Wer im Internet Kryptowährungen kaufen möchte, sollte vorsichtig sein. Denn Betrüger nutzen die anhaltende Niedrigzinsphase und auch die mangelnden Konsummöglichkeiten in der Corona-Pandemie aus, wie die Verbraucherzentrale Brandenburg mitteilt. Das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz warnt aktuell vor einer perfiden Betrugsmasche: Verbraucher:innen erhalten etwa per Mail gefälschte Artikel der bekanntesten Boulevardzeitung in Deutschland. In denen heißt es, dass angeblich sogar Promis auf diversen Online-Trading-Plattformen Geld investiert hätten und schnell noch reicher geworden wären.
Die Betrüger nutzen hierbei zum Beispiel auch den Namen einer Fernseh-Show, in der mit der Vorstellung von Geschäftsideen Investoren für Produkte gesucht werden. Außerdem suchen sie über soziale Netzwerke und Messenger-Diensten nach potentiellen Opfern.
Betrüger drängen Verbraucher:innen zu immer mehr Geldeinzahlungen
Wer darauf hereinfällt und Geld auf einer vermeintlichen Trading-Plattform einzahlt, der befindet sich damit häufig schon in einer organisierten Betrugsmasche. "Das gezahlte Geld wird oft aber gar nicht angelegt. Es ist meist sofort weg. Die Schäden für Betroffene gehen in den fünfstelligen Bereich", sagt Erk Schaarschmidt, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale.
Es beginnt mit einer vergleichsweise kleinen Investition von 250 Euro. Das soll bereits für deutliche Gewinne reichen, behaupten die Betrüger. Auf einem professionell aussehenden Kontoauszug können Verbraucher:innen ihr vermeintlich wachsendes Vermögen überprüfen.
Doch dann legen die Betrüger erst richtig los. Persönliche Betreuer bauen massiven Druck über Chats auf Facebook, Whatsapp und Co. auf und fordern immer mehr Geldeinzahlungen von ihren Opfern. Will man sich seine Gewinne einmal auszahlen lassen, folgt die Forderung von weiteren Tausenden Euro, wie für angebliche Gewinnsteuern, Wechselkursgebühren, Liquiditätsnachweise oder Prämien für gewinnerhaltende Versicherungen. Eine Geldauszahlung an die Verbraucher:innen erfolgt hingegen nicht.
"Betroffene berichten uns von persönlichen Beziehungen, die die Betrüger zu ihnen aufgebaut haben, die soweit gingen, dass man sich gegenseitig von Trauerfällen in der Familie oder ähnlich Intimem erzählte", sagt Schaarschmidt. Wer sich in einer solchen Situation befindet, sollte dringend Hilfe suchen – zum Beispiel bei Familienangehörigen oder Freunden. Auch die Verbraucherzentrale bietet Unterstützung an.
Wie man Betrüger beim Kryptowährung-Handel erkennt
Die betrügerischen Trading-Plattformen ändern häufig ihre Namen. Beschwerden von Verbraucher:innen gibt es beispielsweise zu den Firmennamen profitstrade, Cryptodeutsch, BSB-Global, interactive-trading, CB Payments, NBV International s.r.o., Joshua Development LTD und Moonpay Ltd. Zudem weist die Verbraucherzentrale daraufhin, dass es nicht auszuschließen ist, dass Betrüger Namen realer Firmen verwenden, um fälschlicherweise einen seriösen Eindruck zu suggerieren.
Prinzipiell lassen sich anhand verschiedener Merkmale Bertrüger-Plattformen erkennen. "Die Fake-Seiten erkennt man oft daran, dass das Impressum fehlt oder Lücken aufweist, zum Beispiel sucht man die Registrierungsnummer mit Angabe der jeweiligen Finanzaufsichtsbehörde häufig vergeblich", erklärt Schaarschmidt. Adressen, Konten und Telefonnummern stammen oft aus dem Ausland, beispielsweise aus der Karibik. Der Finanzexperte warnt: "Die Überweisung auf ausländische Konten, wie beispielsweise in die Schweiz, Lettland, Estland oder Bulgarien macht es Verbrauchern fast unmöglich, ihr Geld nachträglich zurückzuerhalten. Daher ist es so wichtig, den Vertragspartner bereits vor dem Investment auf Seriosität zu prüfen und spätestens bei einer Zahlung ins Ausland den Überweisungsvorgang abzubrechen."
Dazu ist zunächst ein genauerer Blick auf das Geschäftsmodell der Plattform ratsam. "Erhält man erst nach Kontaktaufnahme oder nach einer Registrierung genauere Informationen über das Geschäftsmodell, ist Misstrauen angesagt", teilt das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz mit. Ein weiteres Anzeichen einer unseriösen Homepage liegt in der Aufforderung, Freude zu werben. Dahinter stecken sogenannte Schneeballsysteme, welche auf einer stetig wachsenden Teilnehmeranzahl beruhen, erklärt das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz.
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Schließlich wird die Auszahlung an die Mitglieder durch die Einzahlung der neu geworbenen Teilnehmer finanziert. "Solche Systeme brechen zwangsläufig nach einer gewissen Zeit in sich zusammen", heißt es weiter. Darüber hinaus sollte man vorab prüfen, ob die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) oder ein anderes EU-Land eine entsprechende Lizenz ausgestellt hat.
Glaubt man, auf eine Masche hereingefallen zu sein, sollte man umgehend Kontakt zur Polizei aufnehmen und Anzeige erstatten. Beim Verdacht eines unseriösen Angebots können Verbraucher:innen die BaFin per Mail informieren.
Depotbank bietet mehr Sicherheit
"Wer beginnen möchte, Geld zu investieren, sollte sich vorab möglichst unabhängig informieren, um eine auf die eigenen Lebensumstände angepasste Strategie zu entwickeln", so der Finanzexperte Schaarschmidt. Mit einem Konto bei einer Depotbank lässt sich das Risiko eines Betrugs reduzieren. Einen Überblick über Leistungen und Kosten verschiedener Banken bietet die Stiftung Warentest.
Verbraucher:innen, die dennoch Bitcoin, Ethereum und Co. im Internet kaufen, sollten die Kryptowährungen und Zugangsdaten wie Daten von Bankkonten behandeln. Man sollte Zugangsdaten also nicht an Dritte weitergeben und sicher aufbewahren – ratsam ist, diese nicht auf dem Rechner zu speichern; das reduziert das Risiko, dass die Daten im Fall einer Infektion mit einer Schadsoftware gestohlen werden können.
Beim Generieren von Passwörtern sollte auf die Nutzung von sogenannten Online Seed Generatoren verzichtet werden. Gängige Programme zur Verwaltung von Kryptowährungen bieten in der Regel die dafür benötigte Funktion. Andernfalls verweist der Anbieter auf einen zu nutzenden lokalen und damit sicheren Weg zur Passwort-Generierung.
Quellen:Pressemitteilung Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz, Verbraucherzentrale Brandenburg, Kriminalprävention Rheinland-Pfalz