IT-Messe Fünf Gründe für einen Cebit-Besuch

Langweilig, ohne klares Konzept und unfreundlich zu Privatbesuchern: In den vergangenen Jahren war es schwer, die Cebit zu mögen. Doch 2011 scheint die IT-Messe auf dem richtigen Weg. Fünf Gründe, doch mal wieder nach Hannover zu fahren.

In den vergangenen Jahren war es leicht, die Cebit zu ignorieren. Längst vorbei die Zeiten, als 800.000 Menschen die weltgrößte Computermesse in Hannover besuchten. Ebenso wie die gesamte Branche hatte die Cebit mit Wirtschaftskrisen zu kämpfen. Außerdem knappsten andere Veranstaltungen dem altehrwürdigen "Centrum für Büroautomation, Informationstechnologie und Telekommunikation" Stück um Stück Bedeutung und Außenwirkung ab: Wirklich neue Gadgets gibt es Anfang des Jahres auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas, die großen Visionen bietet wenige Wochen später der Mobile World Congress in Barcelona, und bei der Ifa im Sommer in Berlin verschwinden Computer und Internet hinter Wänden aus Fernsehern, Heimkinoanlagen und Weißer Ware.

Die Cebit hingegen ist in erster Linie eine Messe für IT-Spezialisten, die sich beruflich mit SAP-Lösungen, Virtualisierung oder Stromsparen auf der Serverfarm beschäftigen. Alles wichtige Themen – die Otto Normalverbraucher zu Tode langweilen. Das war schon immer so. Doch bis zum Rekordjahr 2001 versprühte die Cebit außerdem noch eine gewisse futuristische Faszination, die die Menschenmassen anzogen. Eine Faszination, die seitdem mit jedem Jahr nachgelassen hat.

2010 kamen nur noch 334.000 Besucher zu der von sechs auf fünf Tage verkürzten Messe. Zwar hatte sich die Messeleitung nie dazu durchringen können, Privatbesucher ganz von der Cebit zu verbannen, doch im vergangenen Jahr waren normale Gadget-Fans und Computerinteressierte weniger willkommen als je zuvor. stern.de riet wegen akuter Langeweile-Gefahr sogar explizit davon ab, die Cebit zu besuchen.

In diesem Jahr sieht es anders aus: Die Cebit scheint eine Kehrtwende in die richtige Richtung vollzogen zu haben. Hier sind fünf Gründe, warum es sich lohnt, nach Hannover zu fahren. Ohne Zwang des Arbeitsgebers. Einfach so, aus Interesse.

Grund 1: Warmer Empfang für Konsumenten

Von der Messeleitung kommt in diesem Jahr ein klares Bekenntnis: Der Konsument ist willkommen – und hat sogar eine eigene Spielwiese. Der Ausstellungsbereich "Cebit life" in Halle 19 widmet sich ganz dem digitalen Lebensstil und soll sich durch eine spielerische Atmosphäre vom trockenen Business-Rest der Messe unterscheiden. Das heißeste Thema sind Apps. Außerdem wichtig: Social Media, das vernetzte Auto, Internet im Fernsehen und Tablet-Computer. Im "Smart House" kann der Besucher das vernetzte Haus der Zukunft erkunden.

Für Spaß am Rande der Messe sorgen der Bandwettbewerb "Loaded with Music". Auf der Cebit-Bühne geben sich neben Nachwuchsbands auch bekannte Musiker wie Cassandra Steen und die H-Blockx die Ehre. Wer noch nie Computerspieler auf Weltniveau beobachtet hat, sollte sich das Games-Turnier "Intel Extreme Masters" angucken.

Wichtig für Familien: Nur am Samstag dürfen Kinder unter 16 Jahren auf das Messegelände.

Grund 2: Tablets mit Android 3.0 "Honeycomb"

Die Cebit bietet in Deutschland die erste Gelegenheit, Tablets mit dem neuen Android-Betriebssystem "Honeycomb" aus der Nähe zu betrachten: Asus wird seine EeePad-Serie zeigen. Und mit Motorola Xoom, LG Optimus Pad und dem Galaxy Tab 10.1 von Samsung stehen drei Geräte in den Startlöchern, die schon Anfang Februar auf dem Mobile World Congress in Barcelona Aufmerksamkeit erregt haben.

Doch die Konkurrenz für Apples iPad läuft nicht nur mit Googles Android als Betriebssystem. HPs TouchPad wird als erster Tablet-PC mit dem von Palm übernommenen WebOS angetrieben. Fujitsu zeigt sein Tablet Slate mit Windows 7. Ebenfalls mit dem Microsoft-Betriebssystem an Bord kommt Samsungs Sliding PC, ein Tablet mit einer ausziehbaren Tastatur.

Apple ist wie immer nicht auf der Messe vertreten, wird aber auch in Abwesenheit einen spürbaren Einfluss auf die Cebit haben: Am Mittwochabend wird in San Francisco das neue iPad 2 vorgestellt – und alle Firmen, die in Hannover Tablets zeigen, werden genau hinschauen, mit welchem neuen Gegner sie es zu tun haben.

Grund 3: "Watsons" kleiner Bruder

Kürzlich hat die Menschheit einen weiteren Kampf gegen die Maschinen verloren. In der TV-Quizshow "Jeopardy" hat der von IBM entwickelte Supercomputer "Watson" in drei Runden seine beiden menschlichen Gegner besiegt. Mit deutlichem Abstand. Der Erfolg des Rechners gilt als ein Meilenstein in der Entwicklung künstlicher Intelligenz. Bei "Jeopardy" gilt es, zu einer vorgegebenen Aussage eine Frage zu formulieren. Das Spiel erfordert nicht nur einen riesigen Wissensbestand. Watson muss außerdem natürliche Sprache in einem bisher nie erreichten Ausmaß verstehen. Wie das System funktioniert und welchen Nutzen es außerhalb von TV-Shows hat, zeigt IBM (Halle 2, A10) mit einem kleinen Bruder von "Watson" auf der Cebit.

Grund 4: Eine der schrägsten Laufstrecken der Welt

Die IT-Welt galt schon immer als der natürliche Lebensraum chronischer Sportverweigerer. Um das Gegenteil zu beweisen, gibt es den "Cebit Run". Der Lauf am dritten Messetag bietet eine vielleicht nicht besonders schöne, aber umso ungewöhnlichere Strecke. Die 3,5 Kilometer lange Runde führt nicht nur über das Messegelände, sondern auch durch die mit Hightech-Ständen vollgestellten Messehallen. Läufer können zwischen verschiedenen Distanzen wählen, gut Trainierte lockt sogar ein Halbmarathon von 21 Kilometern. Die Anmeldung ist im Internet möglich und kostet 20 Euro. Ein Teil der Startgebühr kommt der Deutschen Sporthilfe zugute.

Grund 5: Eine Filiale der Zukunft

Bei allem Spott: Die Cebit ist immer noch eine der wichtigsten IT-Messen weltweit. Wichtig ist sie vor allem hinter geschlossenen Türen, wo sich die Anzugträger treffen. Beim Volk war die Cebit in ihren Hochzeiten aber auch deshalb so beliebt, weil sie einen Blick auf Dinge freigab, die erst noch kommen sollten und die nicht bereits in den Regalen des Elektromarkts lagen. Diese Eigenschaft der Cebit ist in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht: Im Ausstellungsbereich "Cebit lab" gewähren internationale Forschungseinrichtungen und deutsche Universitäten einen Blick in ihre Labore. Wenn sie gut ist, ist die Cebit eine Filiale der Zukunft, die für knapp eine Woche in Hannover eröffnet wird.

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