Es ist noch gar nicht lange her, da wurden über Nordkoreas Hackertruppen noch Witze gemacht. Ein verarmter Staat, weitgehend abgeschnitten vom Internet. Und gefühlt fernab der modernen Welt.
Das hat sich grundlegend verändert: Die gut ausgebildeten Staatshacker sind mittlerweile eine der wichtigsten Einnahmequellen des Regimes von Kim Jong-un. Alleine eine einzige Aktion im letzten Sommer soll ihnen 100 Millionen Dollar in die klammen Kassen gespült haben.
Das bestätigte kürzlich die US-Bundespolizei FBI. Gemeinsam mit einem halben Dutzend weiterer Behörden und Staatsanwaltschaften habe man den Hack der sogenannten Harmony Bridge im Juni 2022 untersucht. Und sei nun sicher, dass die nordkoreanische Lazarus-Gruppe dahinterstecke, meldete das FBI am Montag in einer Pressemitteilung.
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Die "Railgun" überführt die Täter
Zu dem Angriff kam es am 24. Juni vergangenen Jahres. Bei der Harmony Bridge handelt es sich um eine Art Schnittstelle, über die Besitzer:innen von Kryptowährungen ihre digitalen Münzen von einer Blockchain auf eine andere übertragen können.
Die Lazarus-Hacker hatten eine Schwachstelle in der Technologie entdeckt – und darüber digitale Münzen der Währungen Ether, Tether und Wrapped Bitcoin im Wert von 100 Millionen Dollar (aktuell etwa 92 Millionen Euro) gestohlen.
Den Behörden war es gelungen, das Geld nachzuverfolgen. So habe man nachweisen können, dass die Hacker vor zwei Wochen mittels des Programms "Railgun" mehr als 60 Millionen Dollar in Ether aus dem Diebstahl zu waschen versuchten.
Dabei wurden sie allerdings von den Beamten ertappt. Ein Teil des Geldes sei daraufhin eingefroren worden und der Großteil wanderte in Wallets, die von den US-Behörden kontrolliert werden.
Nuklear-Finanzierung
Dass Nordkorea sich durch die digitalen Raubzüge Millionen verschafft, macht den US-Behörden vor allem aus einem Grund Sorgen: Die gestohlenen Gelder würden auch zur Finanzierung des Atomwaffen-Programmes des international isolierten Staates genutzt, betont das FBI.
Dass seine Hacker für Kim Jong-un eine der wichtigsten Geldquellen geworden sind, ist seit Jahren bekannt. Immer wieder machen Gruppen wie Lazarus mit spektakulären Aktionen auf sich aufmerksam.
Beinahe wäre der Gruppe 2016 der größte Bankraub bis dato gelungen: Mit einer geschickten Aktion wollten sie in einer Bank in Bangladesch fast eine Milliarde Dollar erbeuten. Am Ende scheiterte die Aktion an einem einzigen Wort, das zufällig auf einer Sperrliste stand (hier lesen Sie die ganze Geschichte).
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