Rallye Dakar Al-Attiyah baut Führung aus

Auf der 6. Etappe der Rallye Dakar in Südamerika hat der BMW-Pilot Nasser Al-Attiyah seinen Vorsprung vor seinen Verfolgern ausgebaut. Unterdessen wurde scharfe Kritik an den Veranstaltern laut - nach Ansicht der Polizei hätte der Tod eines französischen Motorradfahrers verhindert werden können.

Der Tod des Motorradfahrers Pascal Terry hätte nach Polizei-Einschätzung vermieden werden können und hat zu harter Kritik an den Dakar-Organisatoren geführt. Eine frühere Alarmierung der Polizei durch die Rennleitung wäre notwendig gewesen, zitierten argentinische Medien am Donnerstag den Polizeikommissar Julio Acosta. "Er hätte gerettet werden können, wenn er rechtzeitig gefunden worden wäre." Nach Krankenhaus-Angaben ist der Franzose an einem Herzinfarkt als Folge eines Lungenödems gestorben. Auch in Frankreich wurde harte Kritik an den Veranstaltern laut.

Die Rallye ging weiter. Die Donnerstag-Etappe wurde erst mit zwei Stunden Verspätung aufgenommen, da die Strecke wegen Unpassierbarkeit einer Wasser-Durchfahrt von 394 auf 178 Kilometer verkürzt werden musste. Zur 6. von 14 Etappen über 514 Kilometer mit einem Anstieg auf 2700 Metern von San Rafael nach Mendoza starteten nach Veranstaltergaben nur noch 385 von 500 Fahrzeugen. Nasser Al-Attiyah blieb mit seinem BMW X3 vorn. Der Katari aus dem deutschen X-Raid-Team soll aber nicht alle Kontrollpunkte angefahren haben. Ihm droht eine Zeitstrafe, über die die Sportkommissare noch nicht entschieden haben.

Nach dem inoffiziellen Ergebnis baute Al-Attiyah seine Führung zu einem Vorsprung von 7:31 Minuten auf das südafrikanisch-deutsche Team Giniel de Villers/Dirk von Zitzewitz im Werks-VW Touareg aus. Nach seinem Überschlag am Vortag blieb der Spanier Carlos Sainz im einem weiteren VW Dritter.

Luc Alphand ausgeschieden

Für den ehemaligen französischen Ski-Weltmeister Luc Alphand (Mitsubishi) ist die Dakar vorzeitig beendet. Kurz nach dem Start klagte der Beifahrer des Siegers von 2006, Gilles Picard, über starkes Unwohlsein und wurde ins Biwak gebracht, wo die Ärzte keine ernsten Gesundheitsprobleme feststellten. Sein Landsmann und Mitsubishi-Partner Stéphane Peterhansel, neunmaliger Dakar-Sieger, rangiert wegen einer Zeitstrafe von 15 Minuten für unerlaubte fremde Hilfe auf dem sechsten Platz.

In der Motorrad-Wertung baute der spanische KTM-Pilot Marc Coma, Gewinner 2006, seinen Vorsprung auf 40:29 Minuten zum US-Amerikaner Jonah Street auf der privaten KTM aus. Mit seinem ersten Tagessieg 2009 verbesserte sich der am Anfang von Reifenschäden stark belastete Franzose Cyril Depres, Sieger 2007 und 2005, vom 10. auf den 7. Platz.

Terry war am Sonntag wegen Spritmangels liegen geblieben und hatte kurz darauf ein Notsignal abgesetzt. Die Suche lief jedoch erst am Montag an. Dann sei die Suche sogar unterbrochen worden, weil Pascal Terry angeblich in einem Zwischenlager der Rallye in Neuquén gesichtet worden war. Erst als sich dies als Irrtum herausstellte, wurde die Suche wieder intensiviert und die Leiche Terrys am frühen Mittwochmorgen gefunden. Die Rennleitung räumte zunächst keine Fehler ein. Dagegen wurden in den französischen Medien die Organisatoren der Rallye, die französische Firma "Amaury Sport Organisation" (ASO), an den Pranger gestellt.

Vorwurf: Notsignal nicht weitergeleitet

Alles deute auf einen "unglaublichen Fehler" der ASO hin, schreibt das Blatt "Ouest France" in seiner Onlineausgabe. "Es ist in der Tat unmöglich, einen Piloten aus den Augen zu verlieren, dessen Notsignal-Instrumente funktionieren", meinte die Zeitung. Pascal Terry habe ein Signal abgegeben, das in Paris zwar empfangen, in Argentinien aber nicht rechtzeitig weitergeleitet worden sei. Die Tageszeitung "Liberation" beklagt, dass die Suchaktion "aufgrund eines Kommunikationsfehlers zwischen Paris (wo die GPS-Daten der Piloten eintreffen) und dem Südosten Argentiniens" mit etwa zwölfstündiger Verspätung gestartet sei.

Von "totalem Chaos" bei ASO sprach der Radiosender France Info auf seiner Internetseite. Rallye-Direktor Etienne Lavigne stellte fest: "Es gibt Sachen, die man sich nicht erklären kann. Die Nachricht vom Notsignal ging in Paris am 4. Januar ein, und wir wurden erst am Morgen des 5. informiert."

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Jan-Uwe Ronneburger und Toni Hoffmann, DPA