QAnon und offene Drohungen "Warum sind alle so gemein?" Bei Truth Social schimpft Donald Trump wieder wie früher

Ex-US-Präsident Donald Trump
Bei Truth Social hat Donald Trump nach seinem Twitter-Aus eine neue Bühne gefunden
© Mark Humphrey / DPA
Obwohl Donald Trumps Präsidentschaft alles andere als ereignislos war, prägte wohl kaum etwas seine Wahrnehmung wie die täglichen Tiraden bei Twitter. Angesichts der Ermittlungen gegen ihn legt er bei Truth Social nun wieder los. 

Angriffe auf Gegner, Lobpreisung der Verbündeten und ganz viel Egoboost: Twitter war für Donald Trump schon vor seiner Präsidentschaft das Mittel der Wahl, um direkt mit seinen Anhängern zu kommunizieren. Nachdem er dort gesperrt wurde, war es auf einen Schlag deutlich ruhiger um ihn. Seit die Ermittlungen gegen ihn Fahrt aufnehmen, hat Trump nun seine eigene Plattform Truth Social zu nutzen begonnen. Und die Tiraden dort lassen selbst seine extremsten Twitter-Tage gemäßigt erscheinen.

Alleine am Montag hatte der Ex-Präsident über 60 sogenannte "Truths" ("Wahrheiten", so nennt Truth Social seine Version eines Tweets) abgesetzt, in den letzten Stunden ging die Tirade teilweise im Minutentakt weiter. Der Inhalt ist bestimmt von den Vorwürfen gegen ihn, unerlaubt geheime Dokumente in seinem Wohnsitz in Mar-A-Lago gelagert zu haben. Und von Angriffen gegen alle, die nicht fest genug an seiner Seite stehen.

Verbaler Rundumschlag

Neben Attacken auf offensichtliche Ziele wie seinen Nachfolger Joe Biden, der für die Durchsuchung Mar-A-Lagos verantwortlichen US-Bundespolizei FBI und Justizminister Merrick Garland geht er auch einstige Verbündete wie den republikanischen Mehrheitsführer Mitch McConnell oder sein einstiges Hausblatt, die "New York Post" an, weil sie ihn seiner Ansicht nach nicht ausreichend unterstützen oder gar wie im Falle der "Post" dazu aufrufen, Trump endlich den Laufpass zu geben.

Bei der Wahl seiner Mittel ist Trump nicht besonders wählerisch. Zwischen seinen typisch erratisch geschriebenen persönlichen Attacken teilt der Ex-Präsident auch jede Menge Artikel und Truths anderer Nutzer, die er als Unterstützung wahrnimmt. Darunter finden sich zwar bekannte rechte News-Outlets wie "Breitbart", aber auch jede Menge Posts, die dem radikalen Verschwörungs-Mythos QAnon zuzuordnen sind. Deren Erzählungen übernimmt Trump mittlerweile vollständig. Sei es die Geschichte um den vermeintlichen "Laptop aus der Hölle", der Joe Bidens Sohn Hunter inkriminieren soll oder die Idee, der Sturm auf das Kapitol sei eine heimliche Kooperation zwischen Antifa und FBI: Trump verschaffte beiden durch Weiterleitungen (sogenannte "Retruth") Legitimation, behauptet sie auch selbst als Tatsache.

Selbst die unter seiner Regierung entwickelten Covid-Impfstoffe attackiert er mittlerweile. Ein Anhänger hatte Trumps Tochter Ivanka ein falsches Zitat untergejubelt und Biden eine Manipulation der Bevölkerung mittels der Impfstoffe unterstellt. Trump teilte das unkommentiert. Dabei war die schnelle Entwicklung der Impfstoffe in der Anfangszeit von Trump noch stolz als seine eigene Leistung verkündet worden. Das war allerdings bevor sich die amerikanische Rechte gegen die Impfung und Maskenpflichten positionierte.

Spott statt Publikum

In anderen sozialen Medien wie Twitter sorgen Trumps Tiraden für viel Spott. Eine seiner Nachrichten mit der Frage "Warum sind alle so gemein?" beantwortete etwa der republikanische Aktivist Rick Wilson bei Twitter mit: "Es liegt an Dir. Nur an Dir." Andere Nutzer fragten öffentlich, wann ihm seine Kinder "endlich das Telefon abnehmen". "Welches der sieben Stadien von ‘Ich wurde beim Diebstahl geheimer Informationen erwischt' ist das?", witzelte ein anderer in Bezug auf die sieben Phasen der Trauerbewältigung. 

Obwohl Truth Social bereits seit Anfang des Jahres als Trumps eigene Alternative zu Twitter in Betrieb ging, hatte sich der Ex-Präsident dort zunächst rar gemacht. Erst in den letzten Monaten begann er, dort regelmäßig Nachrichten an seine etwa vier Millionen Follower zu posten. Im Vergleich zu Twitter ist das Publikum weiter klein: Dort hatte Trump mit zuletzt über 88 Millionen Followern nicht nur mehr Nutzer erreicht, die Berichterstattung durch die Medien hatte vielen seiner Tweets noch einmal erheblich mehr Reichweite verschafft. Wie lange er noch auf Truth Social als Sprachrohr setzen kann, wird sich zeigen: Wegen mangelnder Einnahmen droht dem Dienst die Pleite, zudem wurde die App gerade im Google Play Store wegen mangelnder Moderation abgelehnt. 

Quellen: Truth Social, Twitter

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mma

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