 beinhaltet. Die Null ist auf Grund der einfacheren Aussprache weggelassen worden.
Das Serienfahrzeug wird Mitte Februar 1989 auf der Chicago Auto Show erstmals der breiten Öffentlichkeit präsentiert. Noch im selben Monat läuft die Serienproduktion an. In Europa ist der wendige Japaner zum ersten Mal 1989 auf der IAA und dem Genfer Salon zu sehen. In den europäischen Handel kommt er ein paar Monate später im Frühjahr 1990. Für den Vortrieb sorgt anfangs weltweit allein ein 1,6 Liter großer Reihenvierzylinder-Benzinmotor mit 110 / 115 PS aus dem 323 GT. Die erste Generation wird rund acht Jahre lang fast unverändert produziert - Eine kleine Modelpflege inklusive, dessen größte Veränderung im Bereich der Motorisierung stattfindet. Neben einem weiteren 1,6 Liter großen Motors mit 90 PS, der die neue Einstiegsmotorisierung bilden soll, ist auch ein 131 PS starker 1,9 Liter großer Motor erhältlich.
Nach 431.506 Einheiten rollt die zweite Generation im März 1998 für, wie schon acht Jahre zuvor, 35.500 Mark an. Allerdings sind die Klappscheinwerfer mandelförmigen Schweinwerfer gewichen. Die mittlere Generation erfährt insgesamt zwei Facelifts und eine 146 PS-Sonderedition, mit der nun auch die 200 Kilometer pro Stunde-Marke geknackt werden kann. Bis zum Jahr 2005 kann Mazda 291.123 MX-5-Fahrzeuge der zweiten Generation verkaufen - allein 51.000 davon in Deutschland. Die dritte Generation erhält im Januar 2007 eine Schwestervariante, das Roadster Coupe, mit einem elektrisch faltbaren Hardtop-Dach. Nach zwölf Sekunden ist der Blick gen Himmel frei, ohne dass der ohnehin sehr kleine Kofferraum davon in Mitleidenschaft gezogen wird. Als erster Hersteller weltweit legt Mazda das Verdeck hinter den Sitzen und nicht im Kofferraum ab. Aktuell können sich MX-5 Kunden zwischen zwei Motorisierung mit 126 und 160 PS sowie zwei Getriebearten bei der 2,0 Liter großen Vierzylinder-Topmotorisierung entscheiden.
Nur geringfügig verändert haben sich in der mittlerweile 32-jährigen Laufbahn des kleinen Sportlers seine Außenabmessungen. Rollt er 1989 noch mit einer Länge von 3,98 Metern und einer Breite von 1,68 Metern aus den Fertigungshallen, haben sich im Laufe der Jahre lediglich ein paar Zentimeter hinzuaddiert. Ähnliches gilt für seine Paradeeinheit, das Leergewicht. Hauptsächlich auf Grund der Zunahme von Sicherheitssystemen und moderner Technik, hat sich sein Gewicht von knapp einer Tonne gerade in der jüngsten Generation nur knapp über die Tonnen-Marke geschoben. Kann das Stoffverdeck der ersten Generation dank der herausnehmbaren Heckscheibe noch bis knapp Tempo 60 manuell geöffnet werden, wird dies ab dem April 1998 durch eine festinstallierte und beheizbare Glasscheibe deutlich erschwert.
Wer heute einen Klassiker von morgen sucht, muss nicht lange im Netz surfen, denn das Angebot ist breit und gut. Der Mazda MX-5 ist in allen seinen Generationen für seine solide Qualität bekannt. Da kann man weder bei Motor, noch Karosserie oder Elektrik viel falsch machen. Einer der heißen Kauftipps ist der MX-5 NA der ersten Generation - oftmals blau, rot, silber oder weiß. Besonders heiß jedoch als "Limited Edition" in British Racing Green lackiert. Am besten besonders chic mit beigem Interieur. Trotz seines fast schon biblischen Automobilalters von fast dreißig Jahren, macht der Nippon-Flitzer noch heute jede Menge Spaß. Mit 85 kW / 115 PS und einem Gewicht von weniger als einer Tonne ist der MX-5 alles andere als untermotorisiert. Allerdings ist der 1.6 Liter Vierzylindermotor eine echte Drehorgel. Unter 4.000 Umdrehungen geht fast gar nichts, immerhin wirbelt die Kurbelwelle locker bis 6.500 U/min. Wenn es unbedingt sein muss, dürfen es auch ein paar Umdrehungen mehr sein. Gott sei Dank ist die Schaltung mit dem kurzen Ganghebel knackig und so macht das Getriebespiel ebenfalls Spaß.
Wer einen Gebrauchtwagen gerade der ersten Generation sucht, der sollte sich für ein europäisches Modell entscheiden, denn die Amerika-Versionen mit dem Namen Mazda Miata können teure Ersatzteilüberraschungen mit sich bringen, weil viele Teile der Europa-Modelle nicht passen. Dafür gibt es beige-braune-Ledersitze auf Wunsch auch mit Boxen in den integrierten Kopfstützen. Beim Motor kann man ebenfalls wenig falsch machen und die 90-PS-Variante nach der Modellpflege hat kaum weniger Pfeffer als das 115-PS-Startmodell. Richtig heiß und im Grenzbereich schwer zu fahren ist die 131-PS-Version, die den Ein-Tonnen-Roadster gerade bei regennasser Fahrbahn nicht ungefährlich macht. Vorsicht: es sind viele EU-Importe - oftmals aus Italien auf dem Markt - die weder Airbags noch ABS haben. Besser Finger weg, denn Sicherheit geht gerade bei einem so kleinen Spaßmacher außen vor. Wer einen guten Gebrauchtwagen findet, bei dem nur am Lack, dem Dach oder dem Innenraum hapert, muss sich nicht sorgen. Das einlagige PVC-Dach können handwerklich geschickte Bastler sogar selbst wechseln und das Beziehen des Innenraums ist alles andere als teuer. Gleiches gilt für eine Lackierung. Einen besseren Spaßroadster für weniger Geld in bessere Qualität ist kaum zu bekommen. Ein MX-5 NA der ersten Generation und 66 kW / 90 PS startet mit weniger als 150.000 Kilometern nach der Modellpflege bei rund 6.000 Euro. Der Nachfolger MX-5 NB ist ab 1998 sogar noch günstiger und legt bei rund 4.000 Euro los. Ein komplett ausgestatteter MX-5 NA mit 131 PS mit Doppelairbags, ABS und ggf. sogar Klimaanlage kostet mit unter 60.000 Kilometern jedoch bereits über 16.000 Euro.