Es gehört zu den größten Revolutionen des Technik-Zeitalters: Nie war es so einfach, in unbekannten Gegenden den Weg zu finden, wie heute mit live aktualisierten Routenführungen. In North Carolina soll es dadurch nun aber zu einem tragischen Unfall gekommen sein. Die Familie verklagt nun deswegen Google.
Philip Paxson war im September letzten Jahres spätabends vom Geburtstag seiner Tochter bei starkem Regen durch die ihm unbekannte Gegend nach Hause gefahren. In der Nähe der Stadt Hickory wurde er von Google Maps über eine Brücke geleitet. Was er nicht wusste: Die Brücke war bereits vor neun Jahren zusammengestürzt. Paxtons Jeep stürzte sechs Meter in den darunterliegenden Fluß, der 47-Jährige ertrank in seinem Wagen. Rettungskräften konnten nur noch seinen Leichnam bergen.

Schwere Vorwürfe gegen Google
Dass die Brücke nicht mehr existierte, war in der Gegend natürlich bekannt – und auch Google war mehrfach darüber informiert worden, wie aus der Klage der Familie hervorgeht. Demzufolge hatte erwa ein Anwohner 2020 die Änderungsvorschlags-Funktion des Kartendienstes genutzt, um darauf hinzweisen, dass Google Routen über die nicht mehr befahrbare Brücke empfahl. Eine zwei Monate später versandte Antwort-Mail des Konzerns bestätigt den Eingang des Vorschlags, man werde ihn prüfen, heißt es dort.
"Ich kann nicht verstehen, wie diejenigen, die für das GPS und die Brücke verantwortlich sind, so wenig Wert auf ein menschliches Leben", klagt die Witwe Alicia Paxton gegenüber der "Associated Press". "Unsere Töchter fragen, warum ihr Papa gestorben ist und ich habe keine Antwort." Ein Google-Sprecher drückte gegenüber mehreren Medien die Sympathie des Konzerns gegenüber der Familie aus. "Unser Ziel ist es, möglichst genaue Routen-Informationen zu liefern. Wir werden diese Klage genau untersuchen."
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Mit der Katastrophe von Tschernobyl wurde das nahegelegene Prypjat zur nuklearen Geisterstadt. In den letzten Jahren wird es zur Touristen-Attraktion. Wer es gerne ohne den ständigen Blick auf den Geigerzähler erkunden will, kann das bei Maps tun.
Keine Barrieren oder Warnungen
Dass Paxton einfach über die Brücke fahren konnte, ist aber nicht nur der falschen Routenführung zuzuschreiben. Offenbar gab es weder Absperrungen noch Warnschilder, die auf den Einsturz hinwiesen. Die Brücke gehörte nach Angaben der Verkehrspolizei einer Privatfirma, die mittlerweile allerdings Pleite gegangen ist. Weder der Staat noch die lokalen Behörden seien für die Wartung der Brücke zuständig. In der Klage werden entsprechend mehrere weitere Unternehmen genannt, denen die Straße und die anliegenden Landflächen gehören sollen.
Quellen: Associated Press, The Guardian