Videospielkonsolen Preiskrieg flammt wieder auf

Xbox gegen PlayStation 2, Microsoft gegen Sony - Gegner in einem Preiskrieg, in dem in den vergangenen Monaten Waffenstillstand herrschte. Bis jetzt: Beide Firmen senken die Preise für ihre Konsolen um rund 50 Euro.

Im zähen Ringen um Marktanteile haben die Hersteller von Spielekonsolen nach einer Weile der Ruhe auf der Leipziger Games Convention erneut für Bewegung im Markt gesorgt. Mit der Neuauflage eines massiven Preiskrieges sorgten zumindest Marktführer Sony und sein Herausforderer Microsoft für Aufsehen. Auf Europas größter Computer- und Videospielemesse kündigten die Unternehmen fast zeitgleich an, ihre Konsolen mit einem Preis von etwa 149 Euro um rund 50 Euro günstiger auf den Markt zu bringen.

Jede fühlt sich als Gewinner

Die Xbox hat nach Angaben von Microsoft-Manager Stephan Brechtmann in wichtigen Kernmärkten weiter an Marktanteilen zugelegt. Inzwischen sei das High-Tech-Spielzeug nach Sonys Playstation weltweit zur Nummer zwei aufgerückt. Doch den zweiten Platz im Konsolenmarkt beansprucht auch das japanische Spieleunternehmen Nintendo. Mit einem Marktanteil von 22 Prozent in Deutschland habe das Unternehmen in der ersten Jahreshälfte 2004 Microsoft (18 Prozent) eindeutig abgehängt, sagte Deutschland-Chef Bernd Fakesch. Und mit seiner bislang unangefochtenen Marktführerschaft bei mobilen Konsolen (GameBoy) habe sich Nintendo zusammen genommen mit einem Marktanteil von 53 Prozent sogar weit vor die versammelte Konkurrenz gestellt.

Sony dagegen gibt sich siegessicherer als je. Nach jüngsten Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) konnte sich Sony mit der Playstation einen Marktanteil von 58,3 Prozent sichern. Im Markt für Spieletitel liege der Abstand zu den Konkurrenten mit einem Marktanteil von 64 Prozent sogar noch deutlich höher. Europaweit komme der japanische Unterhaltungskonzern mit seiner Playstation 2 sogar auf satte 77 Prozent Marktanteil, sagte Manfred Gerdes, Geschäftsführer Sony Computer Entertainment Deutschland.

Auf der Jagd nach neuen Zielgruppen

Neuartige Spiele sollen weiter bislang nicht erreichte Zielgruppen erschließen. Mit Titeln wie den Partyspielen der EyeToy-Reihe oder dem Karaoke-Game SingStar ist dem Unternehmen bereits der steinige Weg aus der von vielen empfundenen Schmuddelecke der Computerspiele zu Spielen für die ganze Familie gelungen. Microsoft bedient dagegen mit zahlreichen neuen Premieren zu einem wesentlichen Teil weiterhin vorwiegend die eingefleischten "Gamer".

Beide Kontrahenten versuchen, mit einer ganzen Reihe von verschiedensten Kooperationen auf der Games Convention ihre Entschlossenheit zu demonstrieren. Mit der Stuttgarter Musiktruppe "Die Fantastischen Vier" will sich Sony auch im Musiksektor behaupten. Im Sportbereich präsentierte Sony in Leipzig den dreifachen Weltmeister Niki Lauda als Kooperationspartner, der künftig zu den Rennen der Formel 1 beim Fernsehsender RTL die aktuellen Strecken anhand der Playstation 2 vorstellen will.

Fußball für Xbox Live

Im Sportsektor konnte auch Microsoft in Leipzig mit Neuigkeiten aufwarten. Das Unternehmen kündigte eine Kooperation mit dem Fußballverband FIFA sowie dem Spieleentwickler Electronic Arts an. Ab Oktober bringen die Partner das interaktive Xbox-Spiel "FIFA Football 2005" heraus, mit dem über den Online-Dienst Xbox Live eine internationale Weltmeisterschaft auf sechs Kontinenten ausgetragen werden soll. Für Xbox Live hat Microsoft nach eigenen Angaben inzwischen eine Million zahlende Abonnenten.

Eine Chance, den deutlichen Vorsprung von Sony als Marktführer aufzuholen, dürfte Microsoft trotz möglicher Verkaufsschlager dennoch erst mit der nächsten Generation von Konsolen bekommen. Über Details und den Zeitpunkt für den Marktstart der aufgerüsteten Spielzeuge hüllen sich die Unternehmen jedoch weiter in Schweigen. Vorerst erkennt Brechtmann die Vorherrschaft des japanischen Elektronikkonzerns auch an: "Man sollte Realist sein in der Frage, ob die Xbox in kürzerer Zeit die Marktführerschaft erlangen kann." Selbst im kommenden Weihnachtsgeschäft sei der Vorsprung nicht einholbar, sagte Brechtmann.

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Renate Grimming, DPA

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