Der Vorwurf taucht immer wieder auf: Facebook- oder Instagramnutzer fühlen sich von dem Netzwerk überwacht. So gibt es immer wieder den Verdacht, dass die Apps über das Smartphone-Mikro mitlauschen. Im Sommer gab es nun einen neuen Vorwurf: Instagram soll heimlich auf die Kamera zugreifen. Eine Klage soll nun klären, ob das wirklich stimmt.
Hintergrund ist eine Neuerung im gerade erschienen iPhone-System iOS 14. Neben vielen anderen Neuerungen soll das auch die Privatsphäre der Nutzer besser schützen. Eine der Maßnahmen dazu: Mit einem kleinen Punkt neben dem Empfangsbalken zeigt das iPhone nun an, ob das Mikro oder die Kamera eingeschaltet sind. Als im Juni die Testversion des Systems erschien, bekamen viele Nutzer einen Schreck: Selbst wenn sie nur die Bilder anderer betrachteten, zeigte iOS an, dass Instagram die Kamera eingeschaltet hatte. Und sie fühlten sich wenig überraschend überwacht.
Facebook spricht von einem Fehler
Eine aus New Jersey stammende Instagram-Nutzerin will nun Klarheit schaffen. Sie reichte eine Klage beim Bundesgericht in San Francisco ein, berichtet "Bloomberg". Demnach wirft sie der Facebook-Tochter vor, die Kamera bewusst einzuschalten, "um lukrative und wertvolle Daten über die Nutzer zu erhalten, auf die sie sonst keinen Zugriff hätte", so die Klage. Es handle sich dabei um "extrem private und intime persönliche Daten über die Nutzer, die sogar die Privatsphäre Zuhause" beträfen. Die Daten würden dann zu Marketing-Zwecken missbraucht, so der Vorwurf.
Auf eine Anfrage von "Bloomberg" zu der Klage wollte sich der Konzern nicht äußern. Zum Zeitpunkt der ersten Medienberichte im Sommer hatte Facebook betont, es habe sich beim Einschalten der Kamera um einen Fehler gehandelt. Tatsächlich ließ sich das Verhalten bei vielen Nutzern nicht reproduzieren, auch Versuche des stern mit der Testversion und dem finalen iOS 14 konnten den Vorwurf nicht bekräftigen.

Ob sich die Vorwürfe beweisen lassen, muss sich zeigen. In der Vergangenheit gab es bereits häufiger Versuche, die Schnüffelvorwürfe zu belegen, etwa einen Test des Magazins "Markt", in dem das Mitlauschen bewiesen werden sollte. Ein echter Beweis konnte bislang nicht erbracht werden. Hannes Federath, Vorsitzender der Gesellschaft für Informatik, sagte dem Magazin, dass er ein Mithören für unwahrscheinlich halte, obwohl es technisch möglich sei. Vielmehr vermutete er intelligente Algorithmen, welche die zahlreichen Nutzerdaten auswerten, hinter den manchmal gruselig genauen Werbeanzeigen. Facebook-Chef Mark Zuckerberg dürfte indes wenig dazu beitragen, die Angst seiner Nutzer zu beschwichtigen: In einem Foto aus seinem Büro war klar zu erkennen, dass er Kamera und Mikrofon seines Laptops abgeklebt hatte.