Auf Facebook und Twitter erhitzen sich die Gemüter leicht: Trifft eine Aussage, ein Bild oder eine Aktion den Nerv von vielen Menschen, kann sich schnell ein veritabler Shitstorm zusammenbrauen – der Albtraum von Prominenten, Politikern und Unternehmen, die im Internet unterwegs sind. Seit 2013 hat das Wort sogar seinen Platz im Duden, als "Sturm der Entrüstung in einem Kommunikationsmedium des Internets, der zum Teil mit beleidigenden Äußerungen einhergeht" wird es dort definiert.
Auch in diesem Jahr zogen viele Promis und Firmen den Unmut der User auf sich. Wir haben einige Beispiele aus 2017 gesammelt, die auch ein Lehrstück dafür sind, wie man es nicht machen sollte. Das Beruhigende: Jeder Shitstorm hat sich recht schnell wieder verzogen.
Der Gesangsausflug von Beauty-Bloggerin Bibi
Shitstorms ereilen besonders oft diejenigen, an denen sich die Geister scheiden. Youtuberin Bianca "Bibi" Heinicke ist eine von denen, die polarisieren – entweder man liebt sie oder man hasst sie. Besonders deutlich zeigte sich das, als die Beauty-Bloggerin im Mai meinte, nun auch noch singen zu müssen. Ihr Song "How it is (wap bap ...)" brachte der 24-Jährigen nicht nur jede Menge hämische Kritik, sondern auch mittlerweile mehr als 2,6 Millionen negative Bewertungen auf Youtube ein. Bibi nahm es gelassen: "Jeder kann das Video oder den Song bewerten, wie er möchte" – ihren Fans gefiel das Stück schließlich.
Peter Tauber (CDU) brüskiert Minijobber
Mitten im Wahlkampf vergriff sich CDU-Generalsekretär Peter Tauber auf Twitter im Ton. "Wenn Sie was Ordentliches gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs", antwortete er einem User – und übersah dabei, dass viele Menschen anders gar nicht über die Runden kommen. Viele Nutzer fühlten sich persönlich beleidigt und von der Politik im Allgemeinen mit ihren Sorgen nicht ernstgenommen. Tauber versuchte zunächst, seinen Tweet zu erklären, ruderte schließlich aber unter dem öffentlichen Druck zurück und entschuldigte sich. Was blieb, war die Frage: Was ist eigentlich was Ordentliches?

Felix Baumgartners Sexismus-Fehltritt
Seit Felix Baumgartner 2012 aus 39 Kilometer Höhe zurück auf die Erde gesprungen ist, fiel der Österreicher vor allem durch weniger ruhmreiche Äußerungen in der Öffentlichkeit auf. Nachdem er im vergangenen Jahr nach rechtspopulistischen Aussagen schon viel Kritik geerntet hatte, trat Baumgartner 2017 erneut gehörig daneben.
Auf Facebook echauffierte er sich über die öffentliche Kritik an einer Werbung des Unterwäscheherstellers Palmers, die leicht bekleidete junge Frauen zeigt: "Ich finde die Mädls weltklasse und springe da gerne mal dazwischen rein." Damit nicht genug Sexismus. Für Fernsehmoderatorin Corinna Milborn, die die Werbung gerügt hatte, gab es von Baumgartner noch eine Spitze: Bei ihrer Figur sei es kein Wunder, dass sie sich über das Motiv aufrege.
Pennys kalkulierter Shitstorm
Viele Shitstorms entstehen aus Unachtsamkeit – einige aber vermitteln das Gefühl, als PR-Gag am Reißbrett geplant worden zu sein. Zumindest Discounter Penny erweckte zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts diesen Eindruck. Denn was in den sozialen Netzwerken (leider) passiert, wenn man einen Schokoladen-Weihnachtsmann in Regenbogenfarben auf den Markt bringt, ist ziemlich absehbar. Und tatsächlich funktionierten die Reflexe: Im Netz ergossen sich homophobe Kommentare unter dem Penny-Slogan "Regenbogenliebe", der Discounter hatte die notwendige Aufmerksamkeit für seine Aktion. Ob sich der "Regenbogen-Zipfelmann" dadurch besser verkaufte als der klassische Weihnachtsmann, ist nicht bekannt.
Antirassismus-Kampagne von Pepsi geht schief
Eigentlich verfolgte Softdrink-Hersteller Pepsi mit seinem Werbespot eine ehrenwerte Idee – das ging aber gründlich daneben. In dem Spot beteiligt sich Top-Model Kendall Jenner an einer Demonstration, die an die "Black Lives Matter"-Proteste in den USA erinnert. Dass diese Demonstrationen, mit denen Farbige auf Rassismus in den Vereinigten Staaten aufmerksam machen wollen, von einem Milliarden-Unternehmen vereinnahmt werden, fassten viele Menschen als Affront auf. Da half es auch nichts, dass Pepsi "eine weltweite Botschaft von Einheit, Frieden und Verständnis vermitteln" wollte. Die politisch unkorrekte Werbung musste zurückgezogen werden.