Scheibes Kolumne Ein verlorener Vormittag

Kolumnist Scheibe holt sein schwarzes T-Shirt hervor und dokumentiert Trauer: Sein Rechner hat ihn im Stich gelassen und Windows zerbröselt. Während die Rettungsmission läuft, fällt Scheibe auf, auf was er alles ohne Rechner verzichten müsste.

Der Schock sitzt tief: Der eigene Rechner begrüßt mich an diesem Freitagmorgen nicht mit endlosem Gebrumme und Geklötere, gefolgt von verschiedenen bunten Bildschirmen. Stattdessen bleibt der Schirm schon nach wenigen Sekunden schwarz: In weißer Schrift steht hier, dass irgendeine furchtbar wichtige Windows-Komponente beschädigt wurde, vielleicht aber auch gar nicht mehr vorhanden ist. Komisch: Am Abend zuvor hat sich der Computer ganz normal in seinen Feierabend verabschiedet. Um zu retten, was zu retten ist, muss ich Windows frisch installieren und dann das Image mit meiner Sicherheitskopie überspielen. Das dauert leider ein paar Stunden. Während die Aktion läuft, überlege ich, auf was ich ohne meinen Rechner alles verzichten müsste. Eine erschreckende Bilanz, die mich noch schneller zu den CDs greifen lässt.

Ich brauch's laut

Der Computer ist zum Arbeiten da. Zu diesem Zweck reichen Word, Excel und zwei drei weitere Programme bereits völlig aus. Beim Arbeiten brauche ich aber dringend laute Musik, das war schon immer so. Inzwischen habe ich aber längst die Musikanlage im Büro abgebaut und stattdessen alle meine CDs auf die Festplatte geschaufelt. Da liegen jetzt zehn Gigabyte MP3-Dateien, die ich mit dem kostenlosen "@MAX Tray Player" abspiele. Der ist besser als "WinAmp", weil er sich direkt in die Taskleiste integriert und so keinen Platz verschwendet. Habe ich eine gute Internet-Verbindung via DSL, so schalte ich auch mal mein Online-Radio "AudioStreamer" ein. Das kennt superbe Radiostationen wie etwa Smoothjazz.com. Der Clou: Die hier abgespielten Songs kann ich gleich als MP3s auf der Platte speichern. Nostalgisch: Wie früher beim Aufnehmen im Radio werden die Ansagen der Moderatoren mit im Song gespeichert.

Der halbe Mitternachtsfilm

Es ist fast schon ein Ritual. Ich arbeite bis Mitternacht und lege dann zum Abschluss des Tages noch eine Video-DVD ein. Die lässt sich auf meinem 22-Zoll-Monitor perfekt anschauen, da der Bildschirm bereits das 16:9-Format vorgibt. Mit "PowerDVD" spiele ich die Scheiben dann ab. Mit dem Schreibtischstuhl rolle ich zurück, lege die Füße auf den Schreibtisch und nutze die Fernbedienung, um die Dolby-5.1-Boxenanlage richtig hochzufahren. Fehlen nur noch die Kartoffelchips. Der Clou: Nach der Hälfte des Films schalte ich den Rechner aus und gehe schlafen. Der Rechner merkt sich dann automatisch, wo ich den Film unterbrochen habe. Am nächsten Abend macht er gleich an Ort und Stelle weiter. Zurzeit läuft "Reine Nervensache" mit Robert de Niro und Billy Crystal.

Natürlich nutze ich inzwischen eine Digitalkamera zum Fotografieren. Die muss ich nur an meinen Rechner anklemmen und schon werden die neuesten Dateien von ganz allein auf den Rechner übertragen. Das kostenlose "IrfanView" hilft anschließend beim Sichten der Aufnahmen. Das Programm zeigt das erste Bild aus dem Ordner gleich in der Originalauflösung an. Mit einem Druck auf die Leertaste kann ich dann zum nächsten Bild wechseln. Das ist eine sehr schnelle Methode, um den eigenen Bildbestand zu überprüfen. Mit Plus und Minus lässt sich die Ansicht zoomen, mit R und L drehen. Und gefällt mir ein Bild nicht, wird es mit ENTF sofort gelöscht. Da meine Frau keine Lust darauf hat, die Fotos am Monitor zu betrachten, nutze ich die "Ulead FotoBrennerei", um die Aufnahmen als Slideshow auf eine Super Video CD zu brennen. Und die kann dann vom DVD-Player im Wohnzimmer auf den Fernseher geholt werden.

Nachrichtensüchtig

Ohne das Internet geht natürlich auch nix mehr. Den "Spiegel" habe ich gerade abbestellt, weil alle wichtigen Artikel auch im Internet stehen. "Stern" und "Focus" sind da nicht so Online-spendabel, da halte ich mein Abo noch. Trotzdem bin ich total nachrichtensüchtig. Alle zwei Stunden schaue ich nach, ob es bei den verschiedenen deutschen Nachrichtenseiten neue Fakten gibt. Dabei pendele ich von der Regenbogenpresse bis hin zu den seriösen Quellen, schlage also den Bogen von Bild.de bis zu CNN.com. Damit ich nicht jede Seite einzeln aufrufen muss, setze ich den kostenlosen "Crazy Browser" ein. Der Ersatz für den Internet Explorer fasst gleich mehrere Homepage-URLs zu einer Gruppe zusammen. Die wird per Mausklick oder sogar automatisch beim Programmstart aufgerufen. Alle Homepages werden dann übereinander in ein einzelnes Browser-Fenster geladen. Per Mausklick auf eine beschriftete Registerzunge wechsele ich dann von einer bereits geladenen Nachrichtenseite zur anderen.

Das Einkaufen erledige ich inzwischen nur noch im Internet. Das Gratis-Tool "Preispiraten" gibt meine Anfrage an über 400 Online-Shops weiter. Oft spare ich bei einer solchen Anfrage bis zu 40 Prozent - im Vergleich zu dem Preis, den etwa ein Technikgeschäft um die Ecke verlangt. Ansonsten bin ich viel bei Ebay unterwegs. Hier kaufe ich Straßenkreide für die Kinder, eine Guaven-Pflanze fürs Büro, Baseballkeulen gegen Einbrecher, die neuesten DVDs zum halben Preis und auch noch jede Menge Farbpatronen für den Drucker - alles günstiger. Damit ich mich nicht mit dem Bieten beschäftigen muss, erledigt das "Last Minute Gebot" für mich. So gewinne ich genug Zeit, um auch noch das neueste "Moorhuhn"-Spiel zu meistern. Denn ein kleines Spielchen in Ehren, das kann niemand verwehren.

So, jetzt ist das System auch wieder hergestellt, und ich kann endlich wieder mit dem Arbeiten beginnen.

<a class="link--external" href="mailto:scheibe@typemania.de">Carsten Scheibe</a>

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