Die Zeiten, in denen sich nur Benutzer eines Windows-PCs wirklich Sorgen um Computer-Viren und Trojaner machen, sind lange vorbei. Auch jede Menge anderer Geräte werden zum Ziel von Schadsoftware. Jüngstes Beispiel: Amazons Fire TV.
Der Befall hat drastische Folgen. Die infizierte Streaming-Box reagiert immer träger, sämtliche Apps und Aktionen dauern deutlich länger, berichtet der Fire-TV-Blog "AFTVNews". Der Grund: Der ADB.Miner getaufte Schädling ist ein sogenannter Cryptominer - und nutzt sämtliche Ressourcen des Gerätes, um heimlich im Hintergrund Krypto-Währungen wie Bitcoin zu schürfen. Das macht nicht nur das Gerät unbenutzbar, sondern schraubt auch die Stromrechnung nach oben.
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Fire TV im Schneckenmodus
Entdeckt wurde der Befall im Entwickler-Forum "XDA-Developers". Dort beklagten sich eine ganze Reihe von Nutzern, dass ihre Fire TVs und Fire TV Sticks immer langsamer wurden. Zudem poppte bei manchen eine Meldung über eine Test-App auf, die aber nie bewusst installiert wurde. Einen gezielten Angriff auf Amazon-Geräte stellt der Virus aber nicht dar. Der ADB.Miner wurde eigentlich für Android-Smartphones und -Tablets entwickelt. Weil Amazon bei seinen Streaming-Boxen auf eine modifizierte Version des Systems setzt, kann er auch sie befallen.
Auf das Gerät kommt ADB.Miner auf einem von zwei Wegen: Die erste Infektion erfolgt, indem man an den Sicherheitsmaßnahmen vorbei eine eigene App installiert, also über das sogenannte "Sideloading". Welche App der Ursprung des Schädlings ist, ist unbekannt. Im Verdacht stehen Apps, mit denen man raubkopierte Filme streamen kann. Ist das erste Gerät infiziert, kann sich ADB.Miner selbstständig auf weitere Geräte im Netzwerk verbreiten.
So schützen Sie sich
Die meisten Nutzer werden sich allerdings nicht vor einem Befall fürchten müssen. Damit ein Fire TV für den ADB.Miner angreifbar ist, müssen gleich zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Zum einen muss die Installation aus fremden Quellen erlaubt sein, zum anderen ein spezieller Analyse-Modus, das ADB-Debugging, aktiviert sein. Beide Optionen finden sich in den versteckten Entwickler-Optionen - und sind standardmäßig abgeschaltet.
Sind Fire TV oder Fire TV Stick trotzdem befallen, lässt sich das zum Glück schnell beheben: Setzt man das Gerät auf die Werkseinstellungen zurück, ist die Gefahr gebannt. Betreibt man mehrere Android-Geräte im selben Netzwerk, sollte man allerdings alle auf Befall prüfen.
Immer mehr Geräte werden angegriffen
Das Fire TV ist mit seinem Problem nicht alleine. Nach PC und Smartphone geraten immer mehr Geräte in den Fokus von Hackern und Cyberkriminellen. So tauchten bereits mehrfach Botnetze auf, die über Sicherheitskameras und andere smarte Geräte betrieben wurden. Nachdem eine Weile Erpressungstrojaner die Szene beherrschten und etwa auch auf Fernsehern auftauchten, sind aktuell Kryptominer besonders beliebt.
Die haben für die Betreiber einige entscheidende Vorteile: Anders als Erpressungstrojaner bringen sie ihnen ein regelmäßiges Einkommen, da sie nicht auf eine Reaktion der Betroffenen angewiesen sind. Vor allem auf Smarthome- und Unterhaltungsgeräten kommt hinzu, dass sie praktisch nicht zu entdecken sind - solange sie sich bei der Benutzung der Ressourcen zurückhalten. Schließlich läuft weder auf dem Kühlschrank noch auf der Security-Kamera ein Anti-Viren-Programm.
