Kommissionsentscheidung EU erlaubt Handytelefonate im Flugzeug

Die EU-Kommission macht den Weg für Handy-Telefonate auf innereuropäischen Flügen frei: Sie verabschiedete einheitliche Regeln für die Einführung von Bordsystemen, die Telefongespräche ohne Gefährdung der Sicherheit ermöglichen. Doch nicht alle Fluggesellschaften wollen mitmachen.

Handy-Telefonate im Flugzeug sollen künftig in ganz Europa möglich sein. Die EU-Kommission verabschiedete einheitliche Regeln für die Einführung von Bordsystemen, die Telefongespräche ohne Gefährdung der Flugsicherheit erlauben.

Die beiden größten deutschen Airlines, Lufthansa und Air Berlin, wollen Handy-Telefonate dennoch nicht zulassen. British Airways äußerte sich zurückhaltend, Air France erprobt die neue Technik schon.

Nach Angaben der EU-Kommission planen mehrere europäische Fluggesellschaften, noch in diesem Jahr ebenfalls Mobilfunknetze in ihre Maschinen einzubauen. Darunter sind Ryanair, British Midland and die portugiesische Fluggesellschaft TAP. Außerhalb Europas erprobt etwa Emirates die neue Technik, bei der im Flugzeug ein Funknetz erzeugt wird und alle Verbindungen über eine Außenantenne und einen Satelliten laufen.

Für die Lufthansa ist Mobiltelefonieren an Bord derzeit kein Thema, wie Sprecher Jan Bärwalde mitteilte. Kundenbefragungen zeigten eine mehrheitliche Ablehnung. "Die Leute möchten nicht gestört werden." Die Lufthansa setze weiter auf einen Breitband-Internetzugang während des Flugs, wie dies bereits von 2004 bis Ende 2006 erfolgreich angeboten worden sei. Derzeit suche die LH einen neuen Partner für die technische Umsetzung.

"Heilloses Geklingel"

Auch die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft, Air Berlin, will keine Handy-Gespräche an Bord ermöglichen. "Das wird eher als Störung empfunden", sagte Sprecherin Alexandra Müller. "Das gäbe ein heilloses Geklingel an Bord." Skepsis auch bei British Airways: "Es könnte das Reiseerlebnis abwerten", sagte eine Sprecherin.

Air France lässt seit der vergangenen Woche die Passagiere eines umgerüsteten A318 auf ausgewählten europäischen Verbindungen schon mit ihren Handys telefonieren. Seit Dezember 2007 wurde schon ein SMS- und E-Mail-Service an Bord erprobt.

In den USA weiter verboten

Das Bundesverkehrsministerium hatte bereits Anfang März die rechtlichen Voraussetzungen für Handy-Telefonate in Flugzeugen geschaffen. Ohne europaweit einheitlichen Ansatz hätten die Airlines den neuen Service aber nur auf Inlandsflügen anbieten können und für alle übrigen Verbindungen eine eigene Zulassung bei der jeweiligen nationalen Behörde erwirken müssen. Mit der Kommissionsentscheidung ist klargestellt, dass eine etwa in Deutschland erlangte Zulassung automatisch auch in allen übrigen 26 EU-Staaten gilt. Da im internationalen Luftraum die Bestimmungen des Heimatlands einer jeden Fluggesellschaft gelten, werden USA-Reisende künftig auch über dem Atlantik telefonieren können. In den USA ist der Gebrauch von Mobiltelefonen im Flugzeug weiter verboten.

Telefonat über den Wolken könnte teuer werden

Die von den Anbietern AeroMobile, OnAir und H4 hergestellten Bordsysteme verhindern, dass sich die Mobiltelefone direkt in terrestrische Netzwerke am Boden einwählen und die Flugzeugtechnik stören. Bei Start und Landung, Turbulenzen und einer Flughöhe unter 3.000 Metern müssen die Telefone abgeschaltet bleiben. Die Preisgrenzen für Mobilfunkgespräche im EU-Ausland werden im Flugzeug nicht gelten. "Wir gehen davon aus, dass die neuen Dienste ein bisschen teurer sein werden als Mobiltelefonate am Boden", sagte Kommissionssprecher Martin Selmayr. EU-Kommissarin Vivian Reding warnt: "Wenn die Verbraucher schockierend hohe Telefonrechnungen erhalten, wird das Angebot nicht abheben."

DPA
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