Keine Nokia-Smartphones mehr - diese Nachricht sorgte vor wenigen Wochen im Netz für lange Gesichter. Viele User erinnerten sich wehmütig an ihre ersten Nokia-Telefone. Seitdem Microsoft Nokia gekauft hat, ist die Ära des Knochens endgültig zu Ende und der finnische Hardware-Hersteller musste sich ein neues Standbein suchen. Worum es sich dabei handelt, hielt der Konzern monatelang geheim.
Am Montag heizte Nokia dann die Stimmung mit einem Bild an, das via Twitter verbreitet wurde. Zu sehen war eine schwarze Box mit dezentem Nokia-Schriftzug, daneben das Datum 18.11.14 und der Spruch "Wir haben etwas vor". Seitdem brodelte die Gerüchteküche: Will Nokia mit einer Set-Top-Box das Wohnzimmer erobern? Kommt ein Mini-PC? Oder gar ein völlig neues Produkt?
"Sie glauben gar nicht, wie sehr sie sich irren"
Am Dienstag ließen die Finnen dann die Katze aus dem Sack: "Sie sagen, Nokia ist tot. Sie sagen, Nokia gibt es nicht mehr. Sie sagen sogar, Ruhe in Frieden, Nokia. Ich sage: Sie glauben gar nicht, wie sehr sie sich irren", tönte Nokia-Manager Sebastian Nyström auf der Bühne. Dann präsentierte er voller Stolz ein Android-Tablet namens N1, das Apples iPad Mini zum Verwechseln ähnlich sieht. Die schwarze Kiste, die auf dem Bild zu sehen war, entpuppte sich lediglich als der Karton des Tablets. Wer auf ein völlig neues Gadget der Finnen gehofft hat, dürfte enttäuscht gewesen sein.
Dabei ist das N1 ein echter Wurf: Das Tablet überzeugt nicht nur mit einem schicken Äußeren, sondern auch mit einem vergleichsweise niedrigen Preis von 249 Dollar zuzüglich Steuern. Das Gehäuse besteht komplett aus Aluminium und ist 6,9 Millimeter schlank - damit ist es dünner als Apples Mini-Tablet (7,5 Millimeter). Mit 318 Gramm ist es außerdem etwas leichter, auch wenn man den Unterschied im Alltag nicht spüren dürfte. Dafür ist der Akku mit 5300 Milliamperestunden deutlich schwächer auf der Brust, die Batterie im iPad Mini hat 20 Prozent mehr Kapazität (6471 mAh).
Nokias N1 verpasst das Weihnachtsgeschäft
Zur Ausstattung des Nokia N1 gehört ein 7,9 Zoll großes Display im 4:3-Format mit einer Auflösung von 2048 x 1536 Pixeln - eben jenes Display, das Apple in seinem Mini-Tablet verbaut. Unter der Haube steckt ein Intel-Prozessor mit 2,3 Gigahertz Rechenpower, dem zwei Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite stehen. Auf der Rückseite ist eine Acht-Megapixel-Kamera verbaut, die Frontkamera knipst mit fünf Megapixeln. Der interne Speicherplatz zählt 32 Gigabyte. Als Betriebssystem läuft die aktuellste Android-Version 5.0 Lollipop (einen Überblick über die Features finden Sie hier), die mit dem hauseigenen Nokia Z Launcher angepasst wurde. Laut dem US-Portal "GigaOM" wird Googles Play Store unterstützt.
Das Gerät erscheint in einer dunklen und hellen Variante. Die ersten Geräte sollen im Februar 2015 in China erscheinen, in Europa wird das Gerät später verkauft werden. Damit verpasst Nokia nicht nur das lukrative Weihnachtsgeschäft. Anfang Januar werden auf der Technik-Messe CES in Las Vegas viele weitere Android-Geräte vorgestellt, mit denen die Hardware-Hersteller traditionell in das neue Jahr starten. Die Konkurrenz wird groß - und das Nokia N1 kommt dann womöglich zu spät.