Ich habe Glück. Mein SpamFighter (www.spamfighter.com) putzt gnadenlos jede Spam-Mail beiseite - und das auch noch völlig kostenlos. Einmal am Tag leere ich den Ordner und bin so auf einen Schlag etwa 200 Mails los. Damit kann ich leben. Anstrengender würde es sein, die eingehenden Werbe- und Phishing-Mails von Hand auszusortieren.
Schlimmer ist der Spam am Telefon. Eine bekannte Firma mit der Lizenz zum Kabelanschluss ruft seit Monaten alle zwei Wochen an, immer ganz früh, am liebsten am Wochenende, wenn alle noch schlafen. Ich sage den aufdringlichen Damen dann jedes Mal, dass wir definitiv keine Anrufe wünschen, noch nie eine Freigabe dafür erteilt haben, und dass wir bitte aus allen Verteilern getilgt werden möchten. Ich erkläre dann der Dame, wo sie in ihrer Software am Bildschirm ein Kreuzchen machen soll. Danach höre ich jedes Mal wieder, dass nun garantiert nie wieder jemand anruft. Und zwei Wochen später ist bereits die nächste am Telefon und nervt. Ich muss das wohl erst schriftlich machen. Oder gleich eine Abmahnung versenden lassen. Dazu kann ich mich nur nie aufraffen, obwohl ich mir immer die Namen der Anruferinnen aufschreibe.
Aber es geht noch schlimmer. Es gibt ja noch den Haustür-Spam. Und wie man dem entkommen kann, das weiß ich leider nicht. Heute bin ich losgefahren, um meine Tochter von der Schule abzuholen. Schon da fiel mir ein Mann um die 50 auf, der in einem blauen Anzug und mit einem amtlich aussehenden Klemmbrett unsere Sandstraße hinaufdackelte - und dabei an jeder Tür stehen blieb, um zu klingeln.
Störungen im Minutentakt
Ich vergaß den Mann wieder, brachte das Kind nach Hause und setzte mich wieder an den Rechner. Beim Arbeiten werde ich eh schon alle paar Minuten von einem Anruf oder einer eingehenden Mail gestört. Weitere Unterbrechungen - formulieren wir es einmal nett - schätze ich nicht besonders. Als es dann an der Tür klingelte, vermutete ich einen weiteren Paketdienst, sah aber schon den blauen Anzugträger am Tor stehen. Mein Hund hatte sich bereits an der Innenseite des Tors aufgestellt und blickte dem Mann direkt ins Auge. Schade, dass man es dem Hund - einem Golden Retriever - einfach nicht zutraut, dass er tatsächlich das Grundstück bewacht.
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In seiner Freizeit geht Carsten Scheibe golfen - und arbeitet daran, dass der Golfball auf der selben Bahn ankommt, von der er abschlägt. Wenn's mit dem Spielen nicht so gut klappt, schreibt er lieber - für das eigene, kostenfrei in den Golf-Clubs ausliegende Magazin "Mein Golf-Heft". Das gibt's mit allen Artikeln auch im Internet. Natürlich ist der PC auch hier ein Thema.
Ich kam näher und wurde streng beäugt. Dann sagte der Mann recht harsch: "Guten Tag, Ihr Telefonanschluss wird in den kommenden Tagen umgestellt. Da müsste ich einmal Ihre aktuelle Telefonrechnung sehen. Zur Kontrolle, ob alles richtig ist."
Ich staunte und stockte. Himmel, das klang ja sehr offiziell. Ich hatte aber gar kein Schreiben von einem Amt bekommen und wollte nicht so recht glauben, dass ein Offizieller nun ohne Voranmeldung vorbeikommt. Ich überlegte bereits, ob ich ins Haus gehen sollte, um die Rechnung zu holen, oder ob ich den Mann darum bitten sollte, morgen noch einmal wiederzukommen, weil dann meine Buchhaltung vor Ort sein würde. Da machte der Anzugmann einen Fehler. Er sagte: "Sicherlich sind Sie doch bei der Telekom, oder?"
Aha! Der Mann wusste überhaupt nicht, dass ich schon vor geraumer Zeit von der Telekom zu Alice gewechselt war. Er fischte also im Trüben. Also konnte es auch kein Offizieller sein. Da nützte auch das Klemmbrett nix.
Ich also: "Wenn Sie nicht wissen, von welcher Telefongesellschaft ich betreut werde, warum klingeln Sie dann bei mir und fordern regelrecht meine Telefonrechnung ein?"
Der Mann geriet nicht ins Wanken, ignorierte den Vorwurf und nannte den Namen einer anderen bekannten Telefongesellschaft. Und: "Ich bin dafür da, Ihre Telefonrechnung zu reduzieren. Ich erspare Ihnen Kosten."
Unseriös, anmaßend und störend
Da war ich doch empört: "Sie klingeln mich also in einer Art Kalt-Acquise aus dem Haus, geben vor, sozusagen offiziell beauftragt zu sein, etwa von der Stadt, fordern dann meine Telefonrechnung ein und sagen dann, Sie kommen im Auftrag der Konkurrenz…."
Er: "Ich spare Ihnen bares Geld ein. Das sollte Ihnen eine kleine Störung doch wert sein."
Ich: "Nein, ich nenne das unseriös, anmaßend und störend. Es ist ja schon schlimm, per Mail, Post oder Anruf gestört zu werden. Aber an der eigenen Haustür, das ist belästigend. Eine seriöse Firma macht so etwas nicht. Da arbeiten Sie mit unlauteren Mitteln."
Er mit Seitenblick auf mein Firmenschild: "Vielleicht arbeiten SIE ja so. Ich spare den Leuten nur Geld."
Ich: "Und stehlen ihnen dafür die Zeit. Ich mache generell keine Geschäfte an der Tür. Und hätte ich die Zeit, würde ich die alten Omis in der Straße alle vor Ihnen warnen. Einen schönen Tag noch."
So lief ich erbost wieder ins Haus. Der Anzugträger meckerte noch hinter mir her, ich sei ja nur zu dumm, eine Gelegenheit zum Geld sparen zu erkennen, wenn sie sich mir böte. Ich sah nur die Gelegenheit zur schweren Beleidigung in Zusammenhang mit drastischer Körperverletzung und sah zu, dass ich wieder in meinen Keller kam.
Eigentlich müsste man sich von solchen Leuten stundenlang den Vertrag erklären lassen, dann unterschreiben, um später alles wieder fristgerecht zu widerrufen. Vielleicht würden diese Belästigungen an der Haustür dann endlich aufhören.
Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania