Die britische Polizei hat den mutmaßlichen Sprecher der Hackergruppen Lulz Security (Lulzsec) und Anonymous festgenommen. Der 18-Jährige, der im Internet unter dem Pseudonym "Topiary" auftrete, sei auf den schottischen Shetland-Inseln aufgegriffen und in Polizeigewahrsam nach London gebracht worden, teilte Scotland Yard mit. Obwohl sich Lulz Security und Anonymous unterscheiden, haben sie teilweise dieselben Mitglieder und verfassen manchmal gemeinsame Erklärungen.
Lulz Security hatte sich in der Vergangenheit zu einer Reihe spektakulärer Angriffe auf Webseiten von Unternehmen wie Sony und Nintendo und den US-Geheimdienst CIA bekannt. Vergangene Woche knackte die Gruppe die Internetseite der britischen Boulevardzeitung "The Sun" und verbreitete eine Falschmeldung über den angeblichen Tod von Medienmogul Rupert Murdoch. Die Hackergruppe Anonymous wurde bekannt durch ihre Cyber-Attacken auf Unternehmen wie Paypal und Visa. Seit einiger Zeit gehen die Behörden verschärft gegen beide Gruppen vor. Bei Razzien in den USA, Großbritannien und den Niederlanden wurden nach Angaben der US-Bundespolizei FBI von vergangener Woche 21 Verdächtige festgenommen.
Boykottaufruf gegen Paypal
Nach den Festnahmen haben Anonymous und Lulzsec jetzt zu einem Boykott des Bezahldienstes Paypal aufgerufen. In einer im Web veröffentlichen Nachricht begründen die Hacktivisten ihre Aktion: Angeblich halte Paypal immer noch Gelder zurück, die eigentlich Wikileaks gehörten. Und außerdem unterstütze das zu Ebay gehörende Unternehmen die Strafverfolgungsbehörden bei ihrer Arbeit. Das FBI soll eine Liste mit bis zu 1000 IP-Adressen von Computern erhalten haben, die an den Angriffen auf Paypal beteiligt gewesen sein sollen.
Der lose Zusammenschluss von Hackern wendet sich in dem Text auch an das FBI und den Gesetzgeber. Nach Ansicht von Anonymous und Lulzsec habe es sich bei ihren Störangriffen um Akte des zivilen Ungehorsams, um "digitale Sit-ins" gehandelt. Das sei etwas anderes als das Betreiben von großen Botnetzen zu kriminellen Zwecken. Die Hacker protestieren dagegen, dass beide Aktionen vor dem Gesetz gleich behandelt würden, mit demselben Strafmaß: Geldstrafen in Höhe von bis zu 250.000 Dollar und bis zu zehn Jahre Gefängnis.