Neuwagenkäufer immer älter Opa übernimmt das Steuer

Deutschland wird zur Seniorengesellschaft, besonders stark wirkt sich die Demografie auf den Autokauf aus. Die Industrie kann mit den alten Kunden gute Geschäfte machen, denn sie geben viel Geld für die Sicherheit aus.

Im Jahr 1995 war der durchschnittliche Neuwagenkäufer noch 46,1 Jahre jung, inzwischen ist er 50,9 Jahre alt. Und ein Ende dieses Trends ist nicht abzusehen. Fast ein Drittel aller Autokäufer sind mittlerweile über 60 Jahre alt, jeder zehnte Wagen wird sogar von über 70-Jährigen geordert. Die Industrie muss sich auf enorme Veränderungen einstellen: Senioren legen im Schnitt geringere Strecken zurück und behalten die Wagen länger; die Nachfrage nach Neuwagen wird sich stark reduzieren. Hochgerechnet auf West-Europa werden Mercedes, Volkswagen und Co. 2020 etwa 400.000 Fahrzeuge pro Jahr weniger verkauft.

Die Alten schaffen an

Auch der Geschmack der Senioren wird sich stark auf den Automarkt auswirken. Besonders beliebt bei den älteren Herrschaften sind klassische Stufenhecklimousinen. Die Interessen junger Kunden sind für den Markt weniger entscheidend: Sie fahren schon aus wirtschaftlichen Gründen häufig Gebrauchte.

Die Autoindustrie verkauft tendenziell also weniger Autos, um die Gewinnmargen muss sie aber nicht bangen: Ältere Käufer meiden Kleinstwagen und sorgen sich besonders um ihre Sicherheit. Kurz: Sie sind bereit, mehr Geld fürs Auto auszugeben. "Ein älterer Mensch wird vorsichtiger, er spürt, wie er seine Agilität und seine Reaktionszeit verliert", sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. "Er neigt daher nicht zur Selbstüberschätzung, er wird eher übervorsichtig. Die Mentalität ist auf Sicherheit gepolt."

Technik kompensiert Altersdefizite

Besonders gefragt sind da die neuartigen Assistenten, die zum Teil selbständig in die Steuerung des Fahrzeugs eingreifen. Damit kann der Fahrer Einschränkungen etwa in seiner Bewegungsfähigkeit kompensieren. "Diese Entwicklung hilft der Automobilindustrie insgesamt", so Dudenhöffer. "Assistenten sind nicht nur Babysitter für Senioren, sie werden ganz allgemein zu mehr Sicherheit auf den Straßen führen."

Bei einer Passat Limousine entfallen laut Dudenhöffer rund 20 Prozent des Verkaufspreises des Fahrzeugs auf Sicherheits- und Komfortausstattungen. Das wären 6000 Euro pro Passat. "VW hat durch diese zahlkräftigere ältere Käufergruppe Zusatzerlöse in nicht unbeträchtlichen Umfang", sagt Dudenhöffer. Der Senior am Steuer ist der entscheidende Schrittmacher bei der Entwicklung zum selbstständig fahrenden Auto. Dudenhöffer: "So können wir uns gut auch einen 100-jährigen Autofahrer vorstellen."