Outfit für Fahrradfahrer Schick auf dem Sattel

Im Sommer macht das Radfahren Spaß. Jetzt steigen auch Leute aufs Rad, die sich nicht als Biker bezeichnen würden. Lange Ausflüge locken, auch der Weg zur Arbeit kann mit dem Rad bewältigt werden. Aber was ist die richtige Kleidung für den Drahtesel?

Dass Radkleidung nicht nur funktionell ist, sondern auch gut aussieht, zeigt die Fotostrecke. Eine Marke wie Maloja war schon immer trendy, aber auch die gezeigten Funktionsklassiker von Gore Bike Wear und Sugoi müssen sich nicht verstecken

Braucht man Funktionskleidung?

Wer nur kurz zum Markt möchte und ein "gemütliches" Rad mit rundum geschützter Kette benutzt, muss sich nicht in einen Sportlerdress hüllen. Wer aber länger und intensiver in die Pedalen tritt, und beim Radfahren auch ein wenig an Sport oder Fitness denkt, sollte die richtige Kleidung wählen. Nach der Tour muss man sich ohnehin umziehen. Sportliche Räder mit offener Kettenführung und normale Hosen vertragen sich auch mit Klettverschlüssen schlecht.

Wieso ist Baumwolle nicht gut?

Richtig, im Sommer friert man nicht. Dafür scheint die Sonne und man schwitzt. Längere Strecken bei Sonnschein wirken wie ein langes Sonnenbad. Benutzen Sie Sonnencreme und achten Sie auf unbekleidete Körperstellen, im Nacken verbrennt man sich besonders gern. Funktionskleidung absorbiert den Schweiß, ohne ihn aufzusaugen. Das ist im Sommer entscheidend, wenn das Material den Schweiß aufnimmt, trägt man schnell einen nassen "Lappen" am Leib. Üble Verkühlungen und Verspannungen sind die Folge

Was schützt vor Schweiß?

Schutz vor Schweiß bietet auch die beste Kleidung nicht. Bei Bewegungen in der Hitze muss der Körper transpirieren. Die Frage ist also: Wohin mit der Flüssigkeit. Funktionskleidung leitet die Flüssigkeit ab, ohne dass allzu viel Verdunstungskälte auf dem Körper entsteht. Bei einem T-Shirt geht das noch relativ simpel, bei einer mehrfach gepolsterten Radlerhose ist das Verfahren aufwendiger. Auf keinen Fall sollte man lange und anstrengende Touren "oben ohne" fahren. Durch den Fahrtwind verdunstet der Schweiß sofort und man fühlt sich schön trocken. Die Auskühlung durch die Verdunstung führt aber schnell zu Erkältungen und Muskelschmerzen. Bei Bergtouren muss man daher Wechselkleidung mitnehmen. Man sollte nicht das voll geschwitzte Hemd am Scheitelpunkt ausziehen und dann barbrüstig ins Tal sausen. Schwachpunkt ist der Rucksatz. Ohne Tragerahmen staut sich das Wasser am Rücken, aber auch unter einem guten Rucksatz wird es schwitzig. Der Flüssigkeitstransport funktioniert übrigens nur, wenn alle Kleidungsschichten mitspielen. Also auf keinen Fall eine Baumwollunterhose in der Radlerhose anziehen

Wie verhindert man Reizung und Reibung?

Verschwitzte Baumwollkleidung verhärtet sich rasch und wird kratzig. Schon auf mittelprächtig langen Strecken muss der ungeübte Radler mit Scheuerstellen im Schritt und an den Oberschenkeln rechnen. Baumwollshorts haben also ihre Tücken. Am Besten sind die eng anliegenden, klassischen Radlerhosen. Babypuder "drunter" hilft übrigens sehr

Ist der Sattel schuld?

Untrainierte bekommen schnell Schmerzen im Gesäß. Meist wird auf den Sattel oder die Hose geschimpft. Dabei löst die Technik nur einen Teil des Problems. Ein gepolsterte Hose und ein korrekt eingestellter Sattel sind überlebenswichtig, ersetzen aber keine fehlende Kondition. Bei allen sportlichen Rädern sitzt man nicht auf dem Hintern, das Gewicht wird von der Spannung in Armen und Beinen gehalten. Ausruhendes Sitzen ist nur bei Citybikes und Holandrädern vorgesehen. Wer nicht genug Kraft besitzt, um sein Gewicht lange auf dem Rad zu halten, wird versuchen sich auf dem Sattel abzustützen – dafür ist aber die gesamte Ergonomie eines Sportrades nicht ausgelegt. Einzige Lösung: Die Strecken an die Kondition anpassen

Worauf muss man bei der Pflege achten?

Funktionskleidung ist leider alles andere als pflegeleicht. Die Hinweise im Etikett müssen unbedingt befolgt werden, sonst verlieren die Textilien ihre Funktion. Ohne richtige Pflege kann man sich das Geld für teure Funktionskleidung nämlich sparen. Grundsätzlich sollte Radbekleidung häufiger gelüftet und ausgebürstet als gewaschen werden. Niemals sollte die Sportkleidung in die gleiche Wäschetonne wie die normale Wäsche getan werden, sonst wird sie früher oder später auch "normal" gewaschen. Maschinenwäsche in der Pflegestufe ist meistens möglich, ein Spezialwaschmittel ist dabei zu empfehlen. Weichspüler muss man grundsätzlich vermeiden, es zerstört die atmungsaktive Wirkung der Membranen. Auf den Einsatz eines Trockners sollte man ebenso verzichten, wie auf Mangel oder Bügeleisen. Bei starker Verschmutzung kann man die Wäsche entweder sofort waschen oder zunächst vollkommen trocknen lassen, um den gröbsten Dreck dann vor der Wäsche abzuklopfen. In jedem Fall muss man die Pflegehinweise im Etikett beachten

Geht auch eine kleine Wäsche zwischendurch?

Hier ist Vorsicht geboten. Ein normales Hand- oder Reisewaschmittel setzt eine Lauge an, die Laugenreste müssen beim Spülen komplett entfernt werden. Wer hier nur so "husch husch" spült, wird es bereuen, denn die Lauge reagiert sehr aggressiv auf der Haut. Wenn die Kleidung nur verschwitzt ist, empfiehlt sich ein Haarshampoo oder ein Duschgel. Bleiben dann noch Reste nach dem Spülen zurück, sind sie wesentlich hautfreundlicher

Welche Größen passen wem?

Bei Sportbekleidung ist Anprobe Pflicht. Eine gute Passform entscheidet über die Zufriedenheit. Der Kauf im Internet ist daher eine Glückssache. Grundsätzlich gilt: Trainierte Radfahrer sind schlank und drahtig. Sie sind nicht dick und sie sind auch keine Schwerathleten. Auf ihre Figuren wird die Radbekleidung angepasst. Besonders große, muskulöse oder auch nur normal beleibte Radler müssen die Kleidung vor dem Kauf auf jeden Fall anprobieren. Achtung: Manche Kleidungsstücke sind sehr elastisch, andere wie Hosen im Freeride-Look überhaupt nicht

Wozu benötigt man Handschuhe und Sonnenbrillen?

Schnelle Fahrer sind auf eine Brille angewiesen. Schon ab einem Tempo von 25 km/h kann man die Lider nicht mehr schnell genug schließen, um das Eindringen von Staub oder kleinen Insekten zu verhindern. Darum gibt es auch Brillen ohne Tönung. Handschuhe schützen die Handballen bei leichten Stürzen und sorgen für einen festen und entspannten Griff am Lenker. Offroad sind sie auf jeden Fall zu empfehlen. Normale Brillen müssen mit einem Nackenband gesichert werden.

Braucht man Flaschen und Flüssigkeit?

Keine Radtour ohne Flüssigkeit. Viele Räder haben eine Flaschenhalterung. Sie nimmt spezielle Flaschen auf, aber auch Standardgrößen passen. Denken Sie an die richtige Menge. Für eine vierköpfige Familie reicht eine 0,5-Flasche nicht. Wer von Biergarten zu Biergarten tourt, kann einkehren, sonst sollte man für eine Tagestour auch ein Sportlergetränk mit Mineralien und Kaloriengehalt mitnehmen

Fahrradsattel Test: Hier geht es zum Fahrradsattel Vergleich.

Gernot Kramper