Immer neue Generationen von Computern, Handys und anderen Gebrauchselektronikartikel, die in immer kürzeren Abständen auf den Markt kommen, schaden nach Ansicht von Experten dem Klima ähnlich wie ganz große Klimakiller. "Bei Computern ist die kurze Nutzungsdauer angesichts der Energielast, die bei der Produktion entsteht, natürlich fatal", sagt Rüdiger Kühr vom Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS) in Bonn.
Laut einer Untersuchung aus dem Jahr 2004 erfordert zum Beispiel die Herstellung eines durchschnittlichen 24 Kilogramm schweren Rechners mit Monitor zirka das Zehnfache seines Gewichts an fossilen Brennstoffen und Chemikalien. Das sei viel materialintensiver als die Herstellung etwa eines Autos oder eines Kühlschranks. Auch ein Blick auf den Müllberg, zu dem sich Elektroschrott auftürme, zeige das Problem: "Allein in Europa sind es Schätzungen zufolge zehn Millionen Tonnen, weltweit sicherlich 40 Millionen Tonnen", betont Kühr. Dieser Abfallberg sei der am schnellsten wachsende auf der ganzen Welt. Seiner Ansicht nach steht die Öko-Bilanz von Handy, Computer und Co. in keinem Verhältnis zur Nutzungsdauer.
Vorwürfe von Umweltschützern
Umweltschützer berichten außerdem mit Schrecken, was mit diesem Abfallberg geschieht: Er landet zumindest zum Teil in der dritten Welt. Die US-Organisation Basel Action Network (BAN) berichtete im Jahr 2002 über wilde Elektroschrotthalden in China und legte 2005 einen ähnlichen Bericht über Nigeria nach (mehr dazu in der Fotostrecke "High-Tech-Schrott für No-Tech-Länder"). Vorwurf des BAN: Wenn Unternehmen sich in der Entwicklungshilfe engagieren und IT-Güter in die Dritte Welt verschiffen, handele es sich bei den meisten Hilfsgütern in Wahrheit um Elektroschrott. High-Tech-Geräte enthalten viele Giftstoffe und müssen unbedingt adäquat entsorgt werden. In den Empfängerländern geschieht das Ausschlachten der Technik aber unter lebensgefährlichen Bedingungen.
Neben dem großen Energiebedarf bei der Herstellung und der Entsorgungsproblematik geht es UN-Mann Kühr aber auch um die Rohstoffe, die bei einer ständigen Erneuerung des Gerätebestands im Haushalt seiner Ansicht nach verschwendet werden. "Dabei handelt es sich teilweise um Rohstoffe, die es auf der Welt nur sehr begrenzt gibt. Da ist es natürlich fatal, wenn Flachbildschirme oder Mobiltelefone einfach im Hausmüll landen."
Step gegen Elektroschrott
Um dem Verlust solcher Rohstoffe vorzubeugen, ist am Mittwoch in Bonn eine internationale Initiative namens "Solving the E-Waste Problem" (Step) ins Leben gerufen worden, um globale Standards beim Recycling von Elektroschrott zu schaffen. Das Sekretariat dieser Initiative soll dann auch bei dem in Deutschland beheimateten Institut angesiedelt sein. Nur mit internationalen Standards könne der Verlust wichtiger Grund- und Rohstoffe verhindert und die Lebensdauer elektronischer Produkte verlängert werden.
Den Befund der Forscher der Vereinten Nationen teilt auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Seit einigen Jahren will sie mit einer Handy-Sammelaktion dazu beitragen, dass einerseits noch funktionierende Geräte weiter im Verkehr bleiben und andererseits giftige Gerätebestandteile entfernt und wertvolle Rohstoffe erhalten bleiben. Bei der Aktion sind Verbraucher aufgerufen, Althandys abzugeben und sie nicht einfach im Hausmüll zu entsorgen. "Generell ist das Problem, dass der Durchlauf bei den Geräten immer schneller wird. Das hat natürlich einen viel größeren Materialaufwand zur Folge", so DUH-Fachmann Gerd Rosenkranz. Dass in Deutschland seit vergangenem Jahr die Hersteller in der Pflicht sind, Elektroschrott zurückzunehmen, kann aus seiner Sicht auch zu einem Sinneswandel beitragen: "Nämlich dahin, dass die Hersteller so produzieren, dass Elektroschrott leichter zu entsorgen ist als bisher", betonte Rosenkranz.
Ralf Sander mit Material von AP
Was tun mit Elektroschrott?
Wichtig!
Elektrisches Gerät gehört unter keinen Umständen in den Hausmüll. Viele verarbeitete Materialien sind gefährlich und müssen korrekt entsorgt werden. Und es befinden sich viele wertvolle Rohstoffe in den Geräten, die recycelt werden können.
Wohin damit?
Haushaltsgroß- und -kleingeräte, Telekommunikations- und IT-Technik, Unterhaltungselektronik und Leuchtstoff- und Energiesparlampen gehören auf den Recyclinghof. Wo sich ein solcher in Ihrer Nähe befindet, darüber informiert der für Ihren Wohnort zuständige Abfallwirtschaftsbetrieb.
Außerdem bieten viele Händler die kostenlose Rücknahme der zu entsorgenden Geräte an.
Wirklich reif für die Tonne?
Den besten Beitrag zum Umwelt- und Ressourcenschutz leistet jeder, der überlegt, ob ein Gerät wirklich reif für die Entsorgung ist. Das soll nicht heißen, dass man nicht die alte Waschmaschine durch ein neues Wasser sparendes Modell austauschen sollte oder den betagten Röhrenmonitor durch einen energiefreundlicheren TFT-Bildschirm. Aber muss es wirklich jedes zweite Jahr ein neues Handy sein?
Wer sich entscheidet, noch funktionierende Geräte abzustoßen, sollte prüfen, ob nicht irgendjemand anders damit etwas anfangen kann. Vielleicht in der Familie oder im Kollegenkreis. Oder ein gemeinnütziges Projekt?
Für Mobiltelefone gibt es auch Sammelaktionen wie die der Deutschen Umwelthilfe und T-Mobile oder des Naturschutzbundes mit Vodafone.
Tipps: Stromsparen beim PC
Morgens nach dem Aufstehen wird der PC hochgefahren und erst abends wieder ausgeschaltet - wenn überhaupt. Der Computer gilt Studien zufolge als das Gerät im Haushalt, das am längsten angeschaltet ist. Das Absurde dabei: Meistens wird gar nicht an ihm gearbeitet. 70 Prozent des Stromverbrauchs eines PCs kommt den Untersuchungen zufolge zustande, während er ungenutzt herumsteht. Sich diese Unsitte abzugewöhnen, wäre also ein erster Schritt zum Stromsparen.
Der Stromverbrauch eines PC ist leider noch nicht annähernd so gut dokumentiert wie der Energiebedarf zum Beispiel eines Autos oder einer Waschmaschine. Es gibt zwar Labels wie Energy Star, GEEA, Blauer Engel, ECO-Kreis und TCO. Die messen aber alle nach unterschiedlichen Verfahren und sind deshalb schwierig zu vergleichen. Ein allgemeingültiges Siegel gibt es noch nicht. Der Bedarf wäre da.
Stromfresser 1: der Monitor
- Röhrenmonitore verbrauchen deutlich mehr Strom als moderne TFT-Flachbildschirme. Ein weiterer Grund, über den Umstieg nachzudenken.
- TFT-Monitore kann man getrost abschalten, wenn man länger den Raum verlässt. Sie nehmen keinen Schaden und sind nach dem Anschalten schnell betriebsbereit. Bei Röhrengeräten sieht es anders aus: Sie vertragen häufiges An- und Ausschalten nicht gut und brauchen einige Zeit, bis das Bild klar zu sehen ist.
- Windows kann den Bildschirm selbst in einen Ruhemodus schicken. Dafür gibt es ein Menü "Energieverbrauch überwachen". Erreichbar über Systemsteuerung -> Energieoptionen -> Energieschemas oder das Bildschirmschoner-Menü. Hier einstellen, dass der Monitor nach 10 bis 15 Minuten ausgeschaltet werden soll. Ein Tastendruck aktiviert ihn wieder.
- Auf Bildschirmschoner verzichten! Die Animationen benötigen Prozessorkapazität und erhöhen den Stromverbrauch. Stattdessen den Bildschirm lieber schlafen schicken (siehe vorangegangenen Punkt)
Stromfresser 2: der Prozessor
Hier gilt die Faustregel: je älter, desto stromfressender. Besonders Intels Pentium-4-Architektur, die immer noch in vielen Billigsystem verbaut wird, bedient sich ordentlich am Netzteil.
Die neuen Zweikern-Prozessoren von Intel bieten wesentlich geringeren Stromverbrauch bei deutlich besserer Leistung. AMD bietet von seiner aktuellen Athlon-64-Serie Varianten mit der Kennzeichnung "EE" an, die auf Energieeffizienz optimiert sind.
Stromfresser 3: die Grafikkarte
Wer am PC spielt, kommt um eine leistungsfähige Grafikkarte nicht herum. Die Pixelmonster verbrauchen viel Strom, wenn sie unter Last stehen, zumal sie auch noch aufwändig mit Lüftern gekühlt werden müssen. Hardcore-Gamer, die sich vielleicht sogar zwei Grafikkarten gönnen, müssen mit gehörigem Stromverbrauch rechnen.
Anders sieht es aus bei PC-Nutzern, die auf 3D-Darstellungen und Spiele verzichten können. Hier kann eine niedrig getaktete und passiv, also ohne Lüfter, gekühlte Grafikkarte Stromsparen helfen. Manche Hauptplatinen bieten auch eine so genannte On-Board-Lösung, d. h. der Grafikchip ist bereits eingebaut, was einen geringeren Stromverbrauch bedeutet.
Tipp, der immer gilt: die Mehrfachsteckdose
Es ist inzwischen bekannt: Auch im Bereich des PC schalten sich viele Geräte nicht vollständig ab, sondern ziehen im Ruhezustand weiter Strom. Mehrfachsteckdosen mit eigenem Hauptschalter sind das Mittel der Wahl - und bequem in der Bedienung sind sie auch. Bevor man sie einsetzt, gilt es allerdings zu prüfen, welche Geräte wirklich auf Strom verzichten können. Faxgeräte, Video- und Festplattenrekorder und auch die Basisstationen von schnurlosen Telefonen benötigen permanent Saft. Sie müssen also an eine separate Steckerleiste, die nicht abgeschaltet wird, angeschlossen werden.