Google und Facebook verfolgen uns durch das gesamte Netz, sogar auf Pornoseiten. Das dürfte eigentlich niemanden überraschen, und doch sorgte diese Meldung vergangene Wochen für Schlagzeilen. Für die Studie untersuchten Forscher 22.484 Pornoportale auf sogenannte Tracking-Tools, welche Daten an Drittanbieter weiterreichen - und entdeckten auf 93 Prozent der Webseiten solche Tools.
Die für viele Nutzer überraschendste Erkenntnis: Das Einschalten des privaten Surfmodus, den viele Browser anbieten und der eine gewisse Anonymität verspricht, machte dabei kaum einen Unterschied. Denn die Tracker können die Nutzer anhand eindeutiger Merkmale wie der IP-Adresse oder der Identifikationsnummer des Geräts zuordnen.
Außenstehende könnten also sehr leicht herausfinden, welche Videos man konsumiert, wie häufig man sich auf entsprechende Portale klickt und welche sexuellen Vorlieben man hat. Was Google und Facebook dazu sagen und wie die diese Daten verwerten, erfahren Sie hier.
Wozu ist der Inkognitomodus gut?
Viele Nutzer fragen sich nun: Welche Daten verbirgt der Anonymitäts-Modus - und welche gibt er preis? Googles Chrome ist mit einem Marktanteil von rund 63 Prozent der populärste Browser weltweit. In Deutschland ist Chrome nicht ganz so präsent, mit 48,49 Prozent aber immer noch Marktführer. Dementsprechend konzentrieren wir uns auf diesen Browser.
Google schreibt auf seiner Webseite zum "Privaten Surfen", dass der Inkognitomodus in einem separaten Fenster getrennt von normalen Chrome-Fenstern ausgeführt wird. Das Unternehmen weist seine Nutzer außerdem auf folgende Punkte hin:
- "Ihr Browserverlauf, Cookies und Websitedaten oder in Formulare eingetragene Informationen werden nicht von Chrome gespeichert.
- Heruntergeladene Dateien und angelegte Lesezeichen bleiben erhalten.
- Für die von Ihnen besuchten Websites, Ihren Arbeitgeber bzw. Ihre Bildungseinrichtung und Ihren Internetanbieter sind Ihre Aktivitäten auch weiterhin sichtbar."
Das heißt im Klartext: Der Inkognito-Modus sorgt für etwas mehr Privatsphäre, aber viele Nutzer überschätzen dessen Fähigkeiten. Denn der Privatmodus schützt Ihre Privatsphäre in der Regel nur lokal auf ihrem Gerät. Andere Nutzer am gleichen Computer sehen somit nicht, welche Webseiten Sie besucht haben. Der Internet-Provider und der Betreiber der Webseite hingegen können sehen, was Sie wann angeklickt haben.
Wie surft man anonym?
Wer sich weitgehend anonym durchs Netz bewegen will, kommt um drei Buchstaben nicht herum: Tor. Die Abkürzung steht für "The Onion Routing". Übersetzt heißt das so viel wie "Internetstreckenführung nach dem Zwiebelprinzip". Ursprünglich wurde die Technik von Forschungseinrichtung der US-Marine zur Anonymisierung des Internetverkehrs genutzt. Dabei werden etwa Herkunft und Ziel von Datenpaketen, die Nutzer verschicken, überwiegend verschleiert. Der Tor-Browser steht für Windows, Android, iPhone, Mac und Linux zum Download bereit.
Einen Haken gibt es allerdings für Nutzer der freizügigen Erwachsenenportale: Videos können nicht mehr im Fullscreen-Modus angeschaut werden. Der wird blockiert, weil die Anbieter auf diesem Weg die volle Bildschirmauflösung erfahren würden. Diese Information könnte genutzt werden, um das Gerät beziehungsweise den Nutzer eindeutig zu identifizieren (die Technik heißt Browser-Fingerprinting). Ein Kompromiss, den man für mehr Privatsphäre hinnehmen muss.
Komplett anonym ist man übrigens auch im Tor-Netzwerk nicht. Ermittlungsbehörden und Geheimdiensten gelang es mehrfach, Nutzer zu ermitteln, die sich sicher wähnten. Doch zumindest macht man es auf diesem Weg der Werbe-Industrie schwerer, Daten über einen zu sammeln.
Quellen:Google, Die Studie zum Nachlesen, Statcounter, Tor-Browser, Mashable, New York Times
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