VG-Wort Pixel

Nach Sperre Twitter-Entzug: Trump schreibt Beleidigungen auf Zettel, um sie anderen aufzudrängen

Donald Trump schreibt auf einem Blatt Papier
Statt auf Twitter soll Donald Trump seine Beleidigungen nun offline aufschreiben
© Planet Pix via ZUMA Wire / Imago Images
Sein Twitter-Account war Donald Trumps wichtigstes Werkzeug. Nach der Sperre greift der Ex-Präsident nun zu verzweifelten Maßnahmen.

Ohne Twitter wäre die Präsidentschaft für Donald Trump möglicherweise unerreichbar geblieben. Wie kein Politiker vor ihm schaffte er es, über den Kurznachrichtendienst mit seiner Basis zu kommunizieren. Seit einigen Wochen ist der Ex-Präsident nun auf seiner Lieblingsplattform gesperrt. Und das scheint ihn ziemlich mitzunehmen.

Denn der Präsident nutzte seinen im Rahmen des Sturms auf das Kapitol gesperrten Account @realdonaldtrump nicht nur, um politische Maßnahmen zu verkünden, Verbündete zu loben und seine Anhänger aufzupeitschen. Einer seiner Lieblings-Einsätze für den Account war der als Überdruckventil, um seiner Wut auf seine Gegner Luft zu machen - und sie mit Beleidigungen und selbst kreierten Schimpfnamen zu überziehen.

Verzweifelte Notlösung

Doch das ist seit dem Bann nicht mehr möglich. Der Ex-Präsident habe daher zu anderen Mitteln gegriffen, berichtet "The Daily Beast" unter Berufung auf einen Insider. Demnach habe Trump in seinem Exil in Mar-a-Lago zahlreiche Beleidigungen und Beobachtungen zu mehreren Personen aufgeschrieben. Weil er sie aber nicht mehr twittern konnte, habe er die Herabsetzungen seinem Umfeld zur Benutzung angeboten oder gleich darum gebeten, sie für ihn zu twittern.

Besonders scheint ihn aktuell Liz Cheney auf die Palme zu bringen. Die Tochter des ehemaligen Vize-Präsidenten Dick Cheney und Vertreterin Wisconsins im Repräsentantenhaus hatte es gewagt, dem Amtsenthebungsverfahren gegen Trump zuzustimmen - obwohl sie wie er zur republikanischen Partei gehört. Kein Wunder, dass sich gleich eine ganze Reihe der notierten Beleidigungen gegen die vermeintliche Verräterin richten. Sie sei eine "totale Blenderin", soll der Präsident gewütet haben. Cheney habe ihn unterstützt, als es ihr genützt habe, nun lasse sie ihn fallen. Sie habe "keine Freunde", schimpfte der gekränkte Trump.

Regieren per Tweet

Twitter war für Trump immer mehr als nur ein offizielles Werkzeug. Das merkte man auch am Ton der Tweets. Wenn ab zehn Uhr Morgens bis zum Feierabend Social-Media-Manager Dan Scavino den Account kontrollierte, klangen die Tweets zwar angreifend, waren aber in der Regel weniger emotional geladen und wirkten halbwegs offiziell. Das änderte sich, wenn Trump übernahm. Nachts und frühmorgens twittere der Präsident selbst und ließ dann oft seinen Gefühlen freien Lauf. Die ungefiltert Twittertiraden, wenn in den Morgenstunden die Lieblings-Nachrichtensendungen kommentiert, das politische Personal gelobt oder gescholten wurden, waren berüchtigt. Dazu benutzte er ein eigenes iPhone, dass nur die Twitter-App installiert hatte.

Trump, der wegen seiner Brille nie vor anderen twitterte, war sich der Macht seiner Tweets bewusst. "Boom, ich drücke den Knopf", erklärte er etwa genüsslich auf einer Pressekonferenz. "Und zwei Sekunden später gibt es Breaking News." Diese Fähigkeit und die daraus resultierende Aufmerksamkeit genoss er sichtlich.

Problemfall Präsident

Seine Beziehung zur Firma Twitter waren indes nicht so rosig. Zwar ließ der Konzern den Präsidenten deutlich länger währen, als das bei anderen Nutzern der Fall war. Wohl auch, weil die Tweets dem Dienst jede Menge Nutzer bescherten. Im letzten Frühjahr begann Twitter allerdings, vermehrt irreführende Tweets des Präsidenten hinter einer Warnung zu verbergen. Zunächst war das bei falschen Behauptungen zu Corona der Fall, später kamen die Unmengen unbelegter Vorwürfe des Wahlbetrugs hinzu, mit denen Trump seine Basis anstachelte und das Ergebnis der Wahl im November anzuzweifeln versuchte.

Zu dieser Zeit begann Twitter dann zum ersten Mal auch, die Möglichkeit einer Account-Sperrung zu erwägen, wenn der Präsident aus dem Amt sei. Letztlich kam es früher dazu. Weil Donald Trump auch nach dem Angriff auf das Kapitol durch seine Anhänger immer wieder Öl ins Feuer goss, wurde zunächst sein privater Account, später auch der des Wahlkampfteams und die einiger seiner Mitarbeiter gesperrt. Der einfache Grund: Trump hatte versucht, direkt über diese Accounts zu twittern, hatte sogar Namen und Bild ausgetauscht. Daraus scheint er gelernt zu haben. Und versucht es eben nun nur noch mit Vorschlägen.

Quelle: Daily Beast

Lesen Sie auch:

Politik per Twitter: So herrscht Donald Trump über die sozialen Medien

Ein eigenes iPhone für Twitter: Wie Trump sein Sicherheits-Team in den Wahnsinn treibt

Aus diesem Grund twittert Donald Trump nie vor anderen

Twitter als "nationales Sicherheitsrisiko": Trumps Krieg gegen die sozialen Netzwerke geht weiter

Mehr zum Thema

Newsticker