Der hiesige Kriecher liebt es, die Verkehrsregelung auf der Autobahn-Überholspur an sich zu reißen. Kilometerlange, fluchende Autofahrer-Kolonnen hinter seiner Stoßstange, lassen sein Herz höher schlagen. Er, die gefühlte rechte Hand des Gesetzes, treibt bei einer konstanten Geschwindigkeit von 80 selbst den geduldigsten Autofahrer systematisch in den Wahnsinn. Des deutschen Asphalt-Pädagogen einziges Problem: die fehlende Lizenz zum Kriechen. Immer wieder unterbricht deshalb die Polizei seine straffe Verkehrsorganisation.
Amerika und das "Pace-Car"
Amerika ist uns weit voraus. In vielen amerikanischen Städten ist diese "Sheriff"-Gattung längst institutionalisiert. Das Model "Pace-Car"-Schleicher setzt sich für "Weniger Verkehr, niedrigere Geschwindigkeit und lebenswerte Wohngebiete" ein. Ausgerechnet vom Motorsport sprang der zündende Funke auf die bremsende Bürger-Initiative über. Und half ihr beim Versuch, der Raserei auf den Straßen ein Ende zu bereiten. Wird beim Motorsport ein Rennen wegen drohender Gefahr unterbrochen, hat das "Pace-Car" seinen großen Auftritt. Das englische "pace" heißt soviel wie Tempo. Langsam vorne weg fahrend, eskortiert es die Fahrer über die Strecke. Solange seine Warnleuchten blinken, gilt absolutes Überholverbot.
Dieses inspirierende Bild vor Augen, ergreifen immer mehr Amerikaner ihre Chance, schaltend und bremsend, die Schirmherrschaft über den Asphalt an sich zu reißen. Sie alle sind Anhänger David Engwichts, des geistigen Vaters der "Pace-Car"-Institution. Ganz langsam, den Fuß immer auf dem Bremspedal, stehlen sie ihren Mitbürgern wertvolle Lebenszeit. Und ihr Magen knurrt.
Bremsen für den Burger-Berg
Beide Hände fest am Steuer, den Blick stur nach vorne gerichtet, schleichen die Pacer durch die amerikanischen Innenstädte. Nein, sie sind keine blutigen Fahranfänger. Um auch den letzten Drängler aufzuklären, prangen blaue "Pace-Car"-Logos auf den Heckscheiben der "Pacer"-Aktionisten. Unter stolz getragenem Banner frönen sie ungestört ihrem Lieblingshobby und schikanieren, per Lizenz, verkehrsberuhigend, ahnungslose Autofahrer. Verkniffen halten sie sich an das 25-Meilen-Limit und machen den Dränglern das Leben zur Hölle. Bestimmt träumt auch der ein oder andere deutsche Pedant davon, einmal im Mekka der Langsamkeit nach Herzenslust bremsen zu dürfen. In diesem Fall wäre ein längerer Urlaub in den Staaten ideal. Auch Touristen sind herzlich willkommen, mit zu bremsen und zu essen.
Denn der treueste Gefährte der schleichenden Aktivisten ist ihr Hunger. Egal wie viele Verkehrssünder auch auf den Straße unterwegs sind: Er ist immer dabei. Analysiert man das Psychogramm des typischen "Pace-Car"-Anhängers, so räumt ein Blick auf den Lohn der Bremser mit einem Schlag alle Fragen aus. Denn wer seine Bremsklötze für die gute Sache ruiniert, dem winkt ein dicker Rabatt bei McDonalds.